Wehmut Abschied zu nehmen, aber auch Freude auf zu Hause, begleitet die Pilger an ihrem letzten Tag.
Wehmut Abschied zu nehmen, aber auch Freude auf zu Hause, begleitet die Pilger an ihrem letzten Tag.
Split und Abschied, der letzte Tag der Diözesanwallfahrt 2014, Michael Prüller berichtet.
Donnerstag: Split und Abschied. Ein weiterer, letzter, wunderbarer Tag. Und immer noch sind die Gesichter der Wallfahrer freundlich und friedlich. In der Früh fuhren wir in Split ein, der alten Hauptstadt Dalmatiens. Individueller Ausgang ab 8.00 Uhr früh, Treffpunkt 11.30 zur Messe - in der für 450 Pilger doch sehr kleinen Kathedrale von Split.
Damit ist der Bogen vollendet: Begonnen hat unser Programm in der vorchristlichen Antike, im Königsgrab des Philipp von Mazedonien (+336 v. Chr.), in der Geisteswelt, die Paulus auf seinen Missionsreisen vorgefunden hat. Dann haben wir nachgespürt, wie Paulus in diese Welt eingedrungen ist und den Samen für ihre radikale Veränderung gesät hat. Und nun stehen wir am Ende des Frühchristentums, in der Kathedrale von Split, dem ehemaligen Grabmal des Kaisers Diokletian (+312 n. Chr.), des letzten großen Christenverfolgers unter den römischen Kaisern.
Der Ort ist Zeuge der Wandlungskraft des Christentums. Seit vielen hundert Jahren ist das Mausoleum des Diokletian eine Kirche, in der eines seiner prominentesten Opfer verehrt wird, der hl. Domnius. Der Tag, an dem wir in seiner Kichre Messe feiern, ist exakt sein 1710. Todestag.
Der Erzbischof von Split-Makarska feiert mit und begrüßt uns herzlich. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass Paulus seinen Begleiter Titus nach Dalmatien geschickt hat, um dort das Evangelium zu verbreiten. "Euch schickt er noch weiter nach Norden, nach Wien, um dort den Menschen das Evangelium zu bringen!", ruft der Erzbischof uns zu.
Und unser Kardinal geht in seiner Predigt der Frage nach, warum Paulus, aber auch die anderen Märtyrer der Kirche, zu so brennenden Zeugen Christi geworden sind. Die entscheidende, alles auslösende Frage ist, so der Kardinal: "Wer bist Du Herr?" Dass Jesus der Sohn Gottes ist, diese 2überwältigende Erkenntnis hat Paulus zur Mission gedrängt."
Wir sind im Gegensatz mit Paulus mit diesem Wissen aufgewachsen, nehmen es als selbstverständlich. Aber was heißt das: Jesus ist der Sohn Gottes? Kardinal Schönborn: "Es bedeutet, dass Jesus uns den Zugang zu Gott geöffnet hat, so dass wir zu Hausgenossen Gottes werden, zu seiner Familie gehören. Er ist nicht mehr der ferne Gott, wir sind seine Familie." Diese Erkenntnis kann nicht ohne Folgen bleiben: "Etwas muss sich in uns ändern, sich drehen, sodass es uns drängt, Ihn zu verkünden: Wenigstens unser Weg muss von ihm sprechen." Das wichtigste Zeugnis ist das eigene Leben. Der Kardinal zitiert den hl. Franziskus: "Verkündet allen das Evangelium, wenn nötig auch mit Worten."
Auf unserer Wallfahrt, sagt der Kardinal, und in der dicht gedrängten Kirche geben im wohl die allermeisten recht, "haben wir ein wenig verspürt vom Lebenszeugnis des Apostels und durften uns von ihm anstecken lassen. Wir waren es auch schon vorher, aber wir dürfen es noch mehr werden. Das ist das schönste Resultat, das wir nachhause mitnehmen können."
Vor der Messe war in der Kathedrale der Strom ausgefallen. Das hat dem Ganzen eine besonders dichte Atmosphäre gegeben, der Gesang ohne Begleitinstrumente, nur unterstützt vom Chor. Trotz der nicht funktionierenden Mikrophone versteht jeder den Kardinal, denn er predigt ausnahmsweise von der Kanzel, die akustisch perfekt positioniert ist. "Ich will sie aber nicht abkanzeln", sagt er am Beginn der Predigt.
Nach einem wunderschönen, sonnigen Mittag und Nachmittag in der alten Stadt Split sind wir um 16.00 Uhr wieder im Bordtheater, um die Instruktionen für das Ausschiffen am nächsten Morgen zu hören. Dann werden alle Ehepaare auf die Bühne gebeten, die ein rundes oder halbrundes Ehejubiläum feiern. Denn dass ein paar dabei sind, die diese Schiffswallfahrt auch zur Feier ihres Hochzeitstages gebucht oder sogar von der Familie geschenkt bekommen haben, hatte sich zuvor herumgesprochen. Und dann waren es sogar 21 Paare (wenn ich richtig gezählt habe), die auf der Bühne standen.
Sie alle bekamen den Segen vom Kardinal, ebenso wie wir alle danach den Reisesegen, wobei Kardinal Schönborn auch besonders alle einschloss, die allein sind, weil sie verwitwet sind oder weil die Ehe trotz aller Bemühungen nicht Bestand hatte ("Ich weiß, was das bedeutet, weil ich selbst aus einer solchen Familie komme.") oder weil sie, wie die Priester, um des Himmelreiches Willen nicht geheiratet haben.
Davor hat Kardinal Schönborn noch von seinem Besuch bei der Mannschaft, zwei Abende zuvor, berichtet. Und dass ihm dort ein Offizier gesagt habe, im Mannschaftsquartier sehe er normalerweise viel mehr fröhliche Gesichter als unter den Gästen. Aber der Kardinal sagt auch, dass er glaubt, dass unsere Pilgergruppe mehr Fröhlichkeit und Freundlichkeit als üblich an die Mannschaft zurückgegeben hat. Dafür bedankt er sich – und er entschuldigt sich auch: Offenbar ist er einmal ungeduldig geworden, als er noch und noch Postkarten unterschreiben sollte, und hat so etwas gesagt wie: Ich komme mir vor wie das Kamel, mit dem sich die Touristen fotografieren lassen. Das tue ihm leid, "ich entschuldige mich dafür".
Eine letzte Statement-Runde – was nehme ich von dieser Reise mit? – schließt auch die jüngste Reiseteilnehmerin ein ("es war so schön, einmal nicht in einer Kirche, sondern auf einem Schiff ministrieren zu können"), und auch die älteste. Sie sagt: "Das war eines meiner schönsten Erlebnisse. So viel Freude und Güte und Freundlichkeit auf einem Platz habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt. Ich komme mit einer so großen Freude nach Hause!"
Weihbischof Stephan Turnovszky sagt, wie sehr ihn die Höhle des Johannes auf Patmos beeindruckt hat: eng, dunkel und kalt. Und doch ist hier das letzte Buch des Neuen Testaments entstanden, ist von hier aus Segen ausgegangen. Erneuerung kann überall geschehen…
Nun ist die Nacht vorbei, der letzte Reisetag hat begonnen, gleich beginnt die Ausschiffung und die Heimfahrt in den Bussen. Im Morgenlob auf dem Sonnendeck haben wir ein letztes Mal das Lied gesungen, in dem es heißt, dass wir immer und überall das Evangelium verkünden sollen: "Ubicumque et semper evangelium nuntiate!" Wir vertragen uns immer noch untereinander. Nein, mehr: Wir freuen uns immer noch übereinander. Vielen ist es schwer Abschied zu nehmen von diesem gemeinsamen Unterwegssein. Ich muss an das denken, was Generalvikar Krasa über das Wort "kennen" in der Bibel gesagt hat: Es bezeichnet eine Vertrautheit. "Ich kenne dich" heißt: "Ich hab dich lieb." Für mich war die schönste Erfahrung dieser Reise, dass ich so viele wunderbare Menschen kennen gelernt habe.
Das Schlusswort dieses Reiseblogs soll aber unser Zeremoniär Martin Sindelar haben, der am Donnerstag gesagt hat: "Das Meer ist immer anders und immer verschieden. Es spiegelt etwas wieder von dem, der es erschaffen hat: Weite, Schönheit und Größe."
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