Johannes (der Täufer) ist kein Provokateur, um einfach Ärger zu machen. Es heißt, er ist vom Wort Gottes berührt und motiviert.
Johannes (der Täufer) ist kein Provokateur, um einfach Ärger zu machen. Es heißt, er ist vom Wort Gottes berührt und motiviert.
Sr. Mag. Christine Rod MC schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 2. Adventsonntag (9.12.2018)
(zum Evangelium zum 2. Adventsonntag; Lukas 3, 1-6)
Ich mag schräge, originelle, mutige Typen, die sagen, was sie denken. Zumindest interessieren sie mich, und ich will wissen, was sie eigentlich bewegt, wofür sie stehen und warum sie so sind, wie sie sind.
Als Ordensfrau schaue und höre ich noch einmal genauer hin. Nicht weil derzeit hierzulande die schrägen, originellen, mutigen Ordensleute so in der Überzahl wären, sondern weil unsere Gründer und Gründerinnen genauso waren.
Sie waren pro–vozierend. Ja, sie waren Provokateure, sie haben herausgerufen und herausgelockt, was genau damals dran war, um auf Gott hinzuweisen und um Menschen im Namen Gottes ein besseres Leben zu ermöglichen.
Johannes der Täufer ist ein solcher Provokateur. Ich mag diesen Johannes und freue mich immer im Advent auf ihn wie auf einen alten, treuen Freund. Jedes Jahr kommt er wieder, diese zottelige Gestalt mit dem langen Finger, der auf Jesus hinweist (so wird er zumindest dargestellt).
Er ist im heutigen Evangelium hineingestellt in eine sehr konkrete und brisante politische und soziale Situation. Fast akribisch wird aufgelistet, wer wann schon wie lange und in welcher Weise an der politischen Macht ist. Auch die religiösen Verantwortlichen werden genau genannt.
Es war – unter der römischen Besatzungsmacht und mit den Statthaltern vor Ort – keine gute Zeit für das Volk Israel, Unterdrückung und Fremdbestimmung waren tägliche Wirklichkeiten. Nicht zufällig beginnt der Auftritt des Johannes auf der Weltbühne mit genau diesem Szenario.
Johannes nützt seine Freiheit, die ihm in diesen Umständen geblieben ist, und er geht in die Wüste.
Wüste bedeutet Distanz zum gewohnten Leben, Abstand und klareren Blick auf das, was das Leben ausmacht. „Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias“, heißt es im Text. Also auch Johannes´ Familienzugehörigkeit wird genau beschrieben.
Johannes ist kein Provokateur, um einfach Ärger zu machen. Es heißt, er ist vom Wort Gottes berührt und motiviert. Auch wenn er manchmal herbe Worte wählt (oder besser gesagt, wenn er in den nachfolgenden Worten seine Zuhörer wild beschimpft), so tut er letztlich nichts anderes, erstens als auf Gott hinzuweisen.
Und zweitens die Menschen wachzurütteln, damit sie endlich mit ihrem Glauben an Gott ernst machen und sich ihm wieder zuwenden. Und das immer wieder und in großer Klarheit.
Johannes tut das alles in einer Zeit, die kein Honiglecken ist, in Bedingungen, die er sich nur sehr begrenzt aussuchen konnte. Warum sollte es in unserer Zeit leichter sein, den Blick wieder auf Gott und das Wesentliche unseres Lebens frei zu bekommen? Wie tröstlich ist es, jedes Jahr wieder von Johannes wachgerüttelt zu werden.
nach Lukas 3, 1-6
Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und der Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene;
Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias.
Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündete dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden,
wie im Buch der Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!
Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.
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Sr. Mag. Christine Rod MC
ist Regionalleiterin der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at