Mit dem Beginn des offiziellen Dialogs 2004 gingen manche davon aus, dass ein inoffizieller Dialog nicht länger von Nöten sei. "Dass dem nicht so ist, zeigt der zaghafte Fortschritt des offiziellen Dialogs", sagt der Ökumene-Experte Dietmar Winkler.
Mit dem Beginn des offiziellen Dialogs 2004 gingen manche davon aus, dass ein inoffizieller Dialog nicht länger von Nöten sei. "Dass dem nicht so ist, zeigt der zaghafte Fortschritt des offiziellen Dialogs", sagt der Ökumene-Experte Dietmar Winkler.
Konstituierende Sitzung der "Commission for Ecumenical Encounter between the Catholic Church and the Oriental-Orthodox Churches" derzeit in Wien
Die Stiftung "Pro Oriente" nimmt den inoffiziellen Dialog zwischen römisch-katholischen und orientalisch-orthodoxen Theologen wieder auf. Noch bis Mittwoch, 11. November 2015, findet in Wien die konstituierende Sitzung der "Commission for Ecumenical Encounter between the Catholic Church and the Oriental-Orthodox Churches" statt. An der Tagung in Wien nehmen Vertreter der koptisch-orthodoxen, äthiopisch-orthodoxen, syrisch-orthodoxen, armenisch-apostolischen und indisch-orthodoxen Kirche teil. Die wissenschaftliche Leitung hat der Dekan der Salzburger Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Dietmar Winkler inne.
Von besonderer Bedeutung sei für die neue Kommission die Befassung mit den Aspekten der permanenten Christenverfolgung und Bedrohung des christlichen Erbes in den nahöstlichen Heimatländern der orientalisch-orthodoxen Kirchen. Die Zahl der orientalisch-orthodoxen Christen, die ihre angestammte Heimat auf Grund massiver Bedrohungen verlassen müssen, steige ständig. Die neue Kommission solle auch ein Raum des Austausches werden, in dem Theologen über die Sorgen und Nöte ihrer Kirchen berichten können, so die Stiftung.
Mit der neuen Kommission solle zudem der offizielle Dialog zwischen den Kirchen begleitet und unterstützt werden. Insbesondere werden laut "Pro Oriente" drei Ziele angestrebt. Diese seien: Reflexion über die Resultate des offiziellen Dialogs, um sie in den Kirchen stärker zu verbreiten; weiters Studium der nichttheologischen Faktoren, die eine Annäherung der Kirchen bremsen; und schließlich Vorbereitung der nachwachsenden Generationen für den ökumenischen Dialog.
Ständige Beobachter an der Arbeit der neuen "Pro Oriente"-Kommission sind Theologen aus dem Vatikan und aus Etschmiadzin/Armenien. Denn sowohl der Päpstliche Rat für die Einheit der Kirchen als auch das Ökumene-Department beim obersten armenischen Katholikos-Patriarchen bemühen sich, an der Arbeit der neuen "Pro Oriente"-Kommission Anteil zu nehmen.
Der inoffizielle Dialog zwischen römisch-katholischen und orientalisch-orthodoxen Theologen bildete ab 1970/71 einen Hauptakzent der Arbeit von "Pro Oriente". Insbesondere die fünf "Wiener Konsultationen" (1971, 1973, 1976, 1978, 1988) führten zu einer Annäherung zwischen katholischer Kirche und orientalisch-orthodoxer Kirchenfamilie.
Eine besondere Rolle spielte die bei der Konsultation von 1971 entwickelte "Wiener Christologische Formel", die vielen gemeinsamen Erklärungen von Päpsten und Patriarchen als Basis diente. Durch die Überwindung von terminologischen und kulturell-politisch bedingten Missverständnissen konnte der Versöhnung zwischen römisch-katholischer Kirche und orientalisch-orthodoxen Kirchen ein Weg gebahnt werden.
Von 1988 bis 1997 sorgte ein "Standing Committee" für die Weiterführung des inoffiziellen Dialogs zwischen römisch-katholischen und orientalisch-orthodoxen Theologen. Ab 1997 wurde der Dialog aber ausgesetzt; Gründe waren zwischenkirchliche Spannungen, aber auch der Beginn des offiziellen Dialogs zwischen römisch-katholischer Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen ab 2004.
Mit dem Beginn dieses offiziellen Dialogs gingen manche Verantwortungsträger in den Kirchen davon aus, dass ein inoffizieller Dialog nicht länger von Nöten sei. "Dass dem nicht so ist, zeigt der zaghafte Fortschritt des offiziellen Dialogs", so Prof. Winkler.
Zwar sei die Vertrauensbasis und das Klima unter den teilnehmenden Kirchen an diesem offiziellen Dialog ausgesprochen positiv, dennoch werde kein wirklicher Neuansatz gewagt. "Gerade hier bedürfte es der effektiven Unterstützung seitens eines wagemutigen inoffiziellen Dialogs", resümierte Winkler. Er ist u.a. auch Konsultor des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen und Mitglied der offiziellen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen.
Stiftung Pro Oriente: