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26.03.2019 · Glaube · Fastenzeit & Ostern

Trau dich, es ist dein Leben - Weltwärts

Mut ist, wenn anderes wichtiger wird als unsere Angst.

Nicht perfekt, sondern ganz leben

Impuls

VESPER

was du heute gesehen hast
überschau es noch einmal
im wärmenden abendlicht

 

nichts gelebtes geht verloren
immer nimmst du innen
alles erinnert mit dir

 

perfektion und erfolg
mögen dein tagwerk beenden
doch nur der dank
vollendet alles

 

selbst was missglückt ist
und zerbrochen
wird im liebevollen rückblick
noch verwandelt und versöhnt

 

und in der abenddämmerung
des sterbens
zählt am ende nur
ob du dein leben
ganz im licht der liebe
sehen kannst


Andreas Knapp
Aus: Andreas Knapp, Brennender als Feuer. Geistliche Gedichte. Echter Verlag, Würzburg, 8. Auflage 2017, S. 36.


 

 

 

Kevin Surace, vom amerikanischen Wirtschaftsmagazin „Inc.“ zum Unternehmer des Jahres 2009 gekürt, wurde gefragt: „Worin sehen Sie das größte Hindernis für Kreativität und Innovation?“ Er antwortete, es bestünde in der Angst, sich kreativ einzubringen und dafür dann verspottet, ausgelacht oder herabgesetzt zu werden.


Eine solche Angst kennen viele. Denn es birgt immer ein Risiko, wenn wir unsere Kreativität zum Zug kommen lassen. Etwa wenn wir ein selbst gemaltes Bild oder ein von uns entworfenes Kleid präsentieren. Wenn wir singen oder tanzen.

 

Oder wenn wir im Berufsleben eine ungewöhnliche Idee im Team präsentieren und einfach mal querdenken. Vor unserem inneren Auge werden wir bereits ausgelacht: für unsere peinlichen Ideen, für unsere unterirdischen Fähigkeiten, für unsere naive Denke und im schlimmsten Fall für unser ganzes unbedeutendes Dasein.

 

Die Angst sitzt uns im Nacken, was andere denken und sagen könnten. Und was ihr Echo in uns auslöst an Wut, Scham oder Trauer.


Wie nehmen wir unseren Ängsten die Macht, uns unsere Kreativität zu rauben? Was stärkt den Mut, die eigenen schöpferischen Kräfte „mit Schmackes“ zum Zug kommen zu lassen?


Ein Erstes: Wenn Angst an mir nagt und mich beispielsweise beim Schreiben eines Artikels blockiert, dann rufe ich mir in Erinnerung: „Es ist ganz normal, dass ich bei meinem kreativen Tun Angst spüre. Denn ich zeige etwas von mir und setze mich dem Urteil anderer aus.“ Dieses Wissen hilft, denn es entdramatisiert meine Not.


Natürlich: Die Angst macht sich dadurch nicht vom Acker. Um mit ihr besser klarzukommen, nehme ich sie einfach wahr und ernst. Ich versuche, ihr Auge in Auge gegenüberzustehen. Ihr zuzuhören. Und sie ins Gebet zu nehmen.

 

Oft tritt dann zutage, dass die Angst nicht sehr realistisch argumentiert, sondern eher wie eine Fünfjährige daherkommt. Und welche verängstigte Fünfjährige scheucht man schon fort? Ich nehme meine Angst in den Arm. Und ich frage sie, ob „die anderen“ tatsächlich mein kreatives Tun peinlich und mich unzulänglich finden. Oder ob sie mir das einredet. Häufig atmen wir dann gemeinsam auf, denn: Ja, so ist es!


Ein Zweites: Das Streben, Dinge 110-prozentig zu erledigen, darf nicht mit dem Bemühen verwechselt werden, etwas besonders gut zu machen. Das Vollkommenheitsstreben soll einem vielmehr Kritik und Tadel vom Hals halten und Anerkennung verschaffen.

 

Perfektionismus ist ein unbewusster Versuch, der eigenen Verletzlichkeit zu entkommen und sich unangreifbar zu machen. Doch weder lässt sich Vollkommenheit erreichen noch können wir unsere Verletzlichkeit ausschalten.

 

Daher lässt sich die Angst vor dem Urteil anderer und vor der eigenen Unzulänglichkeit mit Perfektionismus nicht austreiben. Wer dies versucht, macht den Bock zum Gärtner. Er wird sich noch krampfhafter darin verbeißen, alles 110-prozentig zu machen. Seine schöpferische Ader kommt nicht zum Tragen, und den von ihm geschaffenen Dingen haftet etwas Zwanghaftes an.


Ganz bei der Sache

Ganz anders, wenn jemand in seinem Tun ganz bei der Sache ist. Wenn sich jemand im besten Sinn selbstvergessen in die Waagschale wirft, anstatt ängstlich auf sich und seine Außenwirkung zu schielen.

 

Für mich unvergesslich: Ein Friedenskonzert von jungen Musikerinnen aus Israel und Palästina mit dem Dirigenten Daniel Barenboim. Sich der Musik hingebend, waren die Instrumentalisten nicht Darsteller ihres Könnens, sondern Klangkörper für die Musik. Es kam mir so vor, als würde das Orchester abheben und zu fliegen beginnt – und uns alle mitnehmen.


Mut ist, wenn anderes wichtiger wird als unsere Angst. Wenn wir uns wie Vollblutmusiker von etwas Größerem ergreifen lassen, dann werden wir unsere Talente und Gaben mutig einbringen.

 

Wird anderes wichtiger als die Angst um das eigene Ich, dann gewinnen wir eine neue schöpferische Freiheit: Wir richten unser Bemühen auf das, was wir tun – anstatt darauf, wie wir bei den anderen ankommen oder wie perfekt wir sind. Wir werden fähig, das zu geben, was nur wir zu geben vermögen.


All das verleiht eine tiefe innere Zufriedenheit! Und diese Zufriedenheit trägt auch dann noch, wenn das Ergebnis nicht so ausfallen sollte wie erhofft.
Natürlich, zu scheitern ist nicht schön. Ja, es kann äußerst wehtun! Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied, wie man eine solche Geschichte im Nachhinein erlebt.

 

Der Unterschied liegt darin: Habe ich mich der Sache ganz hingegeben oder bin ich mit angezogener Handbremse gefahren? Und: Habe ich meine Werte gelebt oder hat anderes den Ton angegeben, vielleicht meine Gleichgültigkeit, meine Angst oder der Wunsch nach Anerkennung?


Im Menschen wohnt ein innerer Drang, nicht an sich selbst kleben zu bleiben, sondern sich für andere und anderes zu öffnen. Verlieren wir uns selbst aus den Augen, weil wir ganz bei einer Sache oder einem Menschen sind, dann durchströmt uns tiefes Glück.

 

Wo wir ganz „hin und weg“ sind, sind wir ganz da. Und wer sich einmal unsterblich verliebt hat, der oder die hat die „Deadline“ des Todes schon überschritten.  

 

erstellt von: Der SONNTAG / Melanie Wolfers
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Weitere Informationen:

Melanie Wolfers

Trau dich, es ist dein Leben:

Die Kunst, mutig zu sein

Verlag: bene! (1. Oktober 2018)

ISBN-13: 978-3963400223

 

 

mit Sr. Melanie Wolfers SDS durch die Fastenzeit:

 

Melanie Wolfers im Video:

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Katholischer Familienverband Österreich motiviert mittels App "Gutes Leben" und "Boomerang" sowie Aktionen zu Auszeiten vom stressigen Alltag.

KREUZWEG der Hoffnung für die ganze Schöpfung

KREUZWEG der Hoffnung für die ganze Schöpfung

Das Heilige Jahr steht im Zeichen der Hoffnung. Die Texte des Kreuzwegs sind bewusst kurz gehalten. Eine längere Zeit der Stille zwischen den Stationen hilft, die Texte und Bilder nachklingen zu lassen.

The picture contains a platter of colorful fruits, kitchen utensils like blender, cutlery, bowls, knives, cutting board and pans.

Fastenzeit: Orden laden Interessierte zum "Innehalten und Aufbrechen"

Von Gemüse-Sushi-Fasten bis klösterliche Fastenwochen, stille Exerzitien und biblische Besinnungstage - wie Ordensgemeinschaften Menschen auf dem Weg zu innerer Einkehr und Erneuerung begleiten.

Fastenkalender 2025: Mit Gott wachsen

Fastenkalender 2025: Mit Gott wachsen

Der Steyler Fastenkalender 2025 lädt ein, in der Fastenzeit Körper, Geist und Seele wachsen zu lassen. Mit dem Spendenerlös wird ein Baumpflanzprojekt in Togo unterstützt.

Grass blossom in the morning

Dominikaner laden zur Vortragsreihe „Fasten im Jubeljahr“ ein

In der Fastenzeit dieses Jahres, das die Kirche als Jubel- oder auch „heiliges“ Jahr begeht, laden die Dominikaner an fünf Abenden, zu der Vortragsreihe „Fasten im Jubeljahr - Ökologische Gerechtigkeit als biblisches Anliegen“ ein.

San Giorgio in Velabro: Eine Kirche zwischen Legenden und Geschichte

Der zweite Tag der Fastenzeit beginnt in Rom in San Giorgio in Velabro, einer mittelalterlichen Kirche am Fuße des Palatin. Sie erzählt eine Geschichte, die tief in die Mythen und Traditionen Roms eingebettet ist. Hier verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise.

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