Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Zeitschrift "Heute" am Freitag, 24. Jänner 2014
Papst Franziskus hat diese Frage gestellt und 34.000 haben allein in Österreich geantwortet. Er will wissen, wie es weltweit um Ehe und Familie heute steht. Deshalb hat der Papst – das gab es noch nie – einfach alle Katholiken in der ganzen Welt befragt. Es geht Papst Franziskus nicht zuerst um Statistiken, sondern ums reale Leben. Er will hören, wo der Schuh drückt. Wir kennen das Ideal. Wir wissen, dass Jesus gesagt hat: "Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen." Und wenn es doch geschieht, was dann? Was, wenn Beziehungen scheitern? Wie damit umgehen, dass viele zusammenleben ohne Trauschein und ohne Segen der Kirche? Was denken die Katholiken über Verhütung? Und über gleichgeschlechtliche Partnerschaft? Und wie wird das Ideal der dauerhaften, treuen, lebensoffenen Ehe heute gelebt?
Allein bei uns in der Erzdiözese Wien haben sich 8.000 mit dem päpstlichen Fragenkatalog auseinandergesetzt. Ich bin beeindruckt von diesem Interesse und werde natürlich die Antworten eins zu eins nach Rom mitnehmen. Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht haben, selber oder als Gruppe zu antworten. Es überrascht mich nicht, dass auch viel Kritik an der kirchlichen Lehre geübt wird. Das Thema Ehe und Familie berührt alle ganz direkt. Das hohe Ideal einer gelungenen Ehe und die oft schwere Wirklichkeit des Alltags klaffen zu sehr auseinander. Wie können sie wieder näher zusammen kommen? Das ist die Herausforderung, die Papst Franziskus mutig aufgreift.