Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. (Mk 10.43)
Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. (Mk 10.43)
P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 29. Sonntag im Jahreskreis (21.10.2018)
(zum Evangelium zum 29. Sonntag im Jahreskreis; Markus 10, 35-45)
Menschlich, allzu menschlich agieren heute die Apostel Jesu im Evangelium. Sie sind aufeinander eifersüchtig, wollen die wichtigsten und ersten sein und suchen sich die besten Plätze. In diesen Aposteln Jesu können wir uns wohl wiederfinden. Jesus korrigiert sie liebevoll und konsequent. Was er uns sagt, ist für jede kirchliche Gemeinschaft wichtig: Familie, Pfarre, Kloster usw..
In jeder kirchlichen Gemeinschaft gibt es Hierarchien: Papst, Bischöfe, Priester, Pfarrgemeinderäte, immer sind Einzelne für Andere verantwortlich. Ihnen allen sagt Jesus: Bei euch sollen nicht die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen, ihr sollt einander dienen.
Diese Lebenshaltung bedeutet für mich, dass ich versuche zu erkennen, was der andere braucht.
Ich will meine Brüder und Schwestern, für die ich (Mit-)Verantwortung trage, in den alltäglichen Prozessen der Entscheidungsfindung mitdenken und mitreden lassen, ich will ihnen zuhören und sie dazu einladen, selbst zu erkennen, was für sie richtig und wichtig ist, ich will das Gespräch mit ihnen und zwischen ihnen fördern, damit wir uns gemeinsam für das entscheiden, was das Richtige ist.
All das sagt mir das heutige Evangelium und die Jüngerbelehrung. Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein.
Der heilige Benedikt, nach dessen Regel wir Zisterzienser leben, legt mir ebenfalls diese Haltung nahe. Er sagt über den Abt, dass er nicht eine Gewaltherrschaft über seine Mitbrüder übernommen hat, sondern die Sorge für gebrechliche Menschen. Er muss der Eigenart vieler dienen. Deshalb soll der Abt vor Entscheidungen die ganze Gemeinschaft zusammenrufen … und
den Rat der Brüder anhören. Er muss selbst entscheiden, aber erst nach der Beratung durch alle anderen.
Für den heiligen Benedikt ist beides wichtig, die Autorität des Oberen, der im Kloster die Stelle Christi vertritt, und die Liebe und Brüderlichkeit in der Gemeinschaft.
Er sagt über die Mönche: Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen; im gegenseitigen Gehorsam sollen sie miteinander wetteifern; keiner achte auf das eigene Wohl, sondern mehr auf das des anderen.
Großen Wert legt der heilige Benedikt auf die Sorge um die Kranken: Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen: man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus. Und ich glaube, dass gerade dann, wenn wir uns geduldig und liebevoll der Kranken annehmen, nicht nur die persönliche Beziehung zu ihnen, sondern auch die Haltung der Liebe und des gegenseitigen Verständnisses in der Klostergemeinschaft wachsen.
Liebe Leser! Verzeihen Sie bitte, dass ich diesmal so ausführlich über das Klosterleben spreche. Die Haltung der Dienstbereitschaft und der Sorge füreinander fordert mich selbst immer wieder heraus.
Ich hoffe, dass Sie an der Stelle der Kirche, wo Sie stehen, auch Menschen erleben, die nach dem Wort Jesus nicht herrschen, sondern dienen wollen.
Und wenn Sie selbst in der Verantwortung für andere stehen, wünsche ich Ihnen die Erfahrung, dass es möglich ist, im Geist Jesu diese Aufgabe zu erfüllen: aufeinander hören, gemeinsam auf Gott hören und immer mehr sein Leben hinzugeben für die Menschen.
Ich träume von einer Kirche, von der die Menschen ganz selbstverständlich sagen: Seht wie sie einander lieben – und einander dienen.
nach Markus 10,35-45
In jener Zeit
traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun?
Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen.
Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet.
Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?
Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind.
Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes.
Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.
Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
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P. Walter Ludwig OCist
Pfarrer und Prior der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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