Was man aus dem Kleingedruckten lernen kann: Das Lippenbekenntnis muss erst zum Lebensbekenntis werden.
Was man aus dem Kleingedruckten lernen kann: Das Lippenbekenntnis muss erst zum Lebensbekenntis werden.
Generalvikar Nikolaus Krasa schreibt über das Evanglium zu Petrus und Paulus (29. 6. 2014)
Man sollte immer das Kleingedruckte lesen. Auch wenn es durch die Grenzen der heutigen Evangeliumsperikope liturgisch ausgeklammert ist.
Das Kleingedruckte folgt nach der Zusage Jesu, Petrus die Schlüssel des Himmelreiches zu geben.
Man sollte es lesen, weil es in scheinbarem Widerspruch zu dem so überzeugten und überzeugenden Bekenntnis des Petrus zum Menschensohn Jesus als Messias und als Gottessohn steht.Es steht auch in Widerspruch zur darauf folgenden Seligpreisung des Petrus durch Jesus.
Also: Man bekommt im heutigen Evangelienabschnitt den Eindruck, dass jetzt Petrus und den Jüngern endlich der Knopf aufgegangen ist. Und man erwartet sich, dass sich diese Bewegung fortsetzt, auf die Jünger, die Jesus folgen und auf sein Volk.
Kurzum: Zu erwarten wäre eine erneute Aussendung der Jünger, um genau das zu verkünden, was sie eben begriffen haben (und wofür sich Petrus zum Sprecher gemacht hat: „Du bist der Messias…“).
Aber genau das geschieht nicht. Im Gegenteil, im nächsten Vers geschieht das Gegenteil: Jesus verbietet seinen Jüngern, den Menschen zu erzählen, dass er der Messias ist und legt mit der Ankündigung seines Leidens noch eins drauf.
Wer im Matthäusevangelium weiterliest und die Geschichte des Petrus weiter verfolgt, dem fällt auf, dass die letzte Nennung des Petrus in diesem Evangelium im Zuge der Passion Jesu geschieht und mit einer heftigen emotionalen Reaktion des Ersten der Apostel verbunden ist: er weint, weil er beim Krähen des Hahnes realisiert, nicht zu seinem Wort gestanden zu haben, weil er realisiert, Jesus dreimal verleugnet zu haben.
In diesem Moment ist Petrus wieder in der Nachfolge, zu der ihn Jesus kurz nach unserer Perikope sehr deutlich aufgerufen hat: „hinter mich, Satan …..“ (Mt 16,23).
Was man aus dem Kleingedruckten lernen kann: Das Lippenbekenntnis von Caesarea muss erst zum Lebensbekenntis der Karfreitagsnacht werden, muss durch Ostern zu einem Lebensbekenntnis gewandelt werden.
Erst nach Ostern und Pfingsten kann und soll Petrus den Menschensohn Jesus als Messias und Gottessohn verkünden. Denn erst dann wird seine Verkündigung durch seine Lebenserfahrung getragen.
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