Nicht nur Kinder bringen ihren Müttern Wertschätzung entgegen. Der Aufruf zu respektvollem Umgang ist auch biblisch verankert
Nicht nur Kinder bringen ihren Müttern Wertschätzung entgegen. Der Aufruf zu respektvollem Umgang ist auch biblisch verankert
Wir nehmen den Muttertag am 13. Mai zum Anlass, um uns anzuschauen, welche Rolle Mütter in der Bibel spielen. Gibt es vielleicht sogar Bibelstellen, die uns zeigen, wie man mit Müttern am besten umgeht?
Auf diesem biblischen Streifzug wenden wir uns an Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Katholischen Bibelwerks in Österreich. So wie wir alle, kennt sie natürlich das vierte Gebot, das uns anweist „Vater und Mutter zu ehren“.
Birnbaum: „Dieses alttestamentliche Gebot greift auch Jesus selbst im Neuen Testament auf und warnt vor Spitzfindigkeiten, die den Sinn des Gebots aushöhlen (Markusevangelium 7,11f.).“
Doch auch über dieses Gebot hinaus, ist die zentrale Bedeutung von Müttern an weiteren Stellen biblisch begründet.
Die Bibel liefert zudem Handlungsanweisungen im Umgang mit Müttern: „Im Buch der Sprichwörter wird dem jungen Mann gleich zu Beginn und auch dann noch öfter geboten, auf die Worte der Mutter zu achten: 1,8-9: ,Höre, mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters und die Unterweisung deiner Mutter verwirf nicht! Sie sind ein schöner Kranz auf deinem Haupt und eine Kette für deinen Hals.’
Die Mutter hat also dieselbe Autorität in Fragen der Weisheit wie der Vater“, erklärt Birnbaum.
Hat sich das Mutterbild im Laufe der biblischen Geschichte gewandelt?
Bibelexpertin Elisabeth Birnbaum: „Verändert hat sich das Bild der Mutter innerhalb der Bibel nicht erkennbar. Jesus radikalisiert die Mutterbeziehung aber insofern, dass er die Glaubensfamilie über die echte Familie stellt.“
Ist das biblische Mutterbild heute überhaupt noch relevant?
Birnbaum: „Das Mutterbild in der Bibel ist - genauso wie heute - ein sehr vielfältiges: Es gibt im hohen Alter Gebärende, es gibt Mütter, die für ihr Kind Schande riskieren (wie Maria), Mütter, die ihr Kind in der Not aussetzen oder lieber einer anderen geben, als es tot zu sehen (wie Moses Mutter).
Es gibt Mütter, die ihr Kind in Leid und Tod begleiten (wie Maria) oder falsche Mütter, die das Kind einer anderen für sich beanspruchen.
Auch hier gilt wie so oft: Der Bibel ist kaum etwas Menschliches fremd. Was heute nicht mehr so gesehen wird, ist, dass Unfruchtbarkeit eine Schande ist, wie es in vielen biblischen Texten thematisiert wird.“
Was ich besonders an meiner Mutter schätze, ist, dass sie immer für meine Brüder und mich, die Familie und Freunde da ist.
Sie akzeptiert jeden Menschen so wie er ist, mit all seinen Schwächen und sieht stets das Gute in ihm.
Wenn ich gefragt werde, welchen Rat sie mir für das Leben mitgegeben hat, antworte ich: Ich habe von ihr gelernt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Manchmal muss man einen Umweg gehen, aber es gibt immer einen Weg.
Gabriele Zwick
St. Nikolausstiftung
Durch ihre konkrete, kontinuierliche Liebe hat meine Mutter in mir mein Urvertrauen gefestigt und mir Halt in meinem Leben gegeben. Sie stand immer zu mir, gerade auch in den schwierigen Zeiten, in denen ich mein Priesteramt niederlegte.
Aus ihrer langjährigen ehrenamtlichen Arbeit mit obdachlosen Menschen hat sie mir mitgegeben, dass man in manchen Phasen des Lebens „niederfallen kann“. Das kann jeden von uns treffen! Wichtig ist es, wieder aufzustehen.
Marcus Piringer
St. Elisabeth-Stiftung
Nicht nur für uns Kinder war meine Mutter da, sondern sie hat sich besonders im psychosozialen Bereich in Wien engagiert. Die Begegnung und der Austausch mit anderen Menschen hat sie inspiriert und Kraft gegeben.
Ich versuche viel von ihrem unglaublich positiven Lebenssinn mitzunehmen, ganz besonders von ihrem Humor. Auch wenn mein kleiner Sohn meine Mutter, nicht mehr kennenlernen konnte, so ist sie in unserem Alltag präsent.
Judith Zimmermann-Hößl
Bischofskonferenz
Meine Mutter mochte Menschen, bei ihr war die Tür immer offen. Das nutzten Nichten und Neffen, Tanten und Onkeln, Nachbarn, Freunde. Wir wuchsen so umgeben von vielen Menschen auf, die Teil unseres Lebens sind und bleiben.
Meine Mutter hat weniger „Rat“ als vielmehr „Liebe zu …“ mitgegeben. Die Liebe zu Büchern, von denen man nicht genug lesen kann. Die Liebe zum Dekorieren – jede Festzeit sichtbar machen. Die Liebe zum Kochen und der Gemeinschaft beim Essen, …
Rita Kupka-Baier
Kontrollstelle
Was ich an meiner Mutter schätze: Sie hat eine große Begeisterungsfähigkeit für viele Dinge. Langweilig wird es mit ihr nie. Obwohl ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, komme ich immer wieder gerne auf Besuch zu ihnen. Meine Mutter hat mir nicht wirklich einen Rat fürs Leben mitgegeben.
Viel wichtiger finde ich ihre Vorbildwirkung, wie sie mit Freude ihr Leben lebt. Das gibt mir viel und ich konnte mir einiges für mein Leben abschauen.
Klaus-Lukas Zimmermann
Dominikanerprovinz
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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