Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6,2)
Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6,2)
P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum Palmsonntag (25.3.2018)
(zum Evangelium zum Palmsonntag, Markus 15,33-39)
Die synoptischen Evangelien (von Matthäus, Markus und Lukas) berichten von einem Bauern, der als Unbeteiligter gezwungen wird, Jesus beim Kreuztragen zu helfen.
Dieser Simon von Cyrene war auf dem Heimweg von der Feldarbeit, sicherlich müde und voll Hoffnung, bald heimzukommen. Von Jesus hatte er wahrscheinlich gehört, so wie viele Menschen in Jerusalem.
Jetzt hat er das Pech, gerade der Menge zu begegnen, die mit den Verurteilten aus der Stadt hinausströmt, schreiend, unbarmherzig und fanatisch.
Simon wäre sicherlich lieber unbemerkt vorbeigegangen, um sich ja nicht mit Verbrechern abgeben zu müssen. Und dann packt ihn einer der Soldaten, lädt ihm den Kreuzbalken auf, unter dem Jesus zusammenbricht und zwingt ihn, diesen schmachvollen Weg mitzugehen.
Das schreiben Matthäus und Lukas über Simon, nur Markus erzählt uns noch ein bisschen mehr. Er nennt Simon den „Vater des Alexander und Rufus“ und zeigt damit, dass Simon und seine Familie der christlichen Gemeinde verbunden sind. Rufus könnte sogar noch in Rom bekannt sein, da Paulus ihm und seiner Mutter einen Gruß sendet (Röm 16, 13).
Simon von Cyrene wurde offensichtlich durch den Kreuzweg verändert. Er verdrückt sich danach nicht, sondern bleibt dem Kreuz und Jesus treu. Das Kreuztragen hat ihn verändert: Nicht mehr gezwungen, sondern freiwillig trägt er das Kreuz Jesu ein Leben lang. Er – und seine Familie.
Manche Kreuze werden auch uns überraschend aufgelegt. In unseren Pfarren, Familien und Gemeinschaften leiden wir oft unter den Kreuzen der anderen, unter ihren Fehlern und Sünden.
Auch wir fühlen uns gezwungen, die Lasten anderer Menschen mitzutragen. Gern würden wir schwierige Aufgaben abgeben, vielleicht denken auch wir uns, dass uns dieses oder jenes Kreuz nichts angehen.
Aber dann hören wir: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6,2)
Lassen wir uns von Simon von Cyrene ermutigen: Lauf dem Kreuz nicht davon, sondern sag Ja zu den kleinen und großen Lasten des Alltags. Versuche sie in Liebe zu tragen – in Liebe zu Jesus und zu den Menschen, die mit dir den Kreuzweg gehen.
Gerade die Karwoche erinnert uns an das Gesetz der Gnade: Durch das Kreuz gelangen wir zum Heil in Christus.
nach Markus 15,33-39
Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde.
Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: + Eloi, Eloi, lema sabachtáni?, das heißt übersetzt: + Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija!
Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt.
Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.
Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei.
Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
P. Walter Ludwig OCist
ist Prior und Moderator der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at