Als die junge Kirche „Feuer fing”: Pfingsten ist der göttliche Funke, der Startschuss für eine dynamische Kirche.
Als die junge Kirche „Feuer fing”: Pfingsten ist der göttliche Funke, der Startschuss für eine dynamische Kirche.
Gespräch mit
der jungen Kirche.Was feiern wir zu Pfingsten?
Wallner: Pfingsten kommt vom griechischen „Pentekoste", „Fünfzig", es ist der 50. Tag nach Ostern. Wir folgen hier der Chronologie der Bibel: Lukas schildert in der Apostelgeschichte, dass der auferstandene Christus 40 Tage hindurch den Jüngern erscheint, dass er sich dann aber in der „Himmelfahrt" verunsichtbart. Die Jünger fühlen sich dann offensichtlich verlassen und ziehen sich mit Maria und anderen für 9 Tage in den Abendmahlsaal zum Gebet zurück.
Am 50. Tag erfolgt dann die Ausgießung des Heiligen Geistes in Sturm und Feuerzungen: Die Jünger verstecken sich jetzt nicht mehr, im Gegenteil: Sie sind mutig und Petrus hält seine erste große Missionspredigt. Tausende lassen sich taufen (Apg 2f.). Pfingsten ist der göttliche Startschuss für eine dynamische Kirche.
Warum ist der Heilige Geist für viele noch immer der „unbekannte" Gott?
Wallner: Der Geist ist ja die Liebesbeziehung zwischen Vater und Sohn, er ist das „Wir in Gott". Jesus übergibt diesen „seinen Geist" schon am Kreuz in die Welt hinein (Joh 19,30), am Ostermorgen haucht er ihn den Jüngern ein (Joh 20,22) und am Pfingsttag gießt er ihn über die ganze Kirche aus (Apg 2). So macht Jesus aus seiner Liebesbeziehung mit dem Vater die unsrige! Der Geist ist fortan unser „Wir mit Gott": Er ist Gottes Liebe zu uns und unsere Liebe zu ihm, die in unser Herz eingepflanzt ist.
Und Liebe will einfach lieben, sie will nicht beredet oder argumentiert oder analysiert werden. Selbstbespiegelung ist der Tod der Liebe. Um es salopp zu sagen: Dem Heiligen Geist ist es völlig egal, ob er bekannt oder unbekannt ist, – wenn er nur in uns lieben kann!
Warum brauchen wir immer wieder ein „neues" Pfingsten?
Wallner: Weil der Heilige Geist die Liebe in Person ist, wäre unser Christentum ohne ihn nicht nur kalt, sondern tot. Leider gehört es zu unseren menschlichen Schwächen, dass wir in der Liebe sehr schnell wieder erkalten, dass wir ängstlich und phantasielos werden, dass wir uns zurückziehen und in uns selbst einsperren ... Das gilt für die menschlichen Liebesbeziehungen ebenso wie für unsere Liebe zu Gott. Das ganze Leben der Kirche zielt darauf ab, die Pfingstkraft des Geistes in uns zu erneuern.
Wie sieht ein geisterfülltes Leben aus? Beten wir genug um den Heiligen Geist?
Wallner: Ein geisterfülltes Leben ist ganz einfach ein Leben, das das Doppelgebot Christi erfüllt: Gottesliebe und Nächstenliebe aus ganzem Herzen! Wer sich um diese Liebe bemüht, wird merken, wie er sehr bald an seine Grenzen stößt. „Liebe" (genauer: Hingabe-Liebe) ist ja kein „Hormon", das wir selbst produzieren können. Liebe ist der Durchfluss des Heiligen Geistes durch unser Herz. Das Gebet zum Heiligen Geist ist wichtig, es ist ein Heilmittel gegen die Arteriosklerose unserer Seele.
„Löscht den Geist nicht aus!" – so lautet die Mahnung des Apostels Paulus an die Thessalonicher. Ist der Heilige Geist der Garant für Lebensfreude?
Wallner: „Löscht den Geist nicht aus!" ist eine von vielen Ermahnungen, die Paulus am Ende des 1. Thessalonicherbriefes formuliert: „Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles! Löscht den Geist nicht aus! Prüfet alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt! usw."
Es sind Einladungen zu einem Leben als Christ, als Kind Gottes. Wer sich um liebevolles Leben aus dem Glauben bemüht, wer also „geisterfüllt" zu leben versucht, der wird sicher nicht in der Frustrationsfalle der Egozentriker enden.