Eine "ausführlichere Zuwendung" zum Heiligen Geist sei angebracht und durchaus schulde die Kirche Rechenschaft - "etwa wenn Jugendliche fragen, was ihnen der Heilige Geist bei Taufe und Firmung bringt, und was die Kirche", sagt Matthias Beck.
Eine "ausführlichere Zuwendung" zum Heiligen Geist sei angebracht und durchaus schulde die Kirche Rechenschaft - "etwa wenn Jugendliche fragen, was ihnen der Heilige Geist bei Taufe und Firmung bringt, und was die Kirche", sagt Matthias Beck.
"Wir nehmen nicht ernst genug, was wir verkünden und feiern - dass der Heilige Geist wichtige Gaben hat", kritisiert der Moraltheologe und Priester Matthias Beck. Mit Papst Franziskus sei ein "neues Zeitalter des heiligen Geistes" angebrochen.
Die katholische Kirche sollte den Heiligen Geist mehr ins Zentrum ihrer Verkündigung stellen und "den Menschen erklären, wozu er taugt": Das hat der in Wien tätige Moraltheologe Matthias Beck gefordert. Einer der vielen Gründe für das Schrumpfen der Gläubigenzahl sei, dass die Kirche "zu wenig vermittelt, dass es im Alltag sinnvoll ist, sich auf Gott einzulassen." Dieses Versäumnis in der Kirchengeschichte müsse angesichts des Endes der Volkskirche nachgeholt werden, so der Priester und Medizinethiker, der in Papst Franziskus und dessen ignatianischer Prägung Hinweise auf ein "Zeitalters des Heiligen Geistes" in der Kirche beobachtet.
In Europa sei heute "der Geist ausgegangen", kritisierte Beck: "Wir nehmen nicht ernst genug, was wir verkünden und feiern - dass der Heilige Geist wichtige Gaben hat." Immerhin trage und führe die dritte göttliche Person die Kirche, wirke in den Sakramenten und auch in den Menschen selbst, wenn er etwa zu Erkenntnis, Einsicht und Unterscheidung der Geister befähige sowie dazu, "andere Fragen zu stellen", so der Theologe. Eine "ausführlichere Zuwendung" zum Heiligen Geist sei angebracht und durchaus schulde die Kirche Rechenschaft - "etwa wenn Jugendliche fragen, was ihnen der Heilige Geist bei Taufe und Firmung bringt, und was die Kirche".
Gestärkt werden müsse vor allem die Auskunft über Gott, betonte Beck. "Wenn wir von der Dreifaltigkeit sprechen, so ist Gott als Vater der Urgrund allen Seins, der Schöpfer. Derselbe Gott zwischen den Menschen ist Jesus Christus, und derselbe Gott in mir selbst - als Stimme der Wahrheit, die ich inmitten des Stimmengewirrs heraushören und verstehen lernen soll, um bei Entscheidungen einen guten Kompass zu haben - das ist der Heilige Geist." Friede, Freude und Lebensentfaltung würden sich einstellen, wo ein Mensch Gottes Willen erkennt und sich darauf einlässt; wo nicht, Zerrissenheit, Traurigkeit, Unruhe und Getriebensein, so Beck. "Bedeutsam wäre es, diese Phänomene, die auch ein Zeichen der Zeit sind, nicht zu verdrängen und nicht nur psychologisch zu deuten, sondern auch spirituell aus dem inneren göttlichen Geist heraus verstehen zu lernen."
Speziell in der Vorbereitung auf das Firmsakrament sollte der Heilige Geist in den Augen Becks noch mehr zum Thema werden, "auch in der Firm-Nachbereitung. Den Jugendlichen sollte man stärker vermitteln: Du bist gefirmt worden - bleib dran!", forderte der in Wien wirkende Priester. Wichtig sei dafür, regelmäßige Momente der Stille, des Bibellesens und eines Hörens auf Gott einzuüben, dabei Befindlichkeiten einzuordnen und den eigenen Weg zu überprüfen. Christentum sei schließlich "vor allem eine Alltagsreligion", und für Jugendliche gehe es vor allem darum, sich auch nach der Firmung in kleinen Schritten auf ihre Entscheidungen der Berufs- und Partnerfindung vorzubereiten.
Wie wichtig das Hören auf den Heiligen Geist sei, erklärte Beck am Beispiel der Eheschließung, bei der der Trauungspriester die Formel "Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen" spricht. "Wir sollten die Menschen schon im Vorfeld besser vorbereiten zu erkennen, ob ihre Entscheidung auch Gottes Wille ist", forderte der Theologe.
Sachverstand sowie ethische und spirituelle Ausbildung sind für ein Erkennen der Stimme Gottes von größter Bedeutung, wobei Beck an die in der Jesuiten-Tradition gepflegten Exerzitien des Ignatius von Loyola erinnerte. Hinterfragt werden dabei die inneren Antriebe und Motive - "ob etwas von Gott, von mir selbst, oder vom Geist der Zerstreuung, dem 'Dia-bolos' bzw. Teufel kommt, wie es schon Ignatius formulierte" - um dadurch das eigene Handeln beurteilen zu können. Dies sei keine Fremdbestimmung durch eine Über-Ich-Struktur wie etwa die Eltern oder auch die Kirche, sondern "eine Suche nach der Vaterunser-Bitte 'Dein Wille geschehe' - bei dem man den Geist Gottes in sich selbst findet, ihm Raum gibt und ihm folgt, damit das Leben zur vollen Entfaltung kommt."
Sichtbar orientiere sich Papst Franziskus an diesem Programm. "Genau in die Lücke, die der Heilige Geist durch das Aufbrechen alter Strukturen geöffnet hat, wirkt ein Papst mit jesuanischer Spiritualität. Das ist es, was die Welt von heute braucht", so Beck. Durchaus könnte mit dem Pontifex aus Argentinien ein "neues Zeitalter des Heiligen Geistes" in der katholischen Kirche gekommen sein: "Man merkt, dass sich dieser Papst vorrangig dem einzelnen Menschen zuwendet und dass ihm daran liegt, den Menschen selbst mit Gott in Berührung zu bringen." Gleichzeitig versuche Franziskus jedoch auch, Strukturen zu verändern.