Was der göttliche Finger geschrieben hat, wissen wir nicht. Wir sind aufgefordert selbst zu denken.
Was der göttliche Finger geschrieben hat, wissen wir nicht. Wir sind aufgefordert selbst zu denken.
Maga. Stefanie Jeller, MAS schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium vom 5. Fastensonntag (7.4.2019)
Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum 5. Fastensonntag; Johannes 8, 1-11
Viele gebildete Männer wollen den Tod einer Frau. Sie wird verdächtigt, Ehebruch begangen zu haben. Jesus rettet die Frau. Was er uns heute damit sagen will, verpackt er in ein Rätsel.
Ich beschäftige mich derzeit mit dem Thema Todesstrafe. Meine bisherige Recherche ergab u.a.: Wo es die Todesstrafe gibt, dort wollen die Menschen irgendwann jemanden hingerichtet sehen. Oft trifft es Verurteilte aus unteren sozialen Schichten nicht selten Unschuldige (USA), und manchmal auch Frauen (Saudi Arabien).
Das Johannesevangelium erzählt von einer mutmaßlichen Ehebrecherin, von Akademikern (Gelehrten), die zur Gewalt bereit sind, und von einem, der die Gewalt stoppen kann: Jesus.
Wie gelingt ihm das? Er macht etwas, das Ruhe in die Situation bringt. Er schreibt mit dem Finger auf die Erde. Was er schreibt, wissen wir nicht. Der nächste Windstoß, der nächste Fußtritt hat die Handschrift des Gottessohns unwiederbringlich zerstört.
Ähnlich verhält es sich mit dem „Gesetz des Mose“, nach dem die Frau gesteinigt werden sollte. Die Originalfassung hatte Gott mit seinem eigenen Finger auf Stein geschrieben (Ex 31,18). Mose aber hat die Steintafeln zu Boden geschleudert und unwiederbringlich zerstört.
Ob Gott wirklich die Steinigung wollte, bleibt ungewiss. Denn das „Gesetz des Mose“ ist eine spätere Aufzeichnung.
Jesus sagt: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Ich wünschte mir, er hätte gesagt: „Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben.“ Oder waren das die Worte, die er auf die Erde geschrieben hatte?
Was der göttliche Finger geschrieben hat, wissen wir nicht. Wir sind aufgefordert selbst zu denken. Papst Franziskus hat das getan. Er hat den Katechismus geändert und setzt sich für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe ein.
nach Johannes 8, 1-11
Inspiriert vom Evangelium
Wie verhalte ich mich,
wenn ich mitbekomme, dass jemand Opfer körperlicher oder verbaler Gewalt wird?
Homosexuelle ,Geschiedene, Wiederverheiratete –
Was würde der Finger Jesu heute über sie schreiben?
Die Fastenzeit neigt sich dem Ende zu:
Wie möchte ich die verbliebene Zeit gestalten?
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Maga. Stefanie Jeller, MAS
hat in Wien, Jerusalem und Salzburg Theologie und Spiritualität studiert.Ihre Stimme hören Sie auf radio klassik Stephansdom.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at