Drei Wochen nach ihrer für Samstag, 15. Dezember 2018 geplanten Gründung soll die neue ukrainisch-orthodoxe Landeskirche allen 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen gleichgestellt werden.
Drei Wochen nach ihrer für Samstag, 15. Dezember 2018 geplanten Gründung soll die neue ukrainisch-orthodoxe Landeskirche allen 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen gleichgestellt werden.
Fast alle Bischöfe der moskautreuen ukrainischen Kirche lehnen Teilnahme an Gründungssynode in Kiewer Sophienkathedrale ab.
Drei Wochen nach ihrer für Samstag, 15. Dezember 2018 geplanten Gründung soll die neue ukrainisch-orthodoxe Landeskirche allen 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen gleichgestellt werden.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., will offenbar deren Oberhaupt am 6. Jänner 2019 in Istanbul die Bulle (Tomos) über die Verleihung der kirchlichen Eigenständigkeit (Autokephalie) übergeben. Das sagte der Sprecher der ukrainischen Kirche des Kiewer Patriarchats, Erzbischof Jewstratij Sorja, nach Angaben örtlicher Medien am Donnerstagabend, 13. Dezember. Damit verliere Moskau die kirchliche Hoheit über die Ukraine, so der Erzbischof.
Unbestätigten Medienberichten zufolge nominierte das Kiewer Patriarchat Metropolit Epiphanius (39) als Kandidat für die Leitung der neuen Kirche. Das Oberhaupt soll am Samstag beim Gründungskonzil in der Kiewer Sophienkathedrale gewählt werden. Dieses größte christliche Heiligtum der Ukraine war bisher auch in postkommunistischer Zeit staatliches Museum geblieben. Jetzt soll es der neuen ukrainischen Autokephalkirche übergeben werden.
Bisher gibt es in der Ukraine drei große orthodoxe Kirchen. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) mit Metropolit Onufrij (Berezowskij), das ukrainische orthodoxe Kiewer Patriarchat (UOK-KP) mit Patriarch Filaret (Denisenko) und die kleinere "Ukrainische autokephale orthodoxe Kirche", deren Primas Metropolit Makarij (Maletytsch) ist. Die beiden letzteren lehnen eine Unterordnung unter Russland strikt ab und haben sich von Moskau bereits 1992 beziehungsweise 1921 abgespalten.
Als Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Christen hat Bartholomaios I. die Bischöfe aller drei Kirchen zu dem Kiewer Konzil, das unter dem Vorsitz des Pariser Metropoliten Emmanuel (Adamakis) stattfinden wird, eingeladen. Fast alle der 90 Bischöfe der moskautreuen ukrainischen Kirche lehnt die Teilnahme an dem Sobor aber ab. Sie betrachten die Bischöfe der beiden anderen Kirchen als Schismatiker (Kirchenspalter) und werfen dem Patriarchen von Konstantinopel eine unzulässige Parteinahme für sie vor. Das Kiewer Patriarchat zählt 41 Bischöfe, die dritte Kirche rund ein Dutzend.
Über ihre Mitgliederzahl machen die drei Kirchen selbst keine genauen Angaben, nennen aber die Zahl ihrer Pfarren. Demnach verfügt die ukrainische Kirche des Moskauer Patriarchats mit großem Abstand über die meisten Gemeinden. Zum Kiewer Patriarchat bekannten sich jedoch in einer im September veröffentlichten Meinungsumfrage deutlich mehr Bürger als zur mit Moskau verbundenen Kirche: Knapp 45,2 Prozent der orthodoxen Ukrainer fühlen sich dem Kiewer Patriarchat zugehörig, der ukrainischen Kirche des Moskauer Patriarchats hingegen nur 16,9 Prozent. Ein Drittel bezeichnete sich als "einfach orthodox", ordnete sich also keiner Konfession zu. Zur "Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche" bekannten sich 2,1 Prozent.
Die von Konstantinopel betriebene Kirchengründung stößt auf heftigen Widerstand der russisch-orthodoxen Kirche, der mehr als die Hälfte der rund 250 Millionen orthodoxen Christen angehören. Das Moskauer Patriarchat will die Oberhoheit über die Ukraine behalten. Aus Protest gegen die Gründung der eigenständigen ukrainischen Landeskirche stellte die russische Kirche ihre Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Patriarchat ein. Zudem verbot sie ihren Gläubigen die Teilnahme an Gottesdiensten in dessen Kirchen. Damit droht der orthodoxen Kirche die Spaltung.
Die anderen orthodoxen Landeskirchen weltweit drängten bislang ohne Erfolg auf eine Einigung zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau.
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat im Streit um die ukrainische Kirche Papst Franziskus und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel um Hilfe gebeten. Franziskus und Merkel sollten sich für den Schutz der Moskau unterstehenden Geistlichen und Gläubigen in der Ukraine stark machen, so das Kirchenoberhaupt nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einem am Freitag in Moskau in Ausschnitten veröffentlichen Schreiben. Entsprechende Briefe richtete Kyrill I. auch an viele weitere Kirchenführer sowie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die Vereinten Nationen und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Bischöfe und Priester seiner Kirche würden in der Ukraine massiv verfolgt, klagt der Patriarch. Die Regierung in Kiew müsse die Religionsfreiheit garantieren und dürfe sich nicht in Kirchenangelegenheiten einmischen.
Die russisch-orthodoxe Kirche lehnt die für diesen Samstag geplante Gründung einer von Moskau unabhängigen ukrainischen Landeskirche strikt ab. Sie will die kirchliche Hoheit über die Ukraine behalten und befürchtet die Beschlagnahmung vieler ihrer Gotteshäuser. Die Regierung in Kiew entzog ihr bereits das Nutzungsrecht für ein bedeutendes Kloster.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko setzt sich massiv für die Kirchengründung ein. Wiederholt verurteilte er, dass Bischöfe im militärischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine statt auf Kiews Seite auf der Seite Moskaus stünden. Die ukrainischen Behörden werfen mehreren mit Moskau verbundenen Geistlichen vor, religiösen Hass zu schüren.