Nach einem letzten Erklingen der Hymne des Heiligen Jahres und nach einem stillen Gebet trat der Papst selbst vor die Pforte, um diese zu schließen.
Nach einem letzten Erklingen der Hymne des Heiligen Jahres und nach einem stillen Gebet trat der Papst selbst vor die Pforte, um diese zu schließen.
„Wahre Pforte der Barmherzigkeit, das Herz Christi", steht weiter offen.
Papst Franziskus hat am Sonntag, 20. November 2016 kurz vor zehn Uhr die Heilige Pforte des Petersdoms geschlossen und damit das außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit offiziell beendet. Nach einem letzten Erklingen der Hymne des Heiligen Jahres und nach einem stillen Gebet trat der Papst selbst vor die Pforte, um diese zu schließen. Im Anschluss rief der Papst bei der Messe auf dem Petersplatz vor Zehntausenden Gläubigen dazu auf, gemeinsam den Weg der Barmherzigkeit weiter zu gehen. Die "wahre Pforte der Barmherzigkeit, das Herz Christi", stehe weiter offen, so Franziskus. Er mahnte, "die Türen der Versöhnung und der Vergebung" nie zu verschließen, sondern stets "über das Böse und die Divergenzen" hinauszugehen.
Am Ende des Gottesdienstes unterzeichnete der Papst sein Schreiben zum Heiligen Jahr, das der Vatikan am Montag veröffentlichen wird. Der Text mit dem Titel "Misericordia et misera" ("Barmherzig und armselig") richtet sich an die ganze Kirche und soll dazu beitragen, Barmherzigkeit weiter zu leben - "mit der gleichen Intensität, die während des ganzen Außerordentlichen Heiligen Jahres zu spüren war", wie das vatikanische Presseamt mitteilte.
Franziskus wird den Angaben zufolge sein Schreiben einer Gruppe ausgewählter Repräsentanten überreichen. Darunter seien der Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, der Erzbischof von Edinburgh, Leo Cushley, ein Diakon der Diözese Rom mit seiner Familie, Ordensschwestern aus Mexiko und Südkorea, eine Familie aus den USA, ein junges Ehepaar, zwei Katechetinnen aus Rom sowie ein Kranker und ein Mensch mit Behinderung.
In seiner Predigt sprach sich Franziskus gegen Egoismus und für Nächstenliebe und Barmherzigkeit aus. Jeder solle sich täglich fragen: "Was verlangt die Liebe von mir, wohin drängt sie mich? Welche Antwort gebe ich Jesus mit meinem Leben?", sagte er. Eine der größten Versuchungen sei Egoismus, sagte der Papst. Den Aufruf "Hilf dir selbst!" bezeichnete er als "furchtbarste Versuchung". Auch den Versuchungen von Macht und Erfolg müsse widerstanden werden. Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit habe auch dazu beitragen sollen, "die Mitte wiederzuentdecken, zum Wesentlichen zurückzukehren."
Am Christkönigssonntag erinnerte Franziskus zudem daran, dass Gottes Königtum paradox erscheine, Jesus am Kreuz eher wie ein Besiegter als wie ein Sieger wirke. Gottes Reich lasse sich jedoch nicht nach den Maßstäben der Welt bemessen, "sondern gemäß der Liebe Gottes, einer Liebe, die alles erreichen und heilen kann". Für die Gläubigen gelte es, diese Art zu herrschen aufzunehmen und sich nicht an "die unsicheren Königtümer und unbeständigen Mächte einer jeden Zeit anzupassen".
Die Stadt Rom rechnete mit einer Teilnahme von mehr als 100.000 Gläubigen bei der Abschlussmesse. Rund um den Petersplatz waren 2.000 Polizisten im Einsatz, um die Sicherheit der Pilger zu gewährleisten. Der Petersplatz wurde bereits um 7.30 geöffnet.
Franziskus hatte das außerordentliche Heilige Jahr, das unter dem Thema der Barmherzigkeit stand, am 8. Dezember 2015 eröffnet. Das nächste Heilige Jahr findet 2025 statt, sofern nicht in der Zwischenzeit ein weiteres außerordentliches Heiliges Jahr ausgerufen wird.