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18.02.2014

Wandlungsworte: "Für viele" und "für alle"

Der Abendmahlsaal in Jerusalem: jener Ort, an dem diese Worte das erste Mal gesprochen wurden.


 

Die Wandlungsworte in der Heiligen Schrift:

 

Matthäus

"Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden." (Kapitel 26, Verse 27-28)


Markus

"Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird." (Kapitel 14, Verse 23-24)


Lukas

"Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird." (Kapitel 22, Vers 20)


1 Korinther

"Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!" (Kapitel 11, Vers 25)

Im lateinischischen Messbuch heißt die Formel "pro multis" ("für viele"), im "deutschen" Messbuch "für alle". Wie es zu den unterschiedlichen Formulierungen kam und worauf die künftige Übersetzung achtet.

Das Kelch-Wort im Hochgebet

"Hic est enim calix Sanguinis mei novi et aeterni testamenti, qui pro vobis et pro multis effundetur in remissionem peccatorum." (Lateinisches Messbuch, 1970)

"Nehmet und trinket alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden." (Messbuch 1975, deutsch)

 

Wer den Palmsonntags-Gottesdienst mitfeiert, hört – je nach Lesejahr – die Passion nach Markus, Lukas oder Matthäus. Und darin immer wieder das so genannte "Kelchwort" (siehe Kasten rechts). Im Eucharistischen Hochgebet in allen Messfeiern spricht der Priester – in persona Christi – dann allerdings die Einsetzungsworte: "Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird". In Gottesdiensten in lateinischer Sprache jedoch hört der des Latein kundige Mitfeiernde bei den Einsetzungsworten: "pro vobis et pro multis" ("für euch und für viele"). Diese Form des "Einsetzungsberichtes" in der Messfeier kombiniert beim Kelchwort die Fassung bei Matthäus/Markus ("für viele") und bei Lukas ("für euch").

 

Niemals "pro omnibus"

Seit vielen Jahrhunderten verwendet der Römische Ritus die Formel "pro multis" ("für viele"), niemals wurde bei der Wandlung des Weins in das Blut Christi der Ausdruck "pro omnibus" ("für alle") gewählt. Im lateinischen Messbuch (in den Ausgaben von 1570 genauso wie 1970 und 2002) steht "pro vobis et pro multis" ("für euch und für viele"). In der Übersetzung des Römischen Messbuchs 2002 soll die traditionelle Formel "pro multis" wieder in Anwendung kommen: Anstelle des seit einigen Jahrzehnten im deutschen Sprachraum üblichen "für alle" wird es künftig "für viele" bzw. "für die vielen" heißen, anstelle des englischen "for all" wird z. B. "for many" stehen, anstelle des bisherigen "per tutti" heißt es dann "per molti".

 

Dies geschieht in Übereinstimmung mit der Fünften Instruktion "zur ordnungsgemäßen Ausführung der Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie", die nach den Anfangsworten "Liturgiam authenticam" heißt. Die "Instruktion", am 28. März 2001 veröffentlicht, enthält Leitlinien für die Übersetzung biblischer und liturgischer Texte.

 

"Alle" legitim

"Die Interims-Übersetzung der Eucharistiegebete (vor 1975) gebrauchte ,für die Vielen'. Diese Version halte ich für einen guten Kompromiss, denn er lässt beide Deutungen (,viele'/,alle') offen. Und ,alle' ist, wenn man das Neue Testament als Ganzes nimmt, nicht ausgeschlossen", sagt der Salzburger Professor für Liturgiewissen- schaft, Rudolf Pacik, zum "Sonntag". Pacik erinnert an Papst Johannes Paul II., der die Übersetzung "für alle" als legitim erachtete. Im "Gründonnerstags-Brief" 2005 schrieb der Papst: "Der Leib und das Blut Christi sind hingegeben für das Heil des Menschen, des ganzen Menschen und aller Menschen." Während die typisch semitische Ausdrucksweise "für viele" die große Schar bezeichne, zu der das Heil gelange, das der eine Christus gewirkt hat, schließe sie zugleich die Gesamtheit der Menschen ein, der es dargeboten wird. Das Blut Christi werde "für euch und für alle" vergossen, "wie einige Übersetzungen legitim deutlich machen" (Johannes Paul II.).

 

"Offene Frage" 1978

Schon 1978 hat sich der damalige Erzbischof von München, Kardinal Joseph Ratzinger, in seinem Buch "Eucharistie – Mitte der Kirche" zu der Frage "für viele" oder "für alle" geäußert, über die damals – in den Jahren nach dem Erscheinen der deutschen Übersetzung des Messbuches 1970 – "mit großer Heftigkeit gestritten" (Ratzinger) wurde. Der spätere Präfekt der Glaubenskongregation und nunmehrige Papst Benedikt XVI. betonte damals, dass im Neuen Testament und in der ganzen Überlieferung der Kirche "immer klar" gewesen sei, "dass Gott das Heil aller will und dass Jesus nicht für einen Teil, sondern für alle gestorben ist".

 

Gott zwinge allerdings "niemanden zum Heil", so Ratzinger: "Gott nimmt die Freiheit des Menschen an. Er ist kein Zauberer, der zu guter Letzt alles, was war, beiseite wischt und das Happy End herausführt." Deshalb schließe der "umfassende Heilswille Gottes nicht ein, dass alle Menschen auch wirklich zum Heil kommen". Es gebe auch "die Macht der Verweigerung". Beide Formeln "für viele" und "für alle" sagten "je einen Aspekt der Sache aus: den umfassenden Heilscharakter von Christi Tod, der für alle Menschen gelitten wurde einerseits; die Freiheit der Verweigerung als Grenze des Heilsgeschehens auf der anderen Seite". Ratzinger: "Ich lasse die Frage offen, ob es sinnvoll war, hier die Übersetzung ,für alle' zu wählen und damit Übersetzung mit Auslegung zu vermengen, wo doch Auslegung in jedem Fall unerlässlich bleibt." Zur Auslegung hält der "Katechismus der Katholischen Kirche" fest: "Im Anschluss an die Apostel lehrt die Kirche, dass Christus ausnahmslos für alle Menschen gestorben ist: ,Es gibt keinen Menschen, es hat keinen gegeben und wird keinen geben, für den er nicht gelitten hat' (Synode von Quiercy 853: DS 624)."

 

Eine Interpretation

"Ich maße mir hier kein Urteil an. Wir Liturgiker haben uns bei der Arbeit an den liturgischen Büchern auf die Exegeten (AT und NT) verlassen. Das ist theologisch redlicher, als sich selbst für alles als kompetent zu erklären", sagt der Grazer Liturgiewissenschaftler Philipp Harnoncourt zum "Sonntag": "Der jetzt in der Liturgie gebrauchte Text ist keine wörtliche Übersetzung, sondern eine heilstheologische Interpretation."

 

Gewicht der Tradition

"Die Problematik der bestehenden deutschen Übersetzung von ,pro multis effundetur' besteht darin, dass bei der Aussage, das Blut Christi werde ,für alle vergossen', die ganze Menschheit assoziiert wird. Die Israel-Dimension des Kelchwortes sowie seine ekklesiologische Dimension geht dagegen verloren", sagt der Wiener Universitätsprofessor für Liturgiewissenschaft, Hans-Jürgen Feulner, zum "Sonntag". Gegen die Formulierung "für alle" spreche "auch die Tradition der Kirche, die pro multis bis zur Liturgiereform niemals im Sinne von ,für alle' verstanden hat."

 

Intensive Katechese

Papst Innozenz X. habe 1653 unter den Irrtümern des Jansenius den Satz verurteilt: "Es ist semipeligianisch zu behaupten, dass Christus für alle Menschen gestorben sei und sein Blut vergossen habe." "Durch diese Verurteilung ist indirekt auch klargestellt, dass ,viele' ,alle' bedeutet", erinnert der emeritierte Wiener Dogmatikprofessor Josef Weismayer. Um im Hebräischen "alle" auszudrücken, "muss man ,viele', ,große Menge' sagen". Doch hält Weismayer "eine identische Textierung im Neuen Testament und in den liturgischen Büchern für wünschenswert". Eine etwaige Änderung der gegenwärtigen volkssprachlichen Übersetzung bedürfe "einer intensiven katechetischen Begleitung, um Missverständnisse auszuschließen", so Weismayer.

 


 

 

Was bedeutet "alle" im vierten Gottesknecht-Lied (Jes 52,13-53,12)?

Auf den alttestamentlichen Hintergrund der jesuanischen Deuteworte – insbesondere auf das sogenannte "vierte Gottesknechts-Lied" – verweist der renommierte frühere Wiener Universitätsprofessor für Altes Testament, P. Georg Braulik OSB, in seiner Stellungnahme für den "Sonntag":

 

"Der für das NT besonders wichtige Text Jesaja 52,13-53,12 verwendet fünfmal (hebräisch) ,(ha)rabbim', was philologisch exakt mit ,viele/die Vielen' wiederzugeben ist. Das Problem, das dabei diskutiert wurde, aber eindeutig entschieden ist, lautet: Hat ,rabbim' (mit oder ohne Artikel) ausschließende Bedeutung (,die meisten') oder einschließende Bedeutung (,alle')? Die einschließende Bedeutung ergibt sich zunächst aus 52,15, dann aus der Verwendung des Artikels in 53,11 und 12 und schließlich aus der Parallele von rabbim mit ,asumim' = ,Zahllose' in 53,12.

 

Auch das Judentum hat die Stellen immer einschlussweise verstanden – also im Sinn von ,alle'.

Im Neuen Testament hängt daran die Frage: Gilt Jesu Sterben nur der geretteten Gemeinde oder er geht er für alle in den Tod? Das NT interpretiert den Ausdruck (griechisch) polloi (mit und ohne Artikel) bei Jesu Heilswerk immer inkludierend, bezeichnet also mit ,polloi' ,die Menschheit, alle Lebenden, die gesamte Völkerwelt'. Jesus stirbt also für alle, für die Erlösung der ganzen Welt. Rein philologisch ist die Übersetzung mit ,viele/für die Vielen' usw. bzw. ,pro multis' im so genannten Einsetzungsbericht also richtig. Sachlich aber muss dieser Ausdruck als ,alle/für alle' verstanden werden.

 

 

erstellt von: Stefan Kronthaler /derSonntag.at
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160. Geburtstag der Sel. Berchmana, Anna Leidenix

Anna Leidenix, geboren in Enzersdorf an der Fischa, trat 1982 in Wien in den Orden der "Töchter der göttlichen Liebe" ein und erhielt den Ordensnamen M. Bernadetta. Sie wirkte vor allem in Bosnien, wo sie am 15. Dezember 1941 das Martyrium erlitt. Heute jährt sich ihr 160. Geburtstag.

Auf dem Weg zu einem neuen diözesanen Leitbild

Premiere: 90 Personen verschiedener kirchlicher Orte Wiens trafen sich, um den Grundauftrag der Diözese zu beleben: "Wir bringen Menschen mit Jesus in Beziehung."

PGR-Fachtag: Katholische Soziallehre als Kompass für pfarrliches Handeln

Unter dem Motto „Pfarre – solidarisch.lokal.jetzt" stand die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle die katholische Soziallehre als Grundlage für das Handeln in den Pfarren spielt.

Nicht verpassen! – Gewinnspiel 3. Advent

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