„Gehört es nicht zur Aufgabe der Kirche, auch für diejenigen, die sich nicht zur Kirche rechnen, aber um den Segen Gottes bitten, mit Ritualen da zu sein?“, fragt Kranemann.
„Gehört es nicht zur Aufgabe der Kirche, auch für diejenigen, die sich nicht zur Kirche rechnen, aber um den Segen Gottes bitten, mit Ritualen da zu sein?“, fragt Kranemann.
Theologen und Religionswissenschaftler erläutern, warum Rituale boomen.
Für Sie gelesen von Stefan Kronthaler.
Die neue Lust auf Rituale“ beschrieb der „KURIER“ am 21. Dezember 2019, der Beitrag handelte von Wintersonnenwende & Weihnacht. Dass christliche Rituale im Wandel sind, beschreibt ein Sammelband mit Schlaglichtern aus theologischer und religionswissenschaftlicher Sicht.
Angefangen vom Ritualwandel in Westafrikanischen Kirchen bis hin zum gewandelten katholischen Hochzeitsritual angesichts der oftmals gewünschten individuellen Traumhochzeit.
Ein weiterer Beitrag handelt vom neuen Berufszweig der RitualbegleiterInnen oder Zeremonienmeister.
Bemerkenswert ist in einem weiteren Beitrag, dass im hoch-säkularisierten Ostdeutschland Konfessionslose, nicht selten bekennende Atheisten, sich für die Erhaltung von Kirchgebäuden engagieren. Dass an einem dieser Orte ein Zisterzienser-Mönch aus Bochum-Stiepel, einer Heiligenkreuzer Gründung, bei einem „Klostermarkt“ mitwirkt, ist äußerst positiv zu vermerken.
In seinem Beitrag über „neue christliche Rituale in religiös pluraler Gesellschaft“ legt der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann den Finger in die offene Wunde. Durch die Konzentration auf die Kernliturgien Eucharistie und Taufe nach dem Zweiten Vatikanum gingen die Segnungen/Benediktionen und damit Rituale fast verloren. „Gehört es nicht zur Aufgabe der Kirche, auch für diejenigen, die sich nicht zur Kirche rechnen, aber um den Segen Gottes bitten, mit Ritualen da zu sein?“, fragt Kranemann.
Mein Fazit:
Es hat Zeiten gegeben, in denen christliche Rituale breiter im Alltag der Menschen präsent waren als heute. Diese Schätze gilt es (wieder) neu zu entdecken. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Schlaglichter aus theologischer und religionswissenschaftlicher Sicht,
Vandenhoeck & Ruprecht unipress
266 Seiten,
ISBN: 978-3-8471-0778-1,
41,20 Euro
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