Stundenlang war der wiener Stephansdom bis auf den letzten Platz besetzt.
Stundenlang war der wiener Stephansdom bis auf den letzten Platz besetzt.
Kardinal Schönborn vor 5.000 Gläubigen im Dom: in der Familie Jesu ist Platz für die Verwundeten.
Unter dem Motto "Message for You!" kamen tausende Gläubige zum Friedensgebet in den Stephansdom und Hunderttausende weltweit war über Livestream mittels Video mit den Betenden verbunden. Ehrengast des Abends war Marija Pavlovic-Lunetti, aus Medjugorje. Weitere Gäste waren Andreas Schätzle, der Programmdirektor von Radio Maria Österreich, die Gemeinschaft Cenacolo aus Kleinfrauenhaid, Magnus MacFarlane-Barrow, Gründer von Mary`s Meals, und Pascale Gryson aus Belgien, die von ihrer spontanen Heilung in Medjugorje berichtete.
Nach einem Nachmittag mit Gebeten und Zeugnissen zelebrierte der Wiener Erzbischof eine Heilige Messe, in deren Predigt er den vollen Dom mit dem Haus in Kapharnaum des Tagesevangeliums verglich. In der Bibelstelle des Tages sind Maria und seine Verwandten vor dem Haus. "Die Familie ist nicht begeistert, dass er weggegangen ist," so der Kardinal: "Er ist von Sinnen, steht in der Schrift, haben sie gemeint, was fällt ihm ein, Arbeit, Familie und Mutter im Stich zu lassen." Und so führt der Erzbischof weiter aus: "Jesus gibt eine klare und schroffe Antwort: 'Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.' Jesus hat eine Familie gegründet, keine leibliche, nicht sein Clan, seine Verwandten, seine Mutter. Er hat eine neue Familie, sie ist hier in großer Zahl versammelt, eine Familie aus allen Sprachen, Völkern und Nationen. Jesus ist gekommen, um diese Familie zu sammeln, überall auf der Welt und darüber hinaus, auch im Himmel – ihre Zahl kann man nicht zählen."
Kardinal Schönborn verweist auch auf die Schwächen der menschlichen Familien hin, wenn er Folgendes anspricht: "Es gibt so viel Egoismen in den Familien, Familienehre, Nationalinteressen. Wieviele Kinder sind im Schoß der Mutter gestorben, weil man Angst hatte vor der Schande für die Familie." Doch gibt es auch eine andere Familie, die Kirche.
"Jesus gründet eine Familie, die der Glaube zusammen hält," so der Kardinal in seiner Predigt, denn "so manches, was menschlich an Eifersucht, an Sünde zerbrochen wird," im Leben von Menschen, was sie verwundet in ihrer Seele, "wird von Jesus geheilt. In der Familie Jesu haben die Verletzten ihren Platz".
Der Wiener Erzbischof zitiert auch Papst Franziskus, wenn er sagt, er: "sehe die Kirche wie ein Feldlazarett nach einer Schlacht. Man muss einen schwer Verwundeten nicht nach Cholesterin oder nach hohem Zucker fragen. Man muss die Wunden heilen. Dann können wir von allem Anderen sprechen. Die Wunden heilen, die Wunden heilen ... Man muss unten anfangen." Es geht also um Verständnis und Barmherzigkeit.
Der Kardinal führt darauf weiter aus über die Rolle der Muttergottes: "So sehen wir, welchen hervorragenden Platz seine Mutter hat, selig die geglaubt hat." Und: "Wo Jesus verkündigt wird ist seine Mutter schon am Werk. Wo immer Menschen glauben, ist Maria zu finden. Wo Maria ist, da finden Menschen zum Glauben, weil sie eine Familie finden, und in Maria eine Mutter."
Auf das Thema des Gebetstages kommt Schönborn, wenn er fragt: "Warum beten wir für Frieden in der Welt? Wir beten, dass die Staatenlenker ein Gespür für den Frieden bekommen." So habe "Papst Franziskus beim Angelus aufgerufen zu beten und zu fasten für den Frieden und etwas Unglaubliches ist geschehen. Ein Mann ohne Waffen und Armeen hat zu beten und fasten aufgerufen, damit die Menschen in Syrien in Frieden leben können. Und der Aufruf ist von aller Welt aufgegriffen worden. Viele Muslime haben in ihren Moscheen gebetet und gefastet und es hat Geschichte verändert. Frieden scheint möglicher zu sein als vor drei Wochen. Wir alle sind aufgerufen für Frieden zu beten, für die Verantwortlichen in Politik, dass sie sich von Gedanken des Friedens und der Gerechtigkeit lenken lassen."
Den Teilnehmern des Gebets für den Frieden hat der Wiener Oberhirte auch noch einen Ratschlag fürs tägliche Gebetsleben mitgegeben, eine: "dringende Einladung Papst Benedikts XVI: Sich eifrig der Lektüre der Heiligen Schrift zu widmen, denn zu einer neuen Evangelisierung kommt es nur, wenn wir neu aus dem Wort Gottes leben. Lasst euch Tag für Tag den Weg weisen aus der Lectio divina, dem einfachen Lesen des Wortes Gottes."
Schließlich hat sich Erzbischof Schönborn für Medjugorje bedankt, "dass dort so viel für Frieden in der Welt gebetet und gefastet wird. Danke, dass sich dort so viele bekehren und zur Familie Jesu finden. So viele dort zum Sakrament der Versöhnung, der Beichte, finden. Es ist der größte Beichtstuhl Europas."
Marija Pavlovic-Lunetti aus Medjugorje erzählte von ihrem Leben mit der „Gospa“ – so nennen die Menschen in Bosnien-Herzegowina liebevoll die Gottesmutter. Sie betonte wie wichtig das Fasten und das Gebet für den Erhalt des Friedens seien. Man solle als „Kinder Gottes“ leben und so „den Frieden in unseren Herzen und in unseren Familien“ verbreiten. Pavlovic-Lunetti rief auch die anwesenden Gläubigen dazu auf, „für unsere Politiker und unsere Lehrer zu beten, damit eine Kultur des Friedens beginnen kann“.
Pascale Gryson aus Belgien berichtete von einer wunderbaren Heilung, die im vergangenen Jahr in Medjugorje an ihrem Körper gewirkt wurde. Aufgrund einer neurologischen Erkrankung war sie seit Jahren gelähmt an den Rollstuhl gebunden. Heute kann sie wieder problemlos gehen.
Georg Schwarz von der Gemeinschaft „Cenacolo“ berichtete von Menschen in seinem Umfeld, die aufgrund des Gebetes von Alkohol und von den Drogen geheilt wurden. In der von Sr. Elvira Petrozzi gegründeten Gemeinschaft „Cenacolo“ finden junge Alkoholiker und Drogensüchtige durch das tägliche Gebet und die Arbeit wieder Halt und den Mut zu einem neuen Leben ohne Drogen.
Andreas Schätzle, Direktor von Radio Maria Österreich, erzählte wiederum, wie sehr ihn der Gnadenort Medjugorje während seiner Jugend geprägt hat und wie dort seine Berufung zum Priestertum gereift ist. (Der bekannte Musiker spielte daraufhin auf seiner Gitarre ein berührendes selbst komponiertes „Berufungslied“.)
Magnus MacFarlane-Barrow, Gründer der internationalen Hilfsorganisation „Mary’s Meals“, erzählte von der ergreifenden Begegnung mit Papst Franziskus diesen Sommer in Rom. Außerdem berichtete er, wie er mithilfe seiner Organisation, die in 16 der ärmsten Länder der Welt tätig ist, täglich über 800.000 Kindern eine warme Mahlzeit und den Zugang zu einer Schulausbildung ermöglicht. Unter anderem wird auch seit einigen Monaten eine Schule für taubstumme Kinder in Liberia mit täglichem Schulessen unterstützt.
Organisiert wurde der Gebetsabend von mehreren Gemeinschaften, wie u.a. der „Oase des Friedens“ und der „Johannesgemeinschaft des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens“. So sieht Christian Stelzer, einer der Verantwortlichen des Gebetstreffens, das Friedensgebet als eine „Fortsetzung des Betens und Fastens für den Frieden, zu dem Papst Franziskus aufgerufen hat, und als eine Antwort auf die Einladung der Gottesmutter, an ihrer Hand den Weg des Friedens, der Christus selbst ist, zu gehen.“ (MC)