Kardinal Schönborn: "Marienlob ist immer Christuslob",
Kardinal Schönborn: "Marienlob ist immer Christuslob",
Kardinal Schönborn erinnert bei Priesterweihe in Heiligenkreuz an sein "Herzenswort": "Je näher wir dieser Mitte Christus kommen, desto näher stehen wir auch zueinander."
"Hört auf die Stimme des Volkes!" Diesen Appell richtete Kardinal Christoph Schönborn am Samstag im Stift Heiligenkreuz an jene fünf Zisterzienserpatres, die er daraufhin zu Priestern, und an drei weitere Ordensmänner, die er zu Diakonen weihte. Der Wiener Erzbischof erinnerte in seiner Predigt an die vom Völkerapostel beschworene Einheit in Christus, durch die die Verschiedenheit von Juden und Christen, Freien und Sklaven, Männern und Frauen und - wie Schönborn hinzufügte - auch von Klerikern und Laienchristen nebensächlich würden. Alle Unterschiede seien in Christus überwunden.
Nicht über den Gläubigen , sondern mitten unter den Gläubigen
Bei seinem Appell, die Volksfrömmigkeit zu achten, bezog sich Kardinal Schönborn auf das Tagesevangelium nach Lukas, wo eine einfache Frau den Schoß, aus dem Jesus hervorging, und die Brust, die ihn nährte, pries. In der Einheitsübersetzung laute die Antwort Jesu darauf irreführend: "Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen." Das klinge, als wäre Jesus ein "theologischer Besserwisser", der das volksfrömmige Lob der Gottesmutter Maria korrigiere, so Schönborn. Er bevorzuge die Übersetzung Luthers dieser Stelle, die das davor Gesagte bekräftige und es nicht abschwäche. Marienverehrung entspringe oft dem vermeintlich einfachen Volk, doch "Marienlob ist immer Christuslob", wie der Kardinal hinwies.
Schönborn schärfte den Neupriestern und -diakonen ein, ihr besonderer Dienst hebe sie nicht ab von allen Getauften oder davon, was allen Gläubigen gemeinsam ist: Dieses Gemeinsame sei laut dem Galaterbrief des Paulus zum einen die Sündhaftigkeit aller, zweitens das Unterworfen-Sein unter das Gesetz - zu verstehen als Mühsal, die das Leben durch Regeln, Arbeit, Alltag auferlege -, und drittens, dass alle Söhne und Töchter Gottes seien, die in der Taufe "Christus angezogen" haben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise mahnte der Kardinal, nicht zu vergessen, dass Kleriker privilegiert seien und sich anders als derzeit so viele keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz und ihre Mahlzeiten machen müssten.
Je näher wir
Alle eins in Christus, unserer Mitte
Und Schönborn mahnte zur Einheit, indem er an sein erstes Interview als Weihbischof vor 29 Jahren in der ZIB2 erinnerte: Damals habe er auf die Frage Robert Hochners nach der Ökumene das Bild eines Rades verwendet, dessen Mitte Jesus sei und die verschiedenen Konfessionen die Speichen. "Je näher wir dieser Mitte Christus kommen, desto näher stehen wir auch zueinander", so Schönborn an die Festgemeinde in der Heiligenkreuzer Stiftskirche mit Abt Maximilian Heim an der Spitze.