Es hallt eine Frage durchs Universum: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? (Lk 24,5) - Wir sollten das nicht für Geschwätz halten!
Es hallt eine Frage durchs Universum: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? (Lk 24,5) - Wir sollten das nicht für Geschwätz halten!
Maga. Stefanie Jeller, MAS schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium vom Ostersonntag (21.4.2019)
Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum Ostersonntag: Lukas 24,1–12
Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. - In der Osternacht lesen wir den Hymnus auf die Schöpfung aus dem Buch Genesis im Alten Testament.
Das hilft dabei, sich für den Glauben an die Auferweckung von den Toten zu öffnen. Der Sonntag schenkt uns die Zeit dazu.
Vor kurzem war ich in Rom. Zum ersten Mal sah ich die Sixtinische Kapelle mit den berühmten Fresken von Michelangelo: Gott, der den Menschen zum Leben erweckt, indem er ihn mit der Spitze seines Zeigefingers zu berühren sucht.
Gott ist als alter Mann mit Bart gezeichnet, er scheint mit großer Geschwindigkeit durch die Lüfte zu fliegen. Beim Betrachten hofft man, dass die beiden Fingerspitzen sich tatsächlich treffen. Ebenso dynamisch sind die anderen Bilder von der Erschaffung der Erde.
Wie ein Dirigent vor einem großen Orchester deutet der grauhaarige Mann mit der rechten Hand in Richtung Sonne, und mit der linken gibt er dem Mond das Einsatzzeichen.
Noch beeindruckender ist die erste Szene: Gott hebt seine Arme nach oben, er blickt empor – wir sehen von unten nur sein Kinn – und er beginnt sich zu drehen, wie zum Tanz. Dabei trennt Gott das Licht von der Finsternis. Er nennt das Licht Tag und die Finsternis Nacht. In der Bibel heißt es: Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag. (Gen 1,2) Der erste Tag ist eine Art Ur-Sonntag (nicht der Montag!)
Heute, am Ostersonntag, beginnt das Evangelium nicht mit dem üblichen „In jener Zeit…“, sondern mit „Am ersten Tag der Woche…“ Es ist der Tag, der für ein großartiges Geschehen steht. Der Tag, an dem Gott sein machtvolles „Es werde Licht“ sprach, und aus dem Tohu-Wa-Bohu etwas Gutes machte.
Ich aber sehe oft nur den Nebel, die Unordnung, die Liste des Unerledigten, das große Fragezeichen über den anstehenden Entscheidungen. Dann geht es mir wie Maria von Magdala und den anderen Frauen. Und wenn der Nebel gar nicht enden will, geht es mir sogar wie Petrus. Ich sehe nur die Leinenbinden im Grab.
Das heutige Evangelium ist ein Trost. Es sagt mir, längst ist etwas ganz ungeheuerlich Großes im Gange. Wir können es nur noch nicht fassen: die Auferweckung von den Toten.
Vielleicht sollten wir kurz innehalten und lauschen. Denn es hallt eine Frage durchs Universum: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? - Wir sollten das nicht für Geschwätz halten!
nach Lukas 24,1-12
Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab.
Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
Und es geschah, während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
Da erinnerten sie sich an seine Worte. Und sie kehrten vom Grab zurück und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen. Es waren Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen Frauen mit ihnen. Sie erzählten es den Aposteln.
Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz und glaubten ihnen nicht.
Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.
Jeder Sonntag ist ein Ostersonntag.
Denken wir daran, auch wenn sonst alles dagegen spricht.
Jeder Morgen ist ein großes Wunder.
Gott hat das Leben erneuert.
Suchen wir die Toten mitten im Leben.
Mitten unter uns.
Maga. Stefanie Jeller, MAS
hat in Wien, Jerusalem und Salzburg Theologie und Spiritualität studiert.Ihre Stimme hören Sie auf radio klassik Stephansdom.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
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die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at