Die Erzählung über die Sterndeuter aus dem Osten hat eine alttestamentliche Tiefendimension, die uns hilft, ihre Bedeutung besser zu verstehen.
Die Erzählung über die Sterndeuter aus dem Osten hat eine alttestamentliche Tiefendimension, die uns hilft, ihre Bedeutung besser zu verstehen.
Dr. Ingeborg Gabriel schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum Fest Erscheinung des Herrn (6. 1. 2019).
(zum Evangelium zum Fest Erscheinung des Herrn; Matthäus 2, 1-12)
Das heutige Fest heißt im liturgischen Kalender „Erscheinung des Herrn“. Dass es allgemein Heilige Drei Könige genannt wird, zeigt, wie tief das Bild von den drei Königen, die dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen, in uns verankert ist. Jeder verbindet damit ein schönes Bild oder einen alten Brauch. Weniger bekannt ist der biblische Hintergrund des Evangeliums.
Da hörten wir gerade von der Freude der Hirten und dem weihnachtlichen Gesang der Engel und nun brauen sich bereits düstere Wolken über dem Jesuskind zusammen.
Die Sterndeuter aus dem Osten, wahrscheinlich aus Persien, die in Jerusalem nach dem „neugeborenen König der Juden“ fragen, wecken sogleich das Misstrauen von König Herodes, dem Fuchs, der eine Bedrohung seiner Macht wittert.
Eine schlimme Geschichte nimmt ihren Lauf – auch wenn Gott durch einen Traum das Schlimmste verhindert. Dennoch: Als die Sterndeuter zu dem Stall, über dem der Stern stehen bleibt, kommen, erfüllt sie „eine überaus große Freude“.
Die Erzählung über die Sterndeuter aus dem Osten hat eine alttestamentliche Tiefendimension, die uns hilft, ihre Bedeutung besser zu verstehen. Auf sie verweist die heutige Lesung aus dem Propheten Jesaja.
Die Verheißung, von der Jesaja hier und an anderen Stellen spricht, drückt die eine große Hoffnung des Volkes Israel aus: Am Ende der Zeiten werden die Völker der Erde nach Jerusalem, zum Berg Zion, pilgern.
Es wird Frieden herrschen. Man wird „Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern schmieden“ (Jes 2). Alle Völker werden erkennen, dass Jahwe der Herr ist und Israel, seinem Volk, dankbar Gaben bringen.
Das heutige Evangelium zeigt, dass diese Erwartung für Christen durch Christus erfüllt ist.
Der ursprüngliche Name des Festes ist daher „Erscheinung des Herrn“. Gott erscheint in Jesus vor den Völker (griechisch: Theophanie – Gott erscheint).
Für diese Völker stehen die Sterndeuter, die dem Jesuskind huldigen und ihre Gaben bringen: Gold für ihn als König, Weihrauch für ihn als Priester und Myrrhe für ihn als Arzt oder als Vorzeichen für seinen Tod zur Einbalsamierung.
Das Fest, auch Epiphanie genannt (wörtlich für ein plötzliches, unerwartetes Erscheinen) war das ursprüngliche Weihnachtsfest. Christus, der Messias, war gekommen, um die alten Verheißungen an Israel zu erfüllen. Freilich, anders als erwartet, wurde er außerhalb der Stadt geboren und sein Leben war von Anfang an von Gewalt überschattet.
Dennoch: Trotz des Dunklen ringsum erfüllt die Sterndeuter eine große Freude. Sie ist das sicherste Zeichen für das Kommen des Messias. Papst Franziskus hat ihr sein Antrittsschreiben Evangelii gaudium, die Freude des Evangeliums, gewidmet. Denn das Kommen Gottes bringt Licht und Leben in unsere Welt.
Freude macht das Herz weit und großzügig. Der Brauch, dass die Heiligen drei Könige als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen und für die sammeln, die zu wenig zum Leben haben, passt da gut dazu.
nach Matthäus 2, 1-12
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige!
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
zur Person:
Dr. Ingeborg Gabriel
ist Universitätsprofessorin und leitet das Fach Sozialethik an der Universität Wien.
"Das Wort zur Schrift" - Gedanken zum Evangelium
Kardinals Gedanken zum Evangelium
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