Diese Entscheidung sei leider auch ohne vorherige Benachrichtigung oder Diskussion mit der UNESCO im Hinblick auf die Auswirkungen auf den "universalen Wert" der Hagia Sophia erfolgt, wie er durch die Welterbe-Konvention besiegelt sei.
Diese Entscheidung sei leider auch ohne vorherige Benachrichtigung oder Diskussion mit der UNESCO im Hinblick auf die Auswirkungen auf den "universalen Wert" der Hagia Sophia erfolgt, wie er durch die Welterbe-Konvention besiegelt sei.
Generalsekretär Sauca richtete Brief an Präsident Erdogan. Aufforderung zur Revision der Entscheidung zur Umwandlung der ursprünglichen Kirche, die seit 1934 ein Museum ist, in eine Moschee.
Die "Bestürzung und Trauer" des Weltkirchenrats "und der 350 Mitgliedskirchen" über die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee hat der Generalsekretär Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK/Weltkirchenrat), Prof. Ioan Sauca, am Samstag in einem Brief an den türkischen Präsidenten Recep T. Erdogan zum Ausdruck gebracht. Wörtlich stellte der rumänisch-orthodoxe Theologe laut der Stiftung "Pro Oriente" in dem Brief fest: "Sie haben durch die Entscheidung, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen, das positive Signal der Offenheit der Türkei zu einem Zeichen von Ausschließung und Spaltung umgewandelt."
Diese Entscheidung sei leider auch ohne vorherige Benachrichtigung oder Diskussion mit der UNESCO im Hinblick auf die Auswirkungen auf den "universalen Wert" der Hagia Sophia erfolgt, wie er durch die Welterbe-Konvention besiegelt sei. Der ÖRK-Generalsekretär forderte den türkischen Präsidenten ausdrücklich zur Revision seiner Entscheidung auf.
Seit langem unternehme der Weltkirchenrat große Anstrengungen, um die aktive Beteiligung seiner Mitgliedskirchen im interreligiösen Dialog zu unterstützen und so Brücken "des gegenseitigen Respekts und der Zusammenarbeit" auf der Basis gemeinsamer Werte der verschiedenen Religionsgemeinschaften zu bauen, betonte Prof. Sauca. In schwierigen Zeiten habe sich der Weltkirchenrat mit seinen Mitgliedskirchen auch immer wieder für die Rechte von andersgläubigen Gemeinschaften, "einschließlich von muslimischen Gemeinschaften", ausgesprochen.
Die Entscheidung, eine so bedeutsame Stätte wie die Hagia Sophia von einem Museum wieder in eine Moschee zu verwandeln, werde unvermeidlicherweise "Unsicherheit, Verdacht und Misstrauen" mit sich bringen. Damit werde sie auch die Anstrengungen des Weltkirchenrats unterminieren, Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit an den Tisch von Dialog und Zusammenarbeit zu bringen.
In dem Brief an Erdogan formulierte Sauca: "Herr Präsident, Sie haben oft die Identität der modernen Türkei als eines säkularen Staates betont, aber am Freitag haben Sie eine Verpflichtung außer Kraft gesetzt, die seit 1934 dieses historische Monument der Hagia Sophia als gemeinsames Erbe der Menschheit bewahrt hat. Im Interesse der Förderung des gegenseitigen Verständnisses, des Respekts, des Dialogs und der Zusammenarbeit - und zur Vermeidung der Pflege alter Animositäten und Spaltungen - bitten wir Sie dringend, ihre Entscheidung zu überdenken und zu revidieren."
Abschließend stellte der ÖRK-Generalsekretär fest, dass der ÖRK mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in der "leidenschaftlichen Hoffnung und im Gebet" übereinstimme, dass die Hagia Sophia nicht neuerlich ein Brennpunkt von "Konfrontation und Konflikt" werden möge, sondern wieder jene einheitsstiftende Rolle einnehmen könne, der sie seit 1934/35 gedient habe.
Ebenfalls am Samstag kritisierte Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian die türkische Religionspolitik. Die jetzige Umwandlung der Hagia Sophia stelle einen der symbolischsten Akte der modernen und säkularen Türkei in Frage. "Die Hagia Sophia muss weiterhin die Pluralität und Vielfalt des religiösen Erbes, des Dialogs und der Toleranz repräsentieren", forderte Drian.
Der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, erklärte am Samstag im russischen Fernsehen, die Umwandlung der einstigen Kirche werde die Beziehungen der Türkei mit der christlichen Welt beeinflussen. "Das ist ein Schlag gegen die Weltorthodoxie, denn für alle orthodoxen Christen auf der ganzen Welt ist die Hagia Sophia so ein Symbol wie der Petersdom in Rom für Katholiken." Die türkische Staatsführung habe gezeigt, dass sie keine Kompromisse eingehen wolle und nicht auf Kirchenführer und Politiker höre, die für die Beibehaltung des Museumsstatus plädierten.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, schrieb am Samstag auf Twitter: "Dass man in der Hagia Sophia beten darf, ist richtig, sie ist kein Museum, der Säkularismus Atatürks war gegen jede Religion. Könnte diese großartige Kirche nicht ihre 900 christliche und 500 Jahre islamische Geschichte dadurch spiegeln, dass Muslime und Christen darin beten?", regte er eine gemeinsame Nutzung an.
Die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich besorgt und warb "für eine politische Entscheidung, die die Einheit des Landes und das Gefühl der Zusammengehörigkeit von Muslimen und Christen stärkt, statt Bitterkeit zu schüren und Fliehkräfte zu begünstigen", sagte Sprecher Matthias Kopp bereits am Freitag.
Griechenlands Präsidentin Katerina Sakellaropoulou sprach von einem "zutiefst provokanten Akt gegen die internationale Gemeinschaft". Die Entscheidung beleidige auf "brutale Weise das historische Gedächtnis, untergräbt den Wert der Toleranz und vergiftet die Beziehungen der Türkei zur gesamten zivilisierten Welt", schrieb sie auf Twitter.