Welche Früchte werde ich zur Zeit der Ernte abliefern? Das muss ich mir klar machen, besser jetzt als später.
Welche Früchte werde ich zur Zeit der Ernte abliefern? Das muss ich mir klar machen, besser jetzt als später.
Dr. Jacob Osundu Nwabor schreibt über das Evangelium vom 5. Oktober 2014.
Das Gleichnis vom Weinberg kommt zu jener Zeit, in der vielerorts das Erntedankfest gefeiert wird. Es ist ein Brauch, der uns jedes Jahr daran erinnert, dass alles, was wir sind und haben, ein Geschenk Gottes ist. Da bringen die Bauern Früchte von den Feldern, die Jäger das Wild aus dem Wald oder sonst irgendetwas als Zeichen unserer Dankbarkeit.
In meiner afrikanischen Heimat und sicher auch in Asien und Lateinamerika ist das Erntedankfest ein besonders spannendes Ereignis. An diesem Tag verwandelt sich die Kirche in eine kleine "Arche von Noah": Unterschiedliche Sorten von Früchten, Gegenstände wie Plastik-Bestecke, Behälter, Matratzen; Tiere z.B. Hühner, Ziegen, Lämmer, Kühe usw. werden als Dank für gute Ernte, für Gesundheit und für den Schutz der Familien und Kinder in die Kirche gebracht. Und dann spenden jene Leute Geld, die im Beruf aufgestiegen sind oder vom Spitalsaufenthalt wohl nach Hause heimgekehrt sind. Jede/r bemüht sich, ein Teil der Feier zu sein. Am Ende des Gottesdienstes werden die Sachen verkauft und, was übrig bleibt, den Armen gegeben. Es wird gekocht und gegessen, das Leben besteht im Geben und Nehmen.
Angesichts des oben geschilderten Brauches in verschiedenen Ländern ist das Gleichnis Jesu vom Weinbergbesitzer und den bösen Pächtern fast unvorstellbar. Es ist eine seltsame Geschichte. Alle Winzer wissen, welche Arbeit im Bebauen und Aufrechterhalten eines Weingartens steckt, vor allem auf den damals steinigen Boden Palästinas (Jes 5, 2). Nicht nur haben die Pächter die erwarteten Früchte nicht abgeliefert, sondern sie haben auch die Knechte und sogar den Erben umgebracht. Schrecklich!
Jesus zeigt durch dieses Gleichnis die Undankbarkeit des Volkes Israel, aber auch die unergründliche Geduld des himmlischen Vaters, des Gutsherren. Danach fügte er hinzu, dass der Stein (Jesus selber), welcher von den Bauleuten weggeworfen wurde, zum Eckstein geworden ist. Die Erfahrung des Gutsherrn ist uns vielleicht nicht unbekannt. Oft sind es gerade die Menschen, denen wir geholfen haben, die uns das Leben erschweren. Es mangelt an Dankbarkeit, weil Neid und Habgier ständig zunehmen. Das Verhalten des Gutsbesitzers ist jedoch unüberbietbar. Hat er nicht auch mir etwas anvertraut: mein Leben, viele Menschen, meine Berufung, die Umwelt? Welche Früchte werde ich zur Zeit der Ernte abliefern? Das muss ich mir klar machen, besser jetzt als später.
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