Das Phänomen des gesellschaftlichen Aussätzig-Seins, das gibt es im Kloster, in der Kirche und im Alltag. Menschen stehen am Rand, fühlen sich ausgeschlossen und finden von sich aus nicht mehr den Weg zurück in die Gemeinschaft. -
Das Phänomen des gesellschaftlichen Aussätzig-Seins, das gibt es im Kloster, in der Kirche und im Alltag. Menschen stehen am Rand, fühlen sich ausgeschlossen und finden von sich aus nicht mehr den Weg zurück in die Gemeinschaft. -
P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 6. Sonntag im Jahreskreis (11.2.2018)
(zum Evangelium zum 6. Sonntag im Jahreskreis, Markus 1,40-45)
Ich gehöre zum Zisterzienserorden, der nach der Regel des hl. Benedikt lebt. Nun gibt es weder im Kloster noch in der Benediktsregel einen Aussätzigen, wie er heute im Evangelium genannt wird.
Aber das Phänomen des gesellschaftlichen Aussätzig-Seins, das gibt es im Kloster, in der Kirche und im Alltag. Menschen stehen am Rand, fühlen sich ausgeschlossen und finden von sich aus nicht mehr den Weg zurück in die Gemeinschaft.
Wie geht Jesus mit dem Aussätzigen, mit dem Menschen am Rand der Gesellschaft um?
Zuerst: Er nimmt ihn wahr und hat Mitleid, er öffnet sein Herz und hört auf seine Bitte. Dann: Er streckt seine Hand aus und berührt den Aussätzigen. Eine Berührung schafft Beziehung und kann heilen.
Und schließlich: Er sendet ihn geheilt zurück in die Gemeinschaft, die durch die Priester repräsentiert wird. So gibt er dem Menschen die Chance auf einen Neuanfang.
Der heilige Benedikt schreibt im 27. Kapitel seiner Regel, wie der Abt für die Brüder sorgen soll, die am Rand der Gemeinschaft stehen: „Mit größter Sorge muss der Abt sich um die Brüder kümmern, die sich verfehlen, denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ Er soll Mitbrüder zu dem „problematischen“ Mitglied der Gemeinschaft schicken, die ihn trösten sollen, „damit er nicht in zu tiefe Traurigkeit versinkt.“
Ja, in unseren Klöstern gibt es sicherlich diese Sorge für jedes einzelne Mitglied der Gemeinschaft, und oft gelingt es mithilfe vieler Gespräche wieder Harmonie und Akzeptanz herzustellen. Manchmal freilich scheitern alle Bemühungen.
Auch in der Kirche merke ich diese grundsätzliche Option, auf „Aussätzige“ zuzugehen.
Und ich wünsche mir Pfarrgemeinden und Gemeinschaften, die diese Grundhaltung in die Tat umsetzen und wie Jesus handeln: Zuerst wahrnehmen, wer am Rand steht, auch ohne gleich nach Schuld zu fragen; dann Beziehung aufnehmen und Vertrauen schaffen, und schließlich alle Menschen in die Gemeinschaft zurück begleiten.
Wir dürfen vertrauen, dass Jesus diese Wege segnet. Letztlich ist er derjenige, der durch uns handelt und die kirchliche Gemeinschaft aufbaut.
In seiner Regel rät der heilige Benedikt im 27. Kapitel schließlich dem Abt: „Er ahme den Guten Hirten mit seinem Beispiel der Liebe nach.“ – Die Liebe sieht und heilt.
nach Markus 1, 40-45
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.
Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte
die Hand aus, berührte ihn und sagte:
Ich will es – werde rein!
Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein.
Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein.
Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf.
Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
P. Walter Ludwig OCist
ist Prior und Moderator der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at