Der Wiltener Abt und Großprior der Grabesritter in Österreich, Raimund Schreier.
Der Wiltener Abt und Großprior der Grabesritter in Österreich, Raimund Schreier.
Großprior der heimischen Grabesritter, Abt Schreier über die Hilfe. „Legen Schwerpunkt der finanziellen Hilfe auf kirchliche Schulen, wo christliche und muslimische Kinder gemeinsam unterrichtet werden“.
"Mit all unseren Aktivitäten im Heiligen Land wollen wir zum Frieden in der Region beitragen und zugleich den Christen helfen, dass sie in ihrer Heimat bleiben können." Das hat der Wiltener Abt und Großprior der Grabesritter in Österreich, Raimund Schreier, im kathpress-Interview in Jerusalem betont.
Die Grabesritter unterstützen etwa den Unterhalt von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen in Israel, Jordanien und Palästina. Für bedürftige christliche Familien gibt es finanzielle Soforthilfen. Die Hilfsprojekte werden vor allem über das Lateinische Patriarchat von Jerusalem abgewickelt.
Ein Schwerpunkt der Hilfe liege auf Schulen: Das Lateinische Patriarchat betreibt 41 Schulen in Israel, Palästina und Jordanien. Fast 20.000 Kinder und Jugendliche erhalten so eine gediegenen Ausbildung, so der Abt. 1.600 Lehrer sind dafür tätig. Die Grabesritter hätten zuletzt die Anpassung der Lehrergehälter an diesen kirchlichen Schulen zu jenen an staatliche Schulen finanziell unterstützt, damit eine Abwanderung der Lehrer verhindert werden kann und diese auch ein Auskommen haben.
Der Großprior wies auch darauf hin, dass in den kirchlichen Schulen im Heiligen Land christliche wie muslimische Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Die Kinder würden gemeinsam aufwachsen, was das Zusammenleben der Völker und Religionen wesentlich fördert.
Einige Projektbeispiele der Grabesritter: Für die Schule von Beit Jala (Palästina) wurden von den Rittern Computer für den Informatikunterricht angeschafft. Für die Schule in Kerak (Jordanien) war - aus Sicherheitsgründen - die Ausstattung mit einer Video-Überwachungsanlage dringend notwendig. Für die Schule von Aboud (Palästina) wurde der Bau eines zusätzliche Klassenzimmers finanziert. Die Grabesritter unterstützen aber etwa auch das "Our Lady of Peace-Center" in der jordanischen Hauptstadt Amman, wo jedes Jahr bis zu 2.000 Menschen mit Behinderung Aufnahme finden. Es ist das größte kostenlose Rehabilitationszentrum in Jordanien. In Taybeh in Palästina unterstützen die Grabesritter ein Seniorenheim und in Gaza die Aktivitäten der einzigen katholischen Pfarre. In Israel unterstützt der Ritterorden etwa die seelsorglichen und sozialen Bemühungen des Lateinischen Patriarchats um katholische Migranten aus Asien.
Abt Schreier nahm am Donnerstag, 25. April 2019 an der feierlichen Eröffnung des Neubaus "Casa Austria" zum österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem teil und stand dem Eröffnungsgottesdienst vor. Der Abt würdigte auch den völker- und religionsverbindenen Aspekt des Bauprojekts: Die Pläne der "Casa Austria" stammen vom israelischen Architekten Zeev Baran, umgesetzt wurde es von einem palästinensischen Bauunternehmen aus einem Jerusalemer Vorort. Dreizehn Wohneinheiten kommen durch die "Casa Austria" zu den 32 bestehenden Gästezimmern des Hospizes hinzu. Das Pilgerhaus der katholischen Kirche Österreichs in Jerusalem wird jährlich von rund 80.000 Österreichern und Gläubigen aus aller Welt besucht.
"Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" ("Grabesritter") entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene, humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen.
Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird vom Kardinalgroßmeister (derzeit Kardinal Edwin O'Brien) in Rom geleitet, der vom Papst bestellt wird. In Österreich gehören den Grabesrittern rund 550 Personen - Männer wie Frauen - an. Unter den geistlichen Mitgliedern der "Österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem" finden sich Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dessen Vorgänger Alois Kothgasser, St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Die weltlichen Mitglieder, die die große Mehrheit der Ordensangehörigen ausmachen, sind Menschen aus verschiedenen Berufen und Altersgruppen, die ein christliches Leben führen und denen das Heilige Land und die dort lebenden Christen ein persönliches Anliegen sind.
Um die zahlreichen Hilfsprojekte im Nahen Osten umsetzen zu können, ist der Orden auf Spenden angewiesen. Um den Spendern eine Absetzbarkeit zu ermöglichen, wurde vom Ritterorden der Verein "Österreichische Gemeinschaft für das Hl. Land" gegründet.