Ich Man muss die Wirklichkeit ernst nehmen. Erfolgreicher Kampf gegen Missbrauch ist kein Umlegen von einigen Schaltern, sondern ein langer Lernprozess.
Ich Man muss die Wirklichkeit ernst nehmen. Erfolgreicher Kampf gegen Missbrauch ist kein Umlegen von einigen Schaltern, sondern ein langer Lernprozess.
Wie ist Macht in der Kirche so zu organisieren und zu begrenzen, dass sie weder zu Missbrauch noch zu Vertuschung führen kann?
Es ist richtig, nach dem Missbrauchsgipfel im Vatikan jetzt nach konkreten Ergebnissen zu fragen.
Etwa: Wie kann sichergestellt werden, dass Bischöfe und Ordensobere ihren Pflichten nachkommen und auch wirklich für die Einhaltung der ja schon seit einigen Jahren existierenden strengen Regeln sorgen?
Oder: Wie ist Macht in der Kirche so zu organisieren und zu begrenzen, dass sie weder zu Missbrauch noch zu Vertuschung führen kann?
Aber es war von Vornherein klar, dass eine dreitägige Konferenz von 200 Bischöfen nicht den Zölibat abschaffen oder das Kapitel Sex im Katechismus neu schreiben würde. Angesichts der erschreckenden Häufigkeit, mit der Missbrauch auch in der heutigen Gesellschaft ohne Zölibat und ohne katholischer Sexualmoral vorkommt, wäre das ja auch kaum der große Durchbruch, den sich manche offenbar davon erhoffen.
Ich denke, man muss die Wirklichkeit ernst nehmen. Erfolgreicher Kampf gegen Missbrauch ist kein Umlegen von einigen Schaltern, sondern ein langer Lernprozess.
Auch wir in Österreich, wo wir schon mit den Anschuldigungen gegen Kardinal Groër 1995, also relativ früh, in diesen Prozess gestoßen wurden, lernen immer noch, erkennen Fehler, müssen nachbessern.
Dass es viele kleine Schritte braucht, darf uns aber nicht zur irrigen Annahme verleiten, dass wir es im Großen und Ganzen schon hinter uns haben. Der Kampf gegen Missbrauch braucht ständige Wachsamkeit. Und er ist Teil der eigentlichen Großherausforderung der Kirche: Was müssen wir tun, damit wir nicht Herren, sondern Diener sind?
Wie werden wir zu einer Kirche, in denen die Kleinen und die Schwachen den ersten Platz haben?
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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