Das können und müssen wir tun, den „Rest“ können und müssen wir Gott überlassen.
Das können und müssen wir tun, den „Rest“ können und müssen wir Gott überlassen.
P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 11. Sonntag im Jahreskreis (17.6.2018)
(zum Evangelium zum zum 11. Sonntag im Jahreskreis; Markus 4,26-34)
In unserem Kloster Heiligenkreuz war ein lieber alter Mitbruder, der in seinem Zimmer Wellensittiche hatte. Für seine geflügelten Freunde pflanzte er im Klostergarten Hirse an. Einmal erbat ich mir von ihm eine solche große Rispe und zeigte sie bei der Messe den Kindern: zuerst die kleinen Körner und dann die große Pflanze, die mit ihrem Reichtum zum Staunen einlädt.
Jesus zeigt uns in diesen zwei kleinen Gleichnissen, wie Gott in unserer Welt wirkt. Bei beiden Erzählungen wird eine wunderbare Ergänzung spürbar: der kleine Anfang und das große Ergebnis, das Tun des Menschen und das Tun Gottes. Das Entscheidende tut Gott, nicht wir selbst.
Ich muss zugeben, dass mir diese Haltung schwer fällt. Ich versuche als Pfarrer in den vorgegebenen Strukturen mit pastoralen Plänen am Reich Gottes mitzubauen. Durch Worte und Taten, mit Predigten und Aktionen, mit finanziellem Einsatz und vielen Mitarbeitern betreiben unsere Pfarren Seelsorge und bemühen sich, Menschen zu Gott zu führen. Und wir alle wissen, dass es letztlich nicht auf uns ankommt.
In diesen Tagen hat in unserer Stadt Wiener Neustadt der Jugendevent „Jesus in the City“ stattgefunden. Einige hundert junge Katholiken aus Österreich waren hier und wollten Menschen in Beziehung zu Jesus bringen.
Sie haben ein Gebetszelt am Hauptplatz aufgestellt, besuchten die Pfarren, das Pflegeheim und das Gefängnis und haben Menschen auf der Straße eingeladen, in die Kirchen zu kommen. Die jungen Christen hatten einen Wunsch: sie wollten Wiener Neustadt im Geist Jesu verwandeln.
Im Blick auf die beiden Gleichnisse vom Wachstum des Reiches Gottes sehe ich das Tun der jungen Menschen als das kleine Senfkorn. Für eine mittelgroße Stadt wie Wiener Neustadt sind ein paar Jugendliche nicht viel, aber ich vertraue darauf, dass Gott sie begleitet hat.
Jeder Einzelne, der in diesen Tagen die Worte und die Lieder der jungen Menschen gehört hat und davon berührt war, hat ein solches Samenkorn in sein Herz aufgenommen.
Wir Seelsorger sind diejenigen, die den Boden aufbereiten, die Bedingungen schaffen, dass Menschen Gottes Wort hören und Zeit und Stille finden, um Gott wirken zu lassen.
Dabei denke ich auch an die Eltern und Großeltern, die getreu und geduldig durch viele Jahre den Kindern und Enkeln den Glauben vorleben, und sie einladen zur Sonntagsmesse und zum Gebet. Das können und müssen wir tun, den „Rest“ können und müssen wir Gott überlassen.
Und ich denke an meinen lieben längst verstorbenen Mitbruder, der für die Hirse den Platz im Klostergarten bereitet und diese Mühe auf sich genommen hat für seine Wellensittiche.
nach Markus 4,26-34
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie.
Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.
Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?
Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.
Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.
Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.
P. Walter Ludwig OCist
ist Prior und Moderator der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at