Michael Semmelmeyer im Pfarrgarten der Pfarre Perchtoldsdorf.
Michael Semmelmeyer im Pfarrgarten der Pfarre Perchtoldsdorf.
Am 17. Juni 2023 wurde Michael Semmelmeyer im Stephansdom zum Priester geweiht. Im Gespräch blickt er auf sein erstes Jahr als Priester zurück.
Kaplan in Perchtoldsdorf
Das Tätigkeitsfeld des 29-jährigen Priesters ist derzeit Perchtoldsdorf, dort ist er Kaplan. Seine Aufgaben sind vielfältig und sehr arbeitsintensiv: neben dem „Tagesgeschäft“ der Messen ist er in der Erstkommunions- und Firmvorbereitung mit jeweils rund 100 Kindern bzw. Jugendlichen eingesetzt. Semmelmeyer wird viel für Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse angefragt und unterrichtet in der Volksschule Religion. Das ist ihm besonders wichtig, denn, wenn die Kinder in die Erstkommunionsvorbereitung kommen, „haben sie dann schon einen Bezug zu mir.“ Jugendtreff, Ministranten- und Jungscharstunden sowie Sitzungen der verschiedenen pfarrlichen Gremien gehören ebenfalls zu seinem Arbeitsalltag. Auf die Frage, ob das alles nicht ziemlich viel sei, und ob da noch Zeit für Freizeit und Freundschaften bleibe, antwortet Semmelmeyer: „Ein Freund hat mir einmal geschrieben und gefragt, wie es mir geht. Ich habe geantwortet: aktuell stressig, aber nächsten Monat wird es besser. Daraufhin kam die Antwort von meinem Freund: Das sagst du jetzt schon ein paar Monate.“ Momentan sei er am Limit, aber „ich hoffe, dass es im zweiten Jahr besser wird. Es ist jetzt mein erstes Jahr als Priester, mein erstes Jahr in der Pfarre Perchtoldsdorf, das Pastoralteam in der Pfarre ist ganz neu – wir haben jetzt das Radl neu erfunden und können hoffentlich nächstes Jahr darauf aufbauen.“
Ist der Priesterberuf so, wie Sie sich das vorgestellt haben?
„Ich würde nicht sagen, dass es komplett so ist, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Aber es gibt vieles, das Michael Semmelmeyer gerne macht wie etwa die Beichte hören: „Das ist für mich ein schöner Dienst, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, wenn ich merke, dass sie sich wirklich mit ihrem Leben auseinandersetzen.“
Seit Semmelmeyer Priester ist, ist er für StudienkollegInnen, FreundInnen und Verwandte Gesprächspartner in Glaubensfragen, aber auch bei Problemen im Leben generell. „Das ist schön, aber auch sehr fordernd, weil man die Weisheit durch die Weihe auch nicht mit dem Löffel gefressen hat. Diese Gespräche geben mir den Ansporn, mich weiterzubilden, weil die Menschen mit den verschiedensten Problemstellungen auf mich zukommen.“
Begleitung durch die erste Zeit als Priester
Als Neupriester muss man aber nicht alleine mit allen Problemen fertig werden. Im ersten Priester-Jahr gibt es eine spezielle Begleitung. Bei mehreren Treffen werden Informationen aus der Diözese, Gespräche mit dem Kardinal und dem Generalvikar sowie Vernetzung untereinander angeboten. Beim Triennalkurs, den sowohl Neupriester als auch PastoralassistentInnen absolvieren müssen, wird in einer dreijährigen Ausbildung Fachwissen vermittelt.
Wie sind Priester untereinander vernetzt? Haben Sie noch Kontakt zu den Priestern, die mit Ihnen im Priesterseminar waren?
Bei der Chrisammesse und den Priesterweihen sollten theoretisch alle Priester zusammenkommen. Viele Priester treffen einander regelmäßig, teilweise einmal im Quartal mit ihrem Weihejahrgang. „In meinem Fall ist das noch nicht so, wir sagen immer, wir sollten das machen und kommen dann aus zeitlichen Gründen nicht dazu.“ Semmelmeyer erklärt, dass die Gemeinschaftsbildung schon zwei Jahre vor der Priesterweihe geschieht, wenn man zusammen im Pastoral- und Diakonalkurs ist. Im letzten Jahr zusammen mit den PastoralassistentInnen. „Da bilden sich die Gruppen und da war unser Jahrgang ein sehr harmonischer. Man ruft dann natürlich, wenn man was braucht, z.B. für die Firmlingsbeichte einen Priester an, den man kennt, und bittet ihn um Unterstützung. Sonst ist man vernetzt mit den Priestern, mit denen man in der Pfarre und im Dekanat zusammenarbeitet.“
Jetzt wird’s sportlich
Michael Semmelmeyer ist auch Teil des österreichischen Priesterfußballnationalteams und möchte, gemeinsam mit einem jungen Kollegen aus Innsbruck, das Training etwas professioneller gestalten. „Dass sich ein Vorarlberger und ein Burgenländer schnell zu einem Training treffen, ist ein bisschen unpraktisch.“ Daher sollen zwei Trainingsgruppen (Ost- und Westösterreich) gebildet werden. Auf die Frage, ob das auch wieder eine Gruppe ist, in der man sich als Priester vernetzt, antwortet Semmelmeyer mit einem Lachen: „Da trifft man sich, spielt Fußball und redet sehr wenig über Pastoral.“
Wie wird „der Priester“ in der Gesellschaft wahrgenommen?
Die Abweisung, die es noch vor einigen Jahrzehnten gegeben hat, gäbe es bei vielen nicht mehr, so Semmelmeyer. Den Menschen, die nichts mehr mit Kirche zu tun haben, ist das einfach egal, das ist nicht mehr der kämpferische Atheismus. Auf Partys oder im Alltagsleben stellt Michael Semmelmeyer fest: „Natürlich geht es dann gleich um Sexualität, wenn du sagst, du bist im Seminar, dann gibt es keine Tabuthemen mehr, dann heißt es gleich: ‚Wie ist das bei dir mit dem Sex?‘“ Hier ist Semmelmeyer einmal in die Gegenoffensive gegangen und hat sich, gemeinsam mit anderen TheologiestudentInnen, den Spaß gemacht und die Leute auf einem Theologen-Fest gefragt: „‘Heast, wie ist denn das: Hast du eigentlich Sex vor der Ehe?‘ Das geht halt bei so einem Festl, wo die Leute schon gut drauf sind, da haben sogar manche geantwortet,“ schildert der junge Priester.
Schön sei aber, dass sich aus solchen Situationen, in denen es zuerst um Sexualität geht, oft schöne, tiefgreifende Gespräche über den Glauben entwickeln. Dabei stellen Menschen auch die Frage nach der Berufung, oft mit dem Zusatz, ob sie so etwas Persönliches fragen dürfen. „Da haben sie dann plötzlich Angst, wenn es darum geht, einen Priester nach seinem Glauben zu fragen,“ stellt Semmelmeyer fest.