Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.
Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für die Feier vom Leiden und Sterben Christi
am Karfreitag, 14. April 2006,
(Joh 18,1-19,42)
Dort, am Golgotha, kreuzigten sie ihn. Wer waren „sie“? Wer hat das getan? Wer war schuld an diesem schrecklichen Unrecht? Denn was mit Jesus geschah, kann nur als Justizmord bezeichnet werden.
Sie, die ihn kreuzigten, das waren römische Soldaten. Sie waren sicher nicht schuld an Jesu Tod. Sie waren nur Werkzeuge. Sie taten nur ihren Dienst. Sie mussten den Befehlen ihrer Vorgesetzten gehorchen. Und die taten wiederum nur das, was der römische Stadthalter Pontius Pilatus als zuständige Behörde und Justiz entschieden hatte. Er hatte zwar versucht, Jesus freizulassen, aber der Druck der jüdischen religiösen Obrigkeit war so groß geworden, dass er nachgegeben und Jesus zum Kreuzestod verurteilt hatte.
Waren also „die Juden“ schuld? Wenn ja, wer von ihnen? Alle? Das zu behaupten wäre unrecht. Christen haben dieses Unrecht oft begangen und global „die Juden“ als Schuldige hingestellt und verfolgt. Die Kirche hat sogar ausdrücklich erklärt, dass das ein schweres Unrecht war. Es gibt keine Kollektivschuld. Es waren nicht „die Deutschen“ am 2. Weltkrieg schuld und auch nicht „die Türken“ am Armeniermord.
Wer war also schuld? Judas, der den religiösen Autoritäten verraten hat, wo sie Jesus unter den zahllosen Osterpilgern in Jerusalem finden können? Oder die anderen Apostel, die alle davonliefen als es ernst wurde, statt ihren Meister mit Gewalt zu befreien?
Jeder der Genannten war mitschuldig. Alle haben versagt. Pilatus aus Feigheit, die religiösen Autoritäten aus Fanatismus, Judas aus Enttäuschung, die Apostel aus Angst. Und wie hätte ich gehandelt?
In Klagenfurt, in der Stadtpfarrkirche St. Egid, hat der französisch-amerikanische Schriftsteller Julien Green (1900-1998) sein Grab. Er, der fast sein ganzes Leben in Paris gelebt hatte, wollte dort begraben sein. Auf seinem Grabstein steht ein Text aus seinen Tagebüchern, der eine ehrliche Antwort auf die Frage gibt: Wie hätte ich gehandelt? SourceURL:file://localhost/Volumes/OAmt/Allgem/EB%20-%20KRONE/2006/0406/evang_komm_140406.doc
Dort, am Golgotha, kreuzigten sie ihn. Wer waren „sie“? Wer hat das getan? Wer war schuld an diesem schrecklichen Unrecht? Denn was mit Jesus geschah, kann nur als Justizmord bezeichnet werden.
Sie, die ihn kreuzigten, das waren römische Soldaten. Sie waren sicher nicht schuld an Jesu Tod. Sie waren nur Werkzeuge. Sie taten nur ihren Dienst. Sie mussten den Befehlen ihrer Vorgesetzten gehorchen. Und die taten wiederum nur das, was der römische Stadthalter Pontius Pilatus als zuständige Behörde und Justiz entschieden hatte. Er hatte zwar versucht, Jesus freizulassen, aber der Druck der jüdischen religiösen Obrigkeit war so groß geworden, dass er nachgegeben und Jesus zum Kreuzestod verurteilt hatte.
Waren also „die Juden“ schuld? Wenn ja, wer von ihnen? Alle? Das zu behaupten wäre unrecht. Christen haben dieses Unrecht oft begangen und global „die Juden“ als Schuldige hingestellt und verfolgt. Die Kirche hat sogar ausdrücklich erklärt, dass das ein schweres Unrecht war. Es gibt keine Kollektivschuld. Es waren nicht „die Deutschen“ am 2. Weltkrieg schuld und auch nicht „die Türken“ am Armeniermord.
Wer war also schuld? Judas, der den religiösen Autoritäten verraten hat, wo sie Jesus unter den zahllosen Osterpilgern in Jerusalem finden können? Oder die anderen Apostel, die alle davonliefen als es ernst wurde, statt ihren Meister mit Gewalt zu befreien?
Jeder der Genannten war mitschuldig. Alle haben versagt. Pilatus aus Feigheit, die religiösen Autoritäten aus Fanatismus, Judas aus Enttäuschung, die Apostel aus Angst. Und wie hätte ich gehandelt?
In Klagenfurt, in der Stadtpfarrkirche St. Egid, hat der französisch-amerikanische Schriftsteller Julien Green (1900-1998) sein Grab. Er, der fast sein ganzes Leben in Paris gelebt hatte, wollte dort begraben sein. Auf seinem Grabstein steht ein Text aus seinen Tagebüchern, der eine ehrliche Antwort auf die Frage gibt: Wie hätte ich gehandelt? Hier also die Grabinschrift:
Und wäre ich mutterseelenallein auf dieser Welt gewesen,
Gott hätte seinen einzigen Sohn herabgesandt,
damit Er gekreuzigt werde, damit er mich erlöse.
Eine befremdliche Anmaßung, wirst du sagen.
Und dennoch: Ein solcher Gedanke
muss schon so manchem Christgläubigen
durch den Kopf gegangen sein.
Aber wer, fragst du,
wäre dann über Ihn zu Gericht gesessen,
hätte Ihn geschlagen, Ihn ans Kreuz geheftet?
Such nicht lange:
Ich selber hätte das getan.
Alles hätte ich getan.
Jeder von uns kann dasselbe von sich behaupten.
So wie wir sind, und aus welchem Winkel der Welt
wir auch stammen mögen.
Hat man keinen Juden zur Hand,
damit er Ihm ins Antlitz speie:
Ich bin bereit.
Braucht es einen römischen Beamten,
um Ihn zu verhöhnen, einen Soldaten,
um Ihn zu verspotten, einen Henker, um Ihn
ans Holz zu schlagen, auf dass Er dort hängen bleibe
bis ans Ende der Zeiten.
Immer wäre ich es selber,
ich wäre dazu imstande, all das zu verüben.
Und der Jünger, der Ihn lieb hat?
Das ist das Schmerzlichste an der Geschichte
Und zugleich das große Geheimnis:
Du weißt es recht gut:
Auch diesen Jünger, den findest du in mir.
Jesus trug sein Kreuz und ging hinaus zur so genannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt.
Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus.
Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst.
Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.
Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.
Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus.
Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.
Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.