Kurt Schubert war u.a. der Gründer des Instituts für Judaistik an der Universität Wien und des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt. Seine Frau Ursula war Assyriologin und Kunsthistorikerin.
Kurt Schubert war u.a. der Gründer des Instituts für Judaistik an der Universität Wien und des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt. Seine Frau Ursula war Assyriologin und Kunsthistorikerin.
Festveranstaltung in der Österreichische Akademie der Wissenschaften am 19. Jänner würdigt wissenschaftliche Arbeiten des Ehepaare.
Dem Gedenken an den Pionier der Judaistik in Österreich, Prof. Kurt Schubert (1923-2007), und an seine Frau Ursula (1927-1999) widmet die Österreichische Akademie der Wissenschaften am Dienstag, 19. Jänner, um 19.30 Uhr eine Festveranstaltung in Wien. Im Mittelpunkt steht dabei die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit des Ehepaares. Kurt Schubert war u.a. der Gründer des Instituts für Judaistik an der Universität Wien und des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt. Seine Frau Ursula war Assyriologin und Kunsthistorikerin.
Von ca. 1970 bis zu Ursulas Tod 1999 habe das Ehepaar auf vielfältige Weise zusammen geforscht, publiziert und gelehrt, so Katrin Kogman-Appel von der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Sie ist eine der Vortragenden beim Festakt in Wien. Wie Kogman-Appel erinnerte, habe das Ehepaar Schubert auch ein Büro in der Wiener Ferstlgasse geteilt. Die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit habe ihre Krönung im Jahr 1988 gefunden, als ihnen ein Ehrendoktorat der Universität Freiburg überreicht wurde.
Die Veranstaltung in der Akademie der Wissenschaften (Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien) steht unter dem Motto "Zwischen jüdischer Tradition und frühchristlicher Kunst. Die Malereien in der Katakombe der Via Latina in der Forschung von Ursula und Kurt Schubert". Die Veranstaltung steht unter dem Ehrenschutz von Kardinal Christoph Schönborn und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg.
Zweiter Hauptreferent ist der der Dekan des "International Theological Institute" in Trumau (NÖ), der Judaist und Theologe Bernhard Dolna. Er war ein Schüler Kurt Schuberts und wird zu dessen Person sprechen.
Wie Kogmann-Appel erläuterte, seien die ersten gemeinsamen Studien der Schuberts im Zeichen der 1964 formulierten These Kurt Weitzmann's gestanden, dass frühe christliche Kunst aus jüdischen Vorlagen schöpfe. Seit Ende der 1960er Jahre sei diese Annahme aber auf häufige Kritik gestoßen. Mit Beginn der 1970er Jahre hätten sich auch Ursula und Kurt Schubert an dieser Diskussion beteiligt und nunmehr judaistisch orientierte Sichtweisen eingebracht, die die rabbinischen Elemente in der frühen christlichen Kunst hervorheben. Kogman-Appel: "Ursula trug ihr kunsthistorisches Wissen bei, Kurt seine Kenntnis jüdischer Texte aus der Mishna- und Talmud-Zeit." Illustrierte jüdische Handschriften seien der zweite Schwerpunkt der gemeinsamen Forschungsarbeit der Schuberts gewesen.
Kurt Schubert, geboren 1923 in Wien, war schon als Jugendlicher ein engagierter Katholik. Er begann mitten im Krieg als Zeichen des geistigen Protests gegen das NS-Regime am Institut für altorientalische Philologie der Wiener Universität mit dem Hebräischstudium. Während der nationalsozialistischen Okkupation Österreichs gehörte er sowohl der österreichischen Widerstandsbewegung als auch der Katholischen Hochschuljugend "im Untergrund" an, die von Prälat Karl Strobl geleitet und sehr stark von Msgr. Otto Mauer inspiriert wurde.
Als Student rettete Schubert die Bibliothek des Wiener Rabbinerseminars vor der Vernichtung durch die Nazis und sorgte in der Nachkriegszeit für den Transfer der kostbaren Buchbestände nach Israel. In der Auseinandersetzung mit dem jüdischen Schrifttum wurde seine Lebensaufgabe deutlich, "den Christen klar zu machen, dass Israel das erwählte Volk bleibt".
Schon im April 1945 ergriff Kurt Schubert die Initiative, die Wiener Universität wieder zu eröffnen. Nicht nur das Hauptgebäude war zerstört, auch die geistigen Fundamente der "Alma Mater Rudolfina" waren neu zu legen. Als junge "wissenschaftliche Hilfskraft" hielt er am 2. Mai 1945 - noch vor dem offiziellen Kriegsende - die erste Universitätsvorlesung nach der Befreiung. Ihr Titel - "Hebräisch für Anfänger" - war mehr als symbolträchtig.
Schuberts Engagement galt in gleichem Maß dem Aufbau der judaistischen Wissenschaft und der verschiedenen Zweige der Katholischen Aktion. Er hatte wesentlichen Anteil an der Gründung des Katholischen Akademikerverbandes, dessen Präsident er lange war.
An der Universität wirkte Schubert zunächst als Dozent für Judaistik im Rahmen des Instituts für Orientalistik. Später gelang es ihm, dass die Judaistik zum eigenständigen Fach aufgewertet wurde. Aus dem Wiener Institut und Schuberts Schule sind hervorragende Repräsentanten dieses Faches hervorgegangen. Unmittelbar nach der Auffindung der Schriftrollen von Qumran am Toten Meer trat Schubert durch Interpretationen hervor, die in der Fachwelt weiterhin fast ungeteilte Zustimmung finden.
Als Gründer und langjähriger Präsident des "Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit" war Schubert stets um den Dialog zwischen Christen und Juden bemüht. Ebenso setzte er sich für eine objektive Darstellung des Judentums in den katholischen Religionsbüchern ein. Auch dem Österreichischen Katholischen Bibelwerk gab Schubert als Präsident eine unverwechselbare Prägung. Kurt Schubert starb 2007 in Wien.
Ursula Schubert wurde 1927 in Graz geboren, 1939 übersiedelte die Familie nach Wien. Sie dissertierte 1950 in Assyrologie, vertiefte sich fortan aber vor allem auf Kunstgeschichte. Ab 1970 forschte sie im Bereich der frühchristlichen Kunst, sie hielt aber auch Vorlesungen über jüdische Kunst. Sie verstarb 1999 nach langer Krankheit.