P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 1. Adventsonntag (2.12.2018)
(zum Evangelium zum 1. Adventsonntag 2018; Lukas 21, 25-28.34-36)
Kürzlich hat mit ein Freund gemailt: „Ich bin gespannt, was du am 1. Adventsonntag in der Kirchenzeitung schreiben wirst, da hast du ja ein schwieriges Thema: Weltuntergang!“
Ja, dachte ich mir, er hat Recht: Im Evangelium heißt es, dass die Menschen vor Angst vergehen werden, ehe der Menschensohn kommt.
Müssen wir beim Kommen Jesu an den Weltuntergang denken und dabei Angst haben?
Advent bedeutet Ankunft. In der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest wird uns eine doppelte Ankunft Jesu vor Augen gestellt: Sein Kommen als Kind im Stall von Betlehem und seine Wiederkunft in Herrlichkeit am Ende der Zeit.
Auf den ersten Blick haben diese beiden Formen des Kommens Jesu nicht viel miteinander zu tun: Die Geburt ist geprägt von Entäußerung und Armut, die Wiederkunft vom Glanz der Herrlichkeit. Aber trotzdem sind diese Ereignisse miteinander verbunden.
Für beide Formen des Kommens gibt es eine Entwicklung.
So wie sich die Geburt eines Menschen im Inneren des Mutterleibes verborgen vorbereitet, so ist es auch mit der Wiederkunft Christi. Vielleicht dürfen wir die Schrecken dessen, was man als Weltuntergang bezeichnet, als Wehen für die Geburt der neuen Welt, des ewigen Reiches Gottes verstehen.
Wenn eine Frau sich auf die Geburt vorbereitet, so sieht sie alle Begleiterscheinungen der Schwangerschaft als hoffnungsvolle Vorzeichen der Freude, die das Kind ihr und der Familie bringen wird. (Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter mir manchmal erzählt hat, dass ich schon ungeboren von Zeit zu Zeit geschlagen und getreten habe.)
Auch die Geburt selbst ist ein dramatisches Ereignis: Durch die schmerzhaften Wehen wird die Freude über das neugeborene Kind vorbereitet.
Mit der Wiederkunft Christi ist es ähnlich. Sorgen und Probleme begleiten uns und lassen uns nach dem Sinn des Lebens und Leidens fragen. Wir können sie als Begleiterscheinungen dessen sehen, was sich in unserer Welt vollzieht: dass Gott Mensch wird, und dass die ganze Welt diese neue Beziehung zu Gott empfängt.
Wir Christen haben da eine besondere Aufgabe: wachsam zu sein und die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu deuten.
Durch die Art und Weise, wie wir die Probleme der Welt betrachten, können wir Hoffnung bringen und etwas Verborgenes sichtbar machen: das Wachsen des Reiches Gottes.
Wo wir als Christen tätig sind für die Armen und Schwachen, finden wir uns nicht ab mit Ungerechtigkeit und Leid, sondern verändern die Welt nach dem Willen Gottes.
Weil Jesus uns Mut und Kraft schenkt, können wir den Menschen Zeichen der Liebe Gottes bringen.
Nochmals: Müssen wir Angst haben vor dem Weltuntergang? Wir müssen realistisch erkennen, dass manches in unserer Welt untergeht. Wir müssen versuchen, mit Klugheit und Offenheit der Not der Welt zu begegnen.
Aber wir können darin die Chance sehen, all dies unter einem anderen Aspekt zu betrachten: Das entscheidende ist nicht der Weltuntergang, sondern der Beginn von Gottes neuer Welt.
Auf diesen Advent freue ich mich, auf die Ankunft Jesu, nicht nur damals in Betlehem, nicht erst am Ende der Zeit, sondern heute in meinem eigenen Herzen. Nicht „Welt-Untergang“, sondern „Gottes-Aufgang“.
nach Lukas 21, 25-28.34-36
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.
Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.
Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen.
Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt!
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P. Walter Ludwig OCist
Pfarrer und Prior der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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