In dem Dokument bestätigen katholische Kirche und Lutherischen Weltbund, dass zwischen Lutheranern und Katholiken ein Konsens in den grundlegenden Wahrheiten der Rechtfertigungslehre besteht.
In dem Dokument bestätigen katholische Kirche und Lutherischen Weltbund, dass zwischen Lutheranern und Katholiken ein Konsens in den grundlegenden Wahrheiten der Rechtfertigungslehre besteht.
Das Dokument gilt als Meilenstein im Dialog der christlichen Kirchen auf Weltebene. Die von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund erarbeitete Ökumeneerklärung wurde am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet.
Vor 20 Jahren wurde die vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und dem Lutherischen Weltbund (LWB) erarbeitete "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (GER) unterzeichnet. In Deutschland erinnern am bevorstehenden Reformationstag hochrangige Kirchenvertreter an das am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterfertigte Ökumenedokument.
Die Gemeinsame Erklärung gilt als Meilenstein im Dialog der christlichen Kirchen, da sie einen zentralen theologischen Streitpunkt der Reformation klärte: das Verständnis von Rechtfertigung und Erlösung des Menschen.
Katholiken, Lutheraner, Methodisten und Anglikaner in Deutschland feiern daher am 31. Oktober einen gemeinsamen Gottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche. Die zentralen Ansprachen halten der lutherische Bischof Frank Otfried July und der katholische Bischof Gerhard Feige. Der Magdeburger Bischof Feige ist der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz. Nach dem Gottesdienst laden die Kirchen zu einem Empfang ein.
20 Jahre nach ihrer Unterzeichnung ist die GER mittlerweile zu einem ökumenischen Basisdokument geworden. In dem Dokument bestätigen katholische Kirche und Lutherischen Weltbund, dass zwischen Lutheranern und Katholiken ein Konsens in den grundlegenden Wahrheiten der Rechtfertigungslehre besteht - also in der Frage, an der sich im 16. Jahrhundert die Reformation und die sich daraus entwickelnde Kirchenspaltung entzündet hat.
Im Kern ging es darum, ob der Mensch - so Martin Luthers These - nur durch die Gnade Gottes erlöst werden und zum Heil gelangen kann oder auch durch eigene gute Taten, Gebet, Fasten - oder auch durch im Mittelalter übliche Ablasszahlungen. In der GER betonen Katholiken und Lutheraner gemeinsam: "Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade." Zugleich wurden alle früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen aufgehoben.
Mit der Gemeinsamen Erklärung wurde allerdings noch keine Einheit der beiden Kirchen erreicht. So gibt es beispielsweise keine Abendmahlsgemeinschaft und kein gemeinsames Verständnis kirchlicher Ämter und der Rolle des Papstes.
Methodisten, Reformierte, Anglikaner schlossen sich an
Auf Weltebene schlossen sich bereits 2006 der Weltrat Methodistischer Kirchen der GER an. Im Sommer 2017 trat die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) bei ihrer Generalversammlung symbolträchtig in Wittenberg mit einer Assoziierungserklärung der Gemeinsamen Erklärung bei. Auch die Anglikanische Gemeinschaft verkündete ihre inhaltliche Zustimmung am Reformationstag des gleichen Jahres. Damit haben sich die Repräsentanten von weltweit mehr als 250 Millionen Christen der verschiedenen protestantischen Traditionen die Ökumene-Erklärung zu eigen gemacht. Alle fünf Konfessionsgruppen haben seither einen gemeinsamen Konsultationsprozess begonnen, in dem kontinuierlich weitere Schritte beraten werden sollen.
Besonders fruchtbar erwies sich die GER für den Dialog zwischen dem Vatikan und dem LWB. Sichtbarer Ausdruck dafür war vor allem das gemeinsame Reformationsgedenken in Lund am 31. Oktober 2016 mit Papst Franziskus.
Der nächste Schritt soll nach dem Willen beider Seiten eine gemeinsame Erklärung zu den schwierigen Themen Kirche, Eucharistie und Amt sein, möglichst bis 2030, dem 500-Jahr-Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses der Protestanten. Wenn sie zustandekäme, wäre sie ein großer Schritt auf die Kirchengemeinschaft von Katholiken und Lutheranern hin.
Die Methode zur Erarbeitung der GER - zunächst ein bilateraler Konsens, dem sich dann weitere Partner anschließen - ist dabei allerdings nicht ohne weiteres wiederholbar. Denn innerprotestantisch können die Lutheraner nicht einfach vorpreschen, ohne ihre Beziehungen zu den anderen evangelischen Kirchen zu gefährden. Die Grundlage für diese innerprotestantische Ökumene bildet die Leuenberger Konkordie, mit der die seit der Reformation getrennten lutherischen, reformierten und unierten Kirchen 1973 ihre Differenzen überwunden und Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft erklärt haben. Folgerichtig haben diese in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) zusammengeschlossenen Kirchen und der Vatikan einen eigenen Dialogprozess begonnen. Auch wenn dieser verheißungsvoll begonnen hat, sind Ergebnisse noch lange nicht abzusehen.