Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter. (Mk 3,35)
Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter. (Mk 3,35)
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 10. Sonntag im Jahreskreis (10.6.2018)
(zum Evangelium zum 10. Sonntag im Jahreskreis, Markus 3,20-35)
Das ist natürlich ein Unterstatement. Auch wenn Markus mehrere Texte zusammengestellt hat, in denen es um die Macht des Bösen geht - was sich hier über Jesus zusammenbraut, raubt einem den Atem und eine –vielleicht allzu zu naive - Weltsicht. Es zeigt nicht zuletzt die Fremdheit jener Welt, in der der Mann aus Nazareth lebte, den wir als Sohn Gottes bekennen.
Das heutige Evangelium ist eine jener Lesungen, nach denen einem ein „frohe Botschaft“ und „Dank sei Gott“ leicht im Hals stecken bleiben kann.
Wir wissen wenig über Jesu Leben vor seiner Taufe als ihm seine Berufung wohl voll zum Bewusstsein gekommen ist.
Seine Verwandtschaft dürfte von dieser tiefen Wende in seinem Leben jedenfalls nicht begeistert gewesen sein. Ganz unverständlich ist das nicht angesichts der Zeitumstände und seines Endes am Kreuz.
Die Vorstellung einer idealen Familie Jesu (wie es sie ja in der Kirche gibt) ist jedoch offenbar fern jeder Realität. Doch das ist auch tröstlich. Denn die eigene Familie ist ja keineswegs immer der Ort, wo Menschen Verständnis für ein christliches Leben finden. Jesus weiß das.
Seine eigentliche Familie, seine Mutter, Brüder und Schwestern, sind die, die auf sein Wort hören.
Die religiösen Autoritäten waren – so das Evangelium letzte Woche – wegen der Heilung am Sabbat bereits entschlossen, Jesus umzubringen. Da bietet die Szene, die ihm seine Verwandten hier machen, eine gute Gelegenheit eins nachzulegen. Die Wunder Jesu, so verbreiten sie, wirkt er, weil er mit dem obersten der Dämonen, Beelzebul, im Bunde ist. Angesichts dieses Hexentreibens um ihn herum beeindruckt die Ruhe, mit der Jesus logisch nachvollziehbar argumentiert.
Noch wichtiger für unseren Glauben ist aber: Es gibt einen Stärkeren, der Herr ist über „alle Mächte und Gewalten“. Der über das Böse bereits gesiegt hat. Jesus selbst.
nach Markus 3,20-35
In jener Zeit ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele
Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten.
Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.
Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebub besessen; mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben?
Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben.
Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben.
Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen.
Es kann aber auch keiner in das Haus eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern.
Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen;
wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften.
Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem unreinen Geist besessen.
Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen.
Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir.
Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?
Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.
Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
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Dr. Ingeborg Gabriel
ist Universitätsprofessorin und leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
Wir bieten hier den Pfarren die Seiten des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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