P. Karl Wallner, Sr. Hellen Lamunu, Alfons Haider.
P. Karl Wallner, Sr. Hellen Lamunu, Alfons Haider.
"Red Hand Day"-Veranstaltung in Wien. Mit Projektpartnerin Sr. Lamunu aus Uganda, Moderator Alfons Haider und dem ehemaligen ORF-Kriegsberichterstatter Friedrich Orter.
Kindern ihr Kind-Sein zu nehmen ist "das wohl grausamste Verbrechen" überhaupt": Das hat anlässlich des "Red Hand Day", des "Internationalen Tags gegen den Einsatz von Kindersoldaten", "Missio Österreich"-Nationaldirektor Pater Karl Wallner betont. Bei einer Abendveranstaltung für ehemalige Kindersoldaten und deren Kinder in Uganda waren am Dienstagabend, 12. Februar 2019 in der Missio-Nationaldirektion in der Wiener Seilerstätte Projektpartnerin Schwester Hellen Lamunu aus Gulu (Uganda), Moderator Alfons Haider und der ehemalige ORF-Kriegsberichterstatter Friedrich Orter zu Gast. Wallner: "Es braucht noch mehr Sensibilisierung für das Thema und das Bewusstsein, dass es tausende Kinder weltweit gibt, die als Soldatinnen und Soldaten ausgebeutet werden."
Hellen Lamunu wurde in Uganda bereits dreimal von Rebellengruppen entführt und setzt sich heute für ehemalige Kindersoldaten ein, teilte Missio am Mittwoch mit. Für Nationaldirektor Wallner sei die Ordensschwester eine "Heldin der Nächstenliebe", die ihr Leben ganz den für Gewalt missbrauchten Kindern widmet: "Schwester Hellen hat Unglaubliches erlebt und erlitten, aber sie hat verzeihen gelernt." Ihre "unglaubliche Positivität" sei vorbildlich.
Die langjährige Unterstützung des Hilfsprojekts von Sr. Hellen bildete die Grundlage für die Missio-Veranstaltung. Als einer der Unterstützer des Projekts nannte Alfons Haider den "Red Hand Day" als Tag, der Menschen aufrütteln kann: "Kinder, die als Soldatinnen und Soldaten ausgebeutet werden, sind wie lebende Leichen, die keinen Bezug mehr zum Leben haben. Man nimmt den Kindern ihre Kindheit. Das ist unfassbar." Hellen Lamunu gebe den Betroffenen und ihren Angehörigen Hoffnung "und tausenden Kindern ein neues Leben".
Haider verurteilt die "Machenschaften der großen Tycoone" weltweit, die die Welt lenken: "Es ist einfach unfair, die Unschuldigsten herauszupicken und Kinder als Soldaten auszubeuten. Das ist eines der größten Verbrechen." Beeindruckt zeigte sich Haider von der Arbeit von Missio Österreich, weil diese "aus dem Glauben entspringt und daraus konkrete Hilfe entsteht". Haider bezeichnete sich als Optimisten: "Wir alle können etwas beitragen, wenn wir wollen. Mit nur einem Euro pro Tag kann so viel möglich werden."
In Kriegs- und Krisengebieten sei er immer wieder auch mit Kindersoldaten konfrontiert gewesen, erzählte Ex-TV-Reporter Friedrich Orter. "Man kann nur hoffen, dass dieser Irrsinn irgendwann aufhört. Aber solange die großen Warlords mit den Kindern Geld verdienen, ist ein Ende nicht absehbar." Die Problematik der Kindersoldaten ist laut Orter in der Gesellschaft viel zu wenig präsent: "Die Menschen schauen hier weg, das ist deprimierend. Das Thema stört unsere heile Welt, aber die Welt ist eben nicht heil."
Wie sich die Problematik der Kindersoldaten weiterentwickeln wird, ist für den Journalisten und Buchautor kaum absehbar, wie er sagte: "Realistischerweise wünsche ich mir natürlich, dass die Waffenindustrie zur Besinnung kommt und nicht Kindern Mordinstrumente in die Hände gibt. Aber das ist eine Wunschvorstellung."