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02.02.2003

Ein Fest des Lichtes

Jesus - das Licht der Völker!

Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn

zum Fest Darstellung des Herrn 2. Februar 2003, 

Lukas 2,22-40

Der 2. Feber war lange Zeit ein volkstümliches Fest. "Maria Lichtmess" hieß es. Heuer fällt es auf den Sonntag. Das ermöglicht, seine Bedeutung wieder ins Licht zu heben.

 

Vierzig Tage nach der Geburt hatte nach jüdischem Gesetz die Mutter im Tempel in Jerusalem ein Opfer für ihre "Reinigung" darzubringen. Doch nennt das Evangelium noch einen zweiten Grund: Jeder Erstgeborene gehört nach alttestamentlichem Verständnis Gott als Eigentum. Durch ein Opfer wird er symbolisch "losgekauft".

 

"Reinigung" und "Loskauf" mögen uns Heutigen fremde Vorstellungen sein. Weniger fremd ist das, was das Evangelium in die Mitte rückt: Maria und Joseph bringen das neugeborene Kind in den Tempel, um es "Gott zu weihen".

 

Es ist ihr Kind und doch nicht ihres. Es gehört Gott und ist ihnen anvertraut. Sie legen es in Gottes Hand zurück, aus der sie es empfangen haben.

 

Viele Eltern, die ihr Kind zur Taufe bringen, tun es, weil sie so etwas spüren und im Herzen wissen: das Kind ist nicht ihr "Besitz", ihr "Eigentum". Es ist deshalb gut, es ganz Gott anzuvertrauen und es als Seine Gabe und Aufgabe zu betrachten.

 

Aber das Evangelium fügt noch etwas Neues hinzu: Zwei alte Menschen kommen dem Kind entgegen, Simeon und Anna. Sie zeigen nicht nur, dass jedes Neugeborene uns an das eigene Altwerden erinnert, dass eine Generation die andere ablöst und dass das Kommen der Jungen auch den Abschied der Alten bedeutet.

 

Nicht immer ist dieser Vorgang so von Freude erfüllt wie bei Simeon, der auf diesen Moment zugelebt hat und der nun dankbar sagt, er wolle jetzt gerne aus dieser Welt scheiden, weil er dieses Kind gesehen hat.

 

Die Freude dieser beiden alten Menschen hat einen tieferen Grund: Sie begrüßen im Kind,

das in den Tempel gebracht wird, das "Licht, das die Heiden erleuchtet", den, der den

Völkern das Heil bringt.

 

Jesus - das Licht der Völker! Das feiert die Kirche in dieser Zeit des Winters, da die Tage

schon länger werden und die Dunkelheit weniger auf unseren Seelen lastet.

 

In allen Kirchen werden heute Kerzen geweiht. An vielen Orten wird eine Lichterprozession gehalten. Christus, Licht in der Dunkelheit der Welt: das wollen die Kerzen bezeichnen, das soll die Lichterprozession bedeuten. Das warme Licht der Kerzen ist Ausdruck für das größere Licht, das durch alle Zeiten von Jesus ausgeht. In der kalten Jahreszeit hilft es mir, eine brennende Kerze in meiner Nähe zu haben.

 

In unserer Welt ist nicht nur der Winter kalt, sondern vielmals auch unsere Arbeitswelt und selbst die der Familie. Heute wie Simeon auf das Jesuskind zugehen, es in die Arme nehmen und Gott danken für dieses Licht, das in mein Leben leuchtet und ihm Wärme gibt: Das ist der stets gültige Sinn des heutigen Lichtfestes.

 

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Evangelium zum Fest Darstellung des Herrn, 2.2.2003, (Lk 2,22-40)

 

Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.

 

Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

 

In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.

 

Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

 

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, / wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

Denn meine Augen haben das Heil gesehen, /

das du vor allen Völkern bereitet hast,

ein Licht, das die Heiden erleuchtet, / und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

 

Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.

 

Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.

 

Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

 

Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.

 

In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

 

Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.

 

Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm.

 


 

Weiterführende Informationen:

 

  • Mehr Informationen über Kardinal Schönborn.
  • Mehr Texte über die Heilige Schrift.

 

 

Fragen an Kardinal Schönborn?

 

  • per Video auf www.fragdenkardinal.at
  • an sein Sekretariat.

 

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