Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Der Papst fordert mich heraus aus meinen Sicherheiten und Bequemlichkeiten.
Wenn Sie zu den aufmerksamen Zuhörern des neuen Papstes gehören, geht es Ihnen vielleicht manchmal auch so wie mir: Ich fühle mich herausgefordert.
Als Franziskus schon zu Beginn betont hat, dass die Kirche für die Armen da sei, habe ich mir gedacht: Und ich als Nicht-Armer? Ist sie nicht auch für mich da? Und vor wenigen Tagen hat er in einer Predigt gesagt, jede Form von Klatsch habe eine "kriminelle Dimension". Aber schaffe ich das überhaupt, nicht schlecht über andere zu reden? Manchmal kann man doch gar nicht anders.
Nun heißt es auch noch, der Papst werde keine Ehrentitel mehr an Priester verleihen. Ist es denn so schlecht, Anerkennung auszusprechen und verdienten Einsatz zu ehren?
Mich bewegt das, was der Papst da mit mir macht (auch wenn ich ohnehin nie Monsignore hätte werden können). Er fordert mich heraus aus meinen Sicherheiten und Bequemlichkeiten. Er zeigt mir, dass das Leben eines Christen anders ist. Dass es einen gravierenden Unterschied macht, ob man an Christus und seine Botschaft glaubt. Und dass man es sich im Evangelium nicht gemütlich machen kann. Das Kreuz ist kein Symbol der Behaglichkeit. Christentum ist der Auftrag, aus der Deckung herauszukommen – ins Weite. Ich frage mich manchmal ein wenig bang, ob es so ist, dass gerade dann, wenn der Papst etwas sehr Unbequemes sagt, was gar nicht in mein eigenes Konzept passt – dass gerade dann der Heilige Geist aus ihm spricht.
Leitartikel vom 22. September 2013