Einen "unkonventionellen Zugang zur Liturgiekonstitution" suchte eine Tagung vom 14. bis 15. November 2013 in der Aula im Campus.
Einen "unkonventionellen Zugang zur Liturgiekonstitution" suchte eine Tagung vom 14. bis 15. November 2013 in der Aula im Campus.
Liturgiewissenschaftler diskutierten auf Einladung der Universität Wien anlässlich von 50 Jahre Liturgiekonstitution das Verhältnis von moderner Gesellschaft und Liturgie.
Wie kann die Liturgie mit ihrer spezifischen Sprache und Symbolik an eine Gesellschaft anknüpfen, die das Verständnis für diese weitgehend verloren hat? Dieser Frage sind am Freitag, 18. November 2013, namhafte Liturgiewissenschaftler bei einer Podiumsdiskussion anlässlich der 50-Jahr Feier der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils in Wien nachgegangen. "Die Kirche verfügt über einen reichen Fundus an Andachten, Gebeten und gottesdienstlichen Feiern, die nicht Liturgie sind und deren Komplexität niedriger ist", betonte Joris Geldhof, Professor an der Universität Leuven. Diese könnten liturgische Feiern wie etwa den Sonntagsgottesdienst nicht ersetzen, würden aber ein niederschwelliges Angebot für Menschen darstellen, die den Bezug zum Glauben weitgehend verloren haben.
Mit der Überforderung von Menschen in einer liturgischen Feier sei nichts gewonnen, ist auch Christian Stoll, Universitätsassistent an der Universität Wien, überzeugt. Gefragt sei der Mut zu reduzieren. Nicht jede Feier oder jedes Gebet müsse auch gleich den Anspruch haben, Liturgie zu sein. Einfache Formen der Andacht, des Gebetes oder der gottesdienstlichen Feier würden vielfach einen passenderen Anknüpfungspunkt an die Gesellschaft bieten, als etwa der Sonntagsgottesdienst.
"Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie stehen", betonte auch Winfried Haunerland, Professor an der Universität München. Die einfachen Formen würden die Chance in sich bergen, die Menschen auf die komplexen Themen und Termini liturgischer Feiern wie etwa dem Pascha Mysterium hinzuführen. Deshalb sollte diesen wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Diesem Umstand trage auch das neue Gotteslob, in das verstärkt freie Formen von Gebeten und auch Anleihen zum spirituellen Leben aufgenommen wurden, Rechnung, so Haunerland.
Die Kehrseite dieser Medaille dürfe aber nicht die Vernachlässigung der klassischen Liturgie sein, so Haunerland. Die Kirche habe mit der Liturgie eine Pflicht, die sie nicht vergessen dürfe, mahnte der Münchner Professor. Es gebe aber auch in der klassischen Liturgie Symbole und vor allem körperliche Gesten, die durchaus Anknüpfungspunkte in die moderne Gesellschaft sein könnten. Weihrauch, Kerzen, das Wasserbad bei der Taufe oder etwa sich niederzuknien seien Symbole, die auch ohne Hintergrundwissen verstehbar sind, betonte auch Hans-Jürgen Feulner, Professor an der Universität Wien, in einem Gespräch mit "Kathpress" am Rande der Podiumsdiskussion.
Diese "Ressourcen der Liturgie" auszuschöpfen, sei Aufgabe des jeweiligen Liturgieverantwortlichen. Gerade liturgischen Feiern, zu denen auch Kirchenferne kommen, wie etwa bei Taufen oder Begräbnissen, müssten als Chancen gesehen werden. "Das muss aber entsprechend vorbereitet werden und dazu braucht es auch Feingefühl", so der Wiener Liturgieprofessor.
Als Konsequenz des schwindenden Verständnisses liturgischer Sprache und Symbolik müsse schließlich auch die Möglichkeit gedacht werden, dass "manche Menschen einfach nicht liturgiefähig sind". Die Seele sei nicht per se liturgisch, betonte Haunerland. "Liturgie hat eine eigene Sprache und Symbolik, die zunächst erst einmal gelernt werden muss. Das ist ein Akt der Bildung." Das heiße aber nicht, dass es nicht andere Bereiche in der Kirche gebe, die für diese Menschen geeigneter seien.
Unter dem Motto "Alter Wein in Neuen Schläuchen" widmeten sich von 14.-15. November 2013, namhafte Liturgiewissenschaftler der vor 50 Jahren beim Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedeten Konstitution über die Liturgie, Sacrosanctum Concilium. Zur Veranstaltung lud das Institut für Historische Theologie, Liturgiewissenschaften und Sakramententheologie der Universität Wien.
Welche Aufnahme etwa die Theologie des Augustiner Chorherrn und Begründers der "volksliturgischen" Bewegung, Pius Parsch, in die Liturgiekonstitution fand, hat der Direktor des Pius-Parsch-Institutes Klosterneuburg, Andreas Redtenbacher, in einem Vortrag in den Blick genommen. Parsch war bei der Eröffnung des Konzils bereits zehn Jahre tot. Das mache es schwierig, seinen Einfluss in der Liturgiekonstitution im Einzelnen nachzuweisen. Was sich aber sicher sagen lasse, ist, dass die Liturgiekonstitution insgesamt wesentlich durch die von Parsch vorangetriebene "volksliturgische" und pastorale Linie geprägt ist.
Liturgiewissenschaftliche Fachtagung "Alter Wein in neue Schläuche