Es gehe um eine „Vermenschlichung“ des Schul- und Ausbildungswesens, erläuterte Kurienkardinal Giuseppe Versaldi vor der Presse.
Es gehe um eine „Vermenschlichung“ des Schul- und Ausbildungswesens, erläuterte Kurienkardinal Giuseppe Versaldi vor der Presse.
Weltweite Forschung im Bildungsbereich und Ausbildung von Lehrkräften unterstützen.
Die katholische Kirche will den Herausforderungen der Globalisierung auch mit der Erziehung "zu einem solidarischen Humanismus" begegnen. Dazu hat die vatikanische Kongregation für das Bildungswesen eine eigene Stiftung gegründet und eine Orientierungshilfe herausgegeben, die der zuständige Kardinal Giuseppe Versaldi am Freitag, 22. September 2017 im Vatikan vorstellte.
Die an der Bildungskongregation angesiedelte Stiftung mit dem Namen "Gravissimum Educationis" will weltweit Forschung im Bildungsbereich und die Ausbildung von Lehrkräften als Multiplikatoren unterstützen. Die Arbeit der Stiftung fuße auf den Lehren der Kirche und dem "Charisma des Papstes". Themen sind unter anderem Inklusion, Dialog, Zusammenarbeit und Transzendenz. Beispielsweise fördert die Stiftung in Vorbereitung auf die Bischofssynode zur Jugend 2018 etwa eine Untersuchung zum Thema "Jugendliche und ihre Entscheidungen".
Der Präfekt der Bildungskongregation, Kardinal Versaldi, betonte, dass Erziehung- und Bildung auch angesichts aktueller Krisen immer wichtiger seien. Er verwies auf eine Prognose des Kinderhilfswerks Unicef der Vereinten Nationen von 2016, laut der innerhalb der nächsten 15 Jahre etwa mehr als 60.000 Kinder keine Gelegenheit zur Schulbildung hätten. Auch im Zusammenhang mit den Herausforderungen der Migrations- und Flüchtlingsphänomene spielten Bildung und Erziehung eine wichtige Rolle. Das vor genau 50 Jahren veröffentlichte Enzyklika "Populorum progressio", in der Papst Paul VI. (1963-78) im Jahr 1967 den Friedensauftrag der Kirche in einer globalisierten Welt umschrieben hat, bezeichnete Versaldi als "programmatisches Dokument der Kirche im Zeitalter der Globalisierung".
Die Kirche habe "sowohl den Auftrag als auch die nötige Sachkenntnis, um Wege der Bildung aufzuzeigen, die den derzeitigen Herausforderungen angemessen sind", heißt es in der Orientierungshilfe, die in den kommenden Wochen unter anderem an die weltweit 215.000 Schulen in katholischer Trägerschaft und die 1.760 katholischen Universitäten auf den verschiedenen Kontinenten gehen wird. Dazu müsse Bildung menschlicher werden, indem die einzelne Person in ihren wechselseitigen Abhängigkeiten zur Gemeinschaft in den Mittelpunkt gestellt werde. Das Dokument mahnt eine Unterstützung der Erziehung innerhalb der Familie an und plädiert für Orte der Begegnung und des echten Dialogs in Freiheit und Gleichheit. Schulklassen jeder Art müssten die interkulturelle Dimension im Blick behalten. Erziehung solle zudem so inklusiv sein, dass sich jeder am Aufbau der Gesellschaft beteiligen kann und einen Dialog der verschiedenen Generationen fördern.
Eine menschlichere Bildung "erwartet von den Lehrenden nicht nur, dass sie lehren, und von den Lernenden nicht nur, dass sie lernen, sondern spornt jeden an, im Sinne des solidarischen Humanismus zu leben, zu lernen und zu handeln", heißt es in dem Text.
Als Glaubensgemeinschaft setze die Kirche nicht auf den bloßen Fortschritt von Freiheit und Vernunft, sondern auf die Liebe Gottes und der Menschen. "Hoffnung zu globalisieren ist der spezifische Sendungsauftrag der Erziehung zum solidarischen Humanismus", formuliert das Dokument.
Um all das umzusetzen empfiehlt die katholische Kirche schulische wie akademische "Netzwerke der Kooperation". An denen seien Berufsgruppen, Unternehmen, Künste und andere zu beteiligen. Ähnlich richtet sich die Initiative nicht nur an Verantwortliche in katholischen Bildungseinrichtungen, sondern ebenso an die Zivilgesellschaft und internationale Organisationen.