In Panama hat Papst Franziskus beim traditionellen Weltjugendtags-Kreuzweg an die Leiden junger Menschen weltweit erinnert.
In Panama hat Papst Franziskus beim traditionellen Weltjugendtags-Kreuzweg an die Leiden junger Menschen weltweit erinnert.
Franziskus beklagte auch Missbrauch Jugendlicher durch Personen, die sich als Mitarbeiter Christi bezeichneten sowie Vorurteile gegenüber Migranten. Weltjugendtag erreicht mit Abendvigil und großer Schlussmesse sein Finale.
In Panama hat Papst Franziskus beim traditionellen Weltjugendtags-Kreuzweg an die Leiden junger Menschen weltweit erinnert. Viele würden um ihr Recht auf eine Kindheit, Familie und Bildung betrogen oder als Migranten für soziale Übel verantwortlich gemacht, sagte der Papst. Weiter beklagte er Ausbeutung und Missbrauch Jugendlicher durch Personen, die sich als Mitarbeiter Christi bezeichneten. An der Gebetsfeier an einem 2,5 Kilometer langen Abschnitt der Cinta Costera, der zentralen Verkehrsader an der Küste Panamas, nahmen am Freitagabend, 25. Jänner 2019 nach Angaben der Weltjugendtagsveranstalter mehrere Hunderttausend Menschen teil.
Der Kreuzweg Jesu setze sich fort in den vielen jungen Menschen und Familien, die durch Drogen, Alkohol, Prostitution und Menschenhandel in der "Spirale des Todes" gefangen seien. Das Leiden Jesu finde sich auch in abgetriebenen Kindern und misshandelten oder ausgebeuteten Frauen sowie in jungen Menschen, denen durch Mangel an Bildung und würdiger Arbeit ihre Hoffnungen entrissen würden.
Der Papst bat in seinem Gebet um Vergebung für verbreitete Apathie, Unbeweglichkeit und Konformismus auch unter Christen inmitten einer Überflussgesellschaft, die "anstatt auf Solidarität auf Ablehnung, Schmerz und Elend" setze. "Immer dieselbe Versuchung: Es ist einfacher und 'zahlt sich besser aus', im Sieg und Ruhm, in Erfolg und Applaus Freunde zu sein", so Franziskus.
Stattdessen brauche es Stärke, etwa jenen zur Seite zu stehen, "die nicht geschwiegen haben und nicht schweigen angesichts einer Kultur der Misshandlung und des Missbrauchs, des Gesichtsverlusts und der Aggression". Nötig sei auch Unterstützung für jene, "die das Leid erfahren haben, verlassen zu werden, die ihren Boden, ihre Wurzeln, ihre Familie und ihre Arbeit aufgeben oder verlieren mussten", sagte der Papst: "Wir wollen eine Kirche sein, die eine Kultur fördert, die fähig ist, aufzunehmen, zu beschützen, zu fördern und zu integrieren; die nicht brandmarkt und noch weniger mit der überaus abwegigen und unverantwortlichen Verurteilung verallgemeinert, jeden Migranten mit dem Überbringer von sozialem Übel zu identifizieren."
Vorbild für ein solches Handeln sei die Gottesmutter Maria. Von ihr gelte es zu lernen, "neben dem Kreuz zu stehen, nicht mit einem gepanzerten und verschlossenen Herzen, sondern mit einem Herzen, das zu begleiten vermag".
Die 14 Stationen des Kreuzwegs wurden mit Gebeten und Meditationen von Gruppen aus Nord-, Zentral- und Südamerika zu Leidensgeschichten der Menschen von heute gestaltet. Christen sollten "das gegeißelte und mit Dornen gekrönte Herz all jener schützen, heilen und mit Hoffnung erfüllen, die ihre Heimat verloren haben", baten junge Katholiken aus Venezuela für Migranten und Flüchtlinge. Ihr Land, das seit Jahren unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise leidet, haben mittlerweile drei Millionen Menschen verlassen.
Teilnehmer aus Mexiko sprachen die Geißeln ihres Landes an, Terror und Morde, Jugendliche aus der Dominikanischen Republik die in Lateinamerika weit verbreitete Gewalt gegen Frauen. Vertreter aus Guatemala, wo große Teile der Bevölkerung zum Volk der Maya gehören, benannten das Leid indigener Völker in Lateinamerika, Jugendliche aus Kolumbien das Thema Menschenrechte.
Im Programm der katholischen Weltjugendtage ist der Freitag jeweils dem Thema Buße und Versöhnung gewidmet. Die Tradition des Kreuzwegs an diesem Tag hatte bereits Papst Johannes Paul II. (1978-2005) eingeführt. Der Kreuzweg des Weltjugendtages orientiert sich an der traditionellen katholischen Andachtsform und ergänzt sie mit regional und thematisch aktuellen Texten.
Am Samstag erreicht das am Dienstag gestartete internationale Weltjugendtreffen sein Finale. Am Abend (Sonntag, 0.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) feiert Papst Franziskus mit katholischen Pilgergruppen aller Kontinente ein von Liedern und Darbietungen stimmungsvoll umrahmtes Abendgebet. Dazu werden auf einem Freigelände im Osten von Panama-Stadt mehrere Hunderttausend Gläubige erwartet, unter ihnen auch die rund 200 aus Österreich angereisten Weltjugendtagspilger mit dem Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl. Sonntagfrüh (14 Uhr MEZ) findet dort auch der große Schlussgottesdienst statt. Bevor Franziskus im Anschluss nach Rom zurückkehrt besucht er noch ein Hilfszentrum für AIDS-Kranke.
Bereits Samstagfrüh feiert der Papst eine Messe mit Priestern, Ordensleuten und Mitgliedern katholischer Bewegungen in der Kathedrale von Panama City. Dabei wird er den Altar der in den vergangenen Jahren umfassend renovierten Bischofskirche weihen. Das Gotteshaus in der historischen Altstadt stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es bewahrt das aus dem spanischen Sevilla stammende Bildnis der Santa Maria La Antigua, die als Patronin Panamas verehrt wird.
Das Mittagessen nimmt Franziskus mit zehn Jugendlichen unterschiedlicher Nationen im Priesterseminar von Panama ein. Das landestypische Menü bereitet Panamas prominenteste Küchenchefin Cuquita Arias de Calvo zu.