"Konklave - Das letzte Geheimnis" lautet der Titel eines Dokumentarfilms von Michael Cencig, der am Dienstagabend, 19. November 2019 in der Religions-Sendereihe "kreuz und quer" auf ORF 2 zu sehen ist.
"Konklave - Das letzte Geheimnis" lautet der Titel eines Dokumentarfilms von Michael Cencig, der am Dienstagabend, 19. November 2019 in der Religions-Sendereihe "kreuz und quer" auf ORF 2 zu sehen ist.
Zu Wort kommen Kardinal Schönborn, Kirchenhistoriker Wolf und Vatikan-Journalistin Sailer. Koproduktion mit dem BR beleuchtet 750-jährige Tradition des Papstwahlverfahrens, das auf einem Lernprozess nach 1.006-tägiger Wahl zugunsten von Gregor X. basiert.
"Konklave - Das letzte Geheimnis" lautet der Titel eines Dokumentarfilms von Michael Cencig, der am Dienstagabend, 19. November 2019 in der Religions-Sendereihe "kreuz und quer" auf ORF 2 zu sehen ist.
Der knapp einstündige Streifen beleuchtet eine Postenbesetzung, die - "streng geheim hinter verschlossenen Türen" - wie keine andere weltweit für Aufsehen und Anteilnahme sorgt. Was hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle passiert, wird Interessierten ebenso vermittelt wie auch Rückblick darauf gegeben, unter welchen Umständen das Konklave erfunden wurde. Zu Wort kommen in dem Beitrag u.a. der zweifache Papstwähler Kardinal Christoph Schönborn, der deutsche Kirchenhistoriker Hubert Wolf und die Vatikan-Journalistin Gudrun Sailer.
Gregor X., der 1271 nach einer Papstwahl, die sich über drei Jahre hingezogen hatte, zum Oberhaupt der römischen Kirche gewählt wurde, schrieb das Konklave als letztgültige Form der Papstwahl fest. In der ORF/BR-Sendung wird dieser Papst "in einem dramaturgischen Kunstgriff zum Zeitreisenden in Sachen Konklave erklärt", heißt es in der ORF-Ankündigung. Gregor X. und zugleich den Wegbegleiter durch den Film gibt Josefstadt-Schauspieler Paul Matic. Für das Buch zur Doku sorgte Fritz Kalteis, verantwortlicher Redakteur war Helmut Tatzreiter.
Der Film führt zurück in das Jahr 1268 und die Stadt Viterbo 80 Kilometer nördlich von Rom. Dort versammelten sich Anfang September 19 Kardinäle, um einen Nachfolger für den verstorbenen Clemens IV. zu wählen. Ihre Präsenz im Palazzo dei Papi, dem Papstpalast in Viterbo, fiel in eine Zeit, da die Päpste vor allem im Sommer gerne aus dem malariaverseuchten Rom in kühlere Orte flohen; außerdem tobten in der Ewigen Stadt im Mittelalter Kämpfe zwischen rivalisierenden Adelsfamilien, erzählt Kirchenhistoriker Hubert Wolf in der Doku.
Die Wahl des neuen Papstes stand im Zeichen der Machtinteressen des Heiligen Römischen Reiches auf der einen und Frankreichs auf der anderen Seite. Zugleich verfolgte jeder Papstwähler eigene Interessen. Hubert Wolf: "Diejenigen, die die politische Macht in Rom haben, möchten auch einen der ihren auf dem Stuhl des Bischofs von Rom sitzen haben, um die damit verbundenen Einkünfte und politischen Einflüsse nützen zu können." Der Historiker spricht von "Mafiamethoden" und "harten Bandagen" im Kampf um den Papstthron. Hinzu kam, dass in der Zeit der Sedisvakanz alle Einkünfte des Papstes an die Kardinäle fallen. "Warum sollen die schnell wählen?", so Wolf.
Als sich das Konklave immer mehr in die Länge zog, hätten die Bürger von Viterbo mit drastischen Mitteln nachgeholfen, so der ORF in seiner Vorausschau auf die Doku: "Sie schlossen die Kardinäle kurzerhand im Papstpalast ein. Als auch das nichts half, wurde das Dach abgedeckt. Nach 1.006 Tagen fiel die Wahl auf Tedaldo Visconti, den Archidiakon von Lüttich, der sich zu dieser Zeit gerade auf Kreuzzug befand." Dieser wurde Papst Gregor X., ohne jemals Priester gewesen zu sein, und setzte den im Wesentlichen bis heute gültigen Papstwahl-Modus fest. Er beschleunigte das Verfahren dadurch, dass die Kardinäle weder die Einkünfte des Papstes noch während der Klausur ihre eigenen bekamen. Für Wolf heißt das, "da lernt jemand aus dieser Situation und erfindet, was sich bis heute in der Papstwahl bewährt hat - das Konklave".
Im Lauf der Jahrhunderte wurde das Konklave "von einer Beugehaft für renitente Kardinäle immer mehr zu einem spirituellen und gleichzeitig öffentlichen Ereignis", berichtete Wolf. Gerade der Gegensatz aus Medienspektakel und strengster Geheimhaltung, aus vorgegebenem Ritus und offenem Ausgang mache das Konklave zu einer "wirksamen Inszenierung". Zu Beginn jeder Papstwahl schwören die Kardinäle, Geheimhaltung zu wahren. Kardinal Schönborn hält dies für unabdingbar für die Freiheit der Wahl und damit die Freiheit der Kirche, wie er in der Doku unterstreicht. Freilich hielten sich nicht immer alle Kardinäle an dieses Gebot der Geheimhaltung: "Ich finde das traurig und auch empörend, weil es sich dann im Grunde um einen Meineid handelt", so der Wiener Erzbischof.
Heute würden neue Fragen nach neuen Antworten verlangen, befindet der ORF: "Was ist zu tun, wenn wie zuletzt Benedikt XVI. ein Papst zurücktritt? Wenn es zwei Päpste gibt? Was geschieht, wenn ein Papst ins Koma fällt? Gibt es so etwas wie eine päpstliche Patientenverfügung? Sollen auch Laien an der Papstwahl beteiligt werden - darunter Frauen?" Änderungen werde es weiterhin geben müssen, "das Geheimnis des Konklaves aber wird bestehen bleiben und auch in Zukunft seine Faszination ausüben".