P. Albert Pongo SVD: „Immer sehr traurig und betroffen...“
P. Albert Pongo SVD: „Immer sehr traurig und betroffen...“
Er hat einen der schwersten Dienste als Priester: P. Albert Pongo SVD, Seelsorger in den beiden Wiener Polizeianhaltezentren.
Ich gehe immer wieder fröhlich zu den Menschen und bin dann, nach vielen Gesprächen, immer sehr traurig und betroffen“, sagt P. Albert Pongo SVD (Kaplan in der Pfare Neu „Zum Göttlichen Wort, Wien 10): „Wenn ich die Geschichten der Menschen höre, was sie erlebt haben, welche Schwierigkeiten sie haben.“
Pongo hat einen der schwersten Dienste als Seelsorger. Seit 2012 ist der Steyler Missionar in Österreich, seit 2013 ist er Seelsorger in den Polizeianhaltezentren Wien I (1090 Wien, Roßauer Lände 9) und Wien II (1080 Wien, Hernalser Gürtel, Breitenfelder Gasse 21).
„Ich möchte am liebsten den Menschen helfen, ihnen die nötigen Dokumente besorgen, aber ich kann leider nicht“, sagt er.
Seine wichtigste Aufgabe ist es, den Menschen zuzuhören, sie als Menschen mit ihrem Schicksal und ihren zerronnenen Hoffnungen ernst zu nehmen.
Die Menschen in den beiden Polizeianhaltenzentren sind Asylwerber, die keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben und die auf die Abschiebung aus Österreich warten. „Manche treten in einen Hungerstreik, werden damit haftunfähig und dann entlassen“, weiß er.
Der Steyler Missionar ist dienstags und mittwochs jeweils in den Anhaltezentren, am Samstagvormittag feiert er abwechselnd Gottesdienst. „Besonders viele kommen aus dem Zentrum Wien II“, sagt er: „Oft an die 30 Menschen, darunter viele Frauen. Es sind auch Orthodoxe und Muslime darunter, die mitfeiern.“ An drei Freitagen im Monat feiert er auch im Lager Traiskirchen einen Gottesdienst.
Freude und Hoffnung gibt Pongo die Weltgerichts-Rede aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 25,31-46), wo es u. a. heißt: „Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen…“
Viele Menschen wollen „einfach nur reden“, Pongo hört zu. „Am Ende lesen wir in der Bibel und beten gemeinsam.“
Pongo: „Ich sage den Menschen immer: Die Schubhaft ist nicht die letzte Station eures Lebens.“ Und dies, da „viele auch suizidgefährdet sind“. Pongo: „Man muss sich das so vorstellen.
Die Menschen fliehen aus Afrika oder Asien nach Europa, haben viel Geld in die Flucht investiert, oft auch ausgeborgt, und dann kommen sie als Abgeschobene mittellos in die Heimat zurück. Hier gelten sie dann als Versager.“
Mit Unterstützung der „Bibel-Gesellschaft“ kann er englischsprachige Bibeln verteilen, manchmal auch Telefonwertkarten, damit die Menschen nach Hause telefonieren können.
Der Seelsorger aus Afrika, er wollte schon in jungen Jahren Priester werden, erinnert auch an ein bemerkenswertes Jubiläum: „Heuer sind es 25 Jahre her, dass wir Steyler Missionare beschlossen haben, dass auch Steyler Missionare aus den früheren Missionsgebieten nach Europa kommen können und nicht nur umgekehrt wie in den letzten Jahrhunderten.“
Steyler Missionare = SVD, Societas Verbi Divini - Gesellschaft des göttlichen Wortes
Bundesministerium für Inneres - Leitfaden für Schubhäftlinge
Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien