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10.04.2014

In der Schule des Paulus

Stefan Hauser berichtet über die Diözesanwallfahrt auf den Spuren des Apostels Paulus mit 444 Pilgerinnen und Pilger auf dem Schiff durch die Ägäis. Von Venedig über Thessaloniki, Ephesus, Patmos bis nach Athen wurde die Reise zu einer intensiven Zeit in der Schule des Paulus.

Bei der Pilgerfahrt ging es darum, „Paulus näher kennenzulernen“, unterstrich Wallfahrtsleiter Kardinal Christoph Schönborn. „Und um auch zu verstehen, wie das damals war. Wie das geschehen ist, dass Gemeinden entstanden sind, gegründet worden sind und was das für uns heute bedeutet“, betonte der Wiener Erzbischof.
Generalvikar Nikolaus Krasa packte ins „Rückkehr-Gepäck“ der Paulus-Pilgerinnen und
Pilger (im Bild eine Gruppe am 8. April auf dem Areopag in Athen) drei Dinge: „Fest in der eigenen Tradition verwurzelt sein. Eine starke Erfahrung in der Begegnung mit Christus zu haben. Und weltoffen zu sein und auf andere Menschen ohne Angst zuzugehen.“

Auf den Spuren des Apostels Paulus führte die Diözesanwallfahrt der Erzdiözese Wien 444 Pilgerinnen und Pilger mit dem Schiff durch die Ägäis. Von Venedig über Thessaloniki, Ephesus, Patmos bis nach Athen wurde die Reise zu einer intensiven Zeit in der Schule des Paulus.

 

Miteinander im Wallfahrts-„Boot“

Wenn in der Disco gebetet, das Business-Center zur Kapelle umfunktioniert, die tägliche heilige Messe in der Lounge  gefeiert wird, dann weist das nicht unbedingt auf eine Kirche hin. In der Tat, denn die „MSC Armonia“, ein Kreuzfahrtschiff, das auf den Meeren der Welt unterwegs ist, wird für knapp 10 Tage zum Transportmittel für Pilger. „Wenn wir als Kirche unterwegs sind, und nicht dort, wo wir üblicherweise sind, in kirchlichen Räumen, sondern an einem Ort, wo die Dinge nicht so heißen, wie wir es gewohnt sind, wenn wir einfach in der Welt sind, weil wir Kirche sind, dann ist das die große Chance, die wir hier gemeinsam erproben können“, weiß Wallfahrtsorganisatorin Andrea Geiger.

 

Schiffserfahrungen

 Zu mitternächtlicher Zeit ging es mit zehn Bussen aus den Vikariaten der Erzdiözese Wien auf den Weg zum Starthafen Venedig. Wer verschläft, fährt mit dem Taxi, eine Pilgerin wählte diese Anreiseform. Ein riesiges Schiff erwartet die Pilger, hat es doch Platz für 2.000 Gäste und 1.000 Menschen Personal. Für viele ist es die erste Reise auf diese Art, wie für die 23- jährige Ministrantin Magdalena Bachleitner: „Das Schiff ist sehr, sehr, sehr groß, bisher kannte ich so etwas nur aus Filmen.“ Im Mittelpunkt steht bei ihr und den Pilgern „Gemeinschaft zu erleben“.

 

Stefan Krummel, Vikariatssekretär im Südvikariat der Erzdiözese Wien, hat eine Schiffserfahrung, die ihn zum Glauben brachte: „Ich war mit Freunden in der kroatischen Adria eineinhalb Tage in Seenot, wir mussten uns gegen die Wellen sogar am Boot anbinden.“ Diese Erfahrung hat ihn im Glaubensleben sehr geprägt. Georg Reisner erinnert sich wiederum an seine Maturareise im Jahr 1960: „Mit 18 Jahren war ich auf einem Frachtschiff von Athen aus unterwegs nach Ephesus und Patmos, das ich die beiden Orte wieder sehe, freut mich sehr. Wir lagen auf Deck und die Wellen stürzten auf uns, jeden Morgen waren wir nach dem Schlafen total durchnässt.“

Die Altersspanne der Teilnehmer ist groß, reichend von 13 bis 91 Jahren. Auch die Internationalität, denn 20 Pilger aus anderen Diözesen Österreichs, aber auch aus Deutschland haben sich der Gruppe angeschlossen. Darunter Franz Piribauer aus dem oberösterreichischen Eferding: „Ich hatte eine Gehirnblutung, habe sie gut überstanden und möchte nun Danke sagen.“

 

Erneuerung der Kirche

Die Pilger wiederum machen die anderen Gäste neugierig, ihre gelben Rucksäcke – auf denen in griechischer Schrift: „Jünger sein“ steht –  fallen auf und viele sprechen sie an. Die Gäste auf dem Schiff wollen wissen, wer die Gruppe ist und was sie hier macht. Dem Dompfarrer von St. Stephan, Toni Faber, ist die Begegnung mit „der Welt der Reichen und Schönen“ nicht unbekannt. Als City-Seelsorger unterstreicht er: „Das sind genauso Menschen wie du und ich, mit den selben Sorgen und Nöten, Wünschen und Sehnsüchten. Insofern ist diese Schifffahrt ein anderer Rahmen, aber doch immer das Gleiche.“

 

Wallfahrtsleiter Kardinal Christoph Schönborn sagt: „Wir sind hier als Pilger, andere machen eine Kreuzfahrt.“ Es gehe darum, „Paulus näher kennenzulernen und auch zu verstehen, wie das damals war, wie das geschehen ist, dass Gemeinden entstanden sind, gegründet worden sind und was das für uns bedeutet“, so der Wiener Erzbischof. Eine Frage, die wohl alle Pilger auf der Kreuzfahrt beschäftigt.

 

Wie auch Manfred und Frieda Flachberger. Das Pilgerehepaar aus dem Dekanat 15 in Wien-Stadt erlebt derzeit die Umstrukturierungen des Reformprozesses in der Erzdiözese: „Freilich sorgt man sich, wie wird es weitergehen, aber wir glauben, es entsteht auch wieder was Tolles“, sind beide motiviert. Inge Dirnbacher, Vikariatsrätin des Dekanates Purkersdorf, verspricht sich auf den Spuren von Paulus „eine Erneuerung der Kirche“ in den diözesanen Vorgängen. Isolde Reisner aus dem Dekanat Neunkirchen hat das Gefühl, „dass die Laien sehr ernst genommen werden in diesem Entwicklungsprozess. Daher finde ich das auch positiv, bei so einer Reise einander kennenzulernen und so diesen Austausch zu pflegen.“

 

Das „Riesen-Ding“

Mit Kardinal Christoph Schönborn begleiten auch die Weihbischöfe Stephan Turnovszky und Franz Scharl sowie Generalvikar Nikolaus Krasa die Pilgerinnen und Pilger. Insgesamt sind es 40 Priester, darunter der Weinviertler Pfarrer Christoph Goldschmidt: „Man lernt begeisterte Christen aus anderen Pfarren kennen, kommt näher mit der Diözesanleitung in Kontakt, man merkt, wir sind miteinander im selben Boot.“ Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel bezeichnet das Schiff als „RiesenDing“, auch die Erzdiözese Wien „ist so eines“.

 

Nicht immer ist es leicht, am Wallfahrtsschiff die Orientierung zu finden. Mit der Zeit wird es für alle besser und man findet die einzelnen Orte, die für die Wallfahrer von besonderer Bedeutung sind. Denn die heilige Messe wird täglich in der Lounge gefeiert. Der Blick führt zu einem speziellen Reisealtar. „Ein lange gehegter Wunsch“ freut sich Liturgie-Referent Martin Sindelar. Nun gibt es ein mobiles Element, das „Kirche sein auch an anderen Orten“ gut feiern lässt. Mit wenigen Handgriffen aufgestellt und klein verpackt, kommen der  Altar und seine Elemente auch in Zukunft in der Erzdiözese Wien zum Einsatz.

Ein Paulus mit roten Haaren, eine biblische Figur, steht auf einem Pult des neuen „Altarsets“. „Mein Paulus is a ganz a fescher Kerl“, freut sich Brigitta Kaiblinger aus der Erlöserkirche in Wien-Mauer, die ihn, mit Draht umwickelt, mit alter Leinenwäsche gefertigt hat.

 

„Unterricht“ in der Schule des Gemeindegründers Paulus

Dem Apostel Paulus, der im Mittelpunkt der Wallfahrt steht, wird an verschiedenen Orten nachgespürt.

 

Besonders im Blickpunkt stehen die Gemeinden, die der aus Tarsus stammende Jude, beginnend in Kleinasien und dann in Europa, gegründet hat. Nach drei Tagen auf hoher See geht es nach Thessaloniki. In Veria wird die heilige Messe gefeiert und an den Apostel und seine Verkündigung erinnert. Weihbischof Stephan Turnovszky stellte dabei den gekreuzigten und auferstandenen Jesus und dessen Zeugen Paulus in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. An dieser Stelle erinnert der Weihbischof an Paulus: „Er schreibt von der Freude, die letztlich Freude durch die Auferstehung ist. Freude, die in Christus wurzelt. Die Freude des Evangeliums ist aber keine billige Freude, sondern eine Freude trotz großer Bedrängnis und eine Freude, die der Heilige Geist und nicht die Welt gibt.“

 

Paulus stehe „gerade dafür, dass Gott Konzepte zerbricht, um sich deutlicher zu zeigen“, unterstrich der Weihbischof, der in der persönlichen Begegnung das Ausschlaggebende im Erneuerungsweg der Erzdiözese Wien erkennt: „Nicht Ideen auszutauschen, wie Kirche sein sollte und sein müsste. Und wer schon mehr verstanden hat und die Nase weiter vorne hat, sondern: Wer ist Zeuge von Tod und Auferstehung des Herrn?“

 

Kirche in Ephesus

In Ephesus wirkte Paulus besonders bei seiner zweiten Missionsreise. Das Wiener Ehepaar Geli und Wolfgang, das seit 18 Jahren in der Türkei lebt, schildert den Pilgern den schwierigen Alltag der Christen im Land. Nur ein Promille der Bevölkerung sind Christen, zwischen 50.000 und 70.000.

 

Der Kardinal verrät den Pilgern, dass seine Lieblings-Bibelstelle über die Gemeinde in Ephesus in Milet spielt (Apostelgeschichte, Kapitel 20), etwa 150 Kilometer entfernt. Später nämlich, als Paulus in Milet darauf wartete, zu seinem Prozess in Rom gebracht zu werden, habe er die Gemeindevorsteher aus Ephesus gebeten, zu kommen. Das, was Paulus ihnen zu sagen hatte, so der Kardinal, ist auch ein Schlüssel für die Diözesanerneuerung. Denn Paulus weiß, dass er selbst nicht mehr den Weg der Gemeinde in Ephesus begleiten wird können. So sagt er ihnen: „Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat aufzubauen.“

 

In Patmos spürten die Pilger der „Offenbarung des Johannes“ nach. Patmos war in römischer Zeit ein Verbannungsort, der Autor der „Offenbarung“ hat hier seine Apokalypse niedergeschrieben. Bei der „Johannes-Grotte“ trug Kardinal Schönborn das letzte (22.) Kapitel der „Offenbarung“ vor.

 

In Athen las Weihbischof Franz Scharl aus dem 17. Kapitel der Apostelgeschichte die Rede des Paulus. So wie Paulus sollten auch die Christinnen und Christen die Chance nutzen, um überall, in der Familie, am Arbeitsplatz oder in Cafehäusern mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, betonte Scharl.

 

„Hinaus ins Weite ...“

 

Der Blick in die Weite des Meeres fasziniert, in diesen Tagen auch musikalisch: Oft wird in der heiligen Messe „Du führst mich hinaus ins Weite“ gesungen, das Lied ist die inoffizielle Hymne der Diözesanwallfahrt.

Bewegend und stimmig war auch ein „Abend der Barmherzigkeit“, der am Abend in der Disco seinen Ausgang nahm, mit Impulsen zur Vergebung, danach gab es auf den Decks die Möglichkeit zur Aussprache mit Priestern.

 

Das „Paulus“-Gepäck

Wie viele Pilger nützen auch Heinz und Marie Hödl aus der Pfarre Cyrill und Method (Wien 21) die vielen spirituellen Angebote an Bord: „Diese Morgenstunde hat einen ganz speziellen Wert für uns, denn da ist es sehr ruhig am Schiff und man kann herrlich zum Herrn beten“, sind beide begeistert.

Generalvikar Nikolaus Krasa packte ins Rückkehrgepäck der Paulus-Pilger drei wesentliche Dinge:

  1. „Fest in der eigenen Tradition verwurzelt sein.
  2. Eine starke Erfahrung in der Begegnung mit Christus zu haben.
  3. Und weltoffen zu sein und auf Menschen zuzugehen, ohne Angst.“
erstellt von: Redaktion der Sonntag / Stefan Hauser
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Weitere Bilder und Berichte zur Diözesanwallfahrt:
rupprecht@kathbild.at FJ Rupprecht  

Bilder der Diözesanwallfahrt

laufend neue Fotos von der Wallfahrt


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kathbild.at/Rupprecht, Franz Josef Rupprecht  

Berichte zur Diözesanwallfahrt

Artikel über die Wallfahrtsziele, Stimmungsberichte,...


erzdioezese-wien.at / M. Prüller  

Diözesanwallfahrt auf den Spuren Pauli

Weitere eindrücke zur Pilgerreise der Erzdiözese Wien durch die Ägäis von Pressesprecher Michael Prüller


 

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Papst Leo XIV. legt mit „Die Kraft des Evangeliums“ ein neues Buch vor. Der Band des Vatikanverlags fasst zentrale Gedanken des Papstes zu Kirche, Frieden, Hoffnung und Gerechtigkeit zusammen und ruft zu Einheit und Geschwisterlichkeit in einer von Konflikten geprägten Welt auf.

Parasozial

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 21.11. 2025

„Unsere Mission ist Dialog“: Ein dringender Appell zur Verständigung

Im Rahmen der St. Gabrieler Vortragsreihe sprach P. Franz Helm SVD in seinem Beitrag über die Bedeutung des Dialogs in einer gespaltenen Welt.

Friedenslicht aus Oberösterreich für Papst Leo

Florian Mitter, das Friedenslichtkind aus Oberösterreich, übergab im Vatikan das Licht aus Bethlehem an Papst Leo XIV. und zeigte sich zutiefst beeindruckt.

Josef Grünwidl: „Manchmal kann und muss Kirche auch die Politik nerven“

Der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl setzt Akzente beim Ökumene-Empfang in St. Pölten.

Neues Buch zu spirituellem Missbrauch: Autor ruft zu stärkerer Sensibilität auf

"Die wichtigsten Menschen auf Erden" beleuchtet geistlichen Missbrauch in katholischer Gemeinschaft - Autor Walter Ender betont in historischer Aufarbeitung aktuelle Relevanz.

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