Das Reich des Lebens, der Liebe, der Gerechtigkeit. Es wird stärker sein als alle Reiche dieser Welt.
Das Reich des Lebens, der Liebe, der Gerechtigkeit. Es wird stärker sein als alle Reiche dieser Welt.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zur Lesung am 4. Adventsonntag,
21. Dezember 2008
(2 Sam 7,1-5.8b-12.14a.16)
„Zu Weihnachten wurde Jesus Christus geboren“. So steht es zur Zeit österreichweit auf Plakaten, die katholische Laien auf eigene Kosten haben anbringen lassen. Das müsste doch klar sein, denken viele. Es ist es nicht. Die Zahl der Menschen wächst, die mit Weihnachten alles mögliche verbinden, nur nicht das Geburtsfest Jesu. Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern. Danke für diese schlichte Plakataktion!
Wer aber weiß, wie sehr Weihnachten selber in der langen Geschichte des Alten Bundes, des jüdischen Volkes wurzelt. Heute, vier Tage vor dem Heiligen Abend, lohnt es sich, auf diese Wurzeln zu blicken.
Jesus wird oft als „Sohn Davids“ bezeichnet. „Gott wird ihm den Thron seines Vater David geben“, so sagt der Engel Gabriel zu Maria, als er ihr das Kind ankündigt, das sie empfangen wird. Von König David spricht deshalb auch die alttestamentliche Lesung des heutigen Vierten Adventsonntags.
Was war da geschehen, rund 1000 Jahre vor Jesu Geburt? David war König Israels geworden. Er hat es geschafft, das Land zu einen, die zwölf Stämme des jüdischen Volkes zu einem Reich zusammenzuschließen. Jerusalem hat er erobert und zu seiner Hauptstadt gemacht. Nun, auf dem Höhepunkt seiner Macht, will er auch ein angemessenes Gotteshaus bauen, einen schönen und großen Tempel. Der Gott Israels soll nicht länger in einem Zelt wohnen. Denn bisher wurde die Bundeslade in einem Zelt aufbewahrt, wie in den langen Jahren, da Israel durch die Wüste zog, von Mose geführt.
Jetzt soll das anders werden. Jetzt will König David seinem Gott ein ordentliches Gotteshaus errichten. Doch es kommt ganz anders. Gott gibt dem König durch Natan, den Propheten, eine überaschende Antwort: Nicht du wirst mir ein Haus bauen, sondern ich dir! Ein Haus, das kann mehr sein als ein Gebäude. Wir reden vom „Haus Habsburg“ und meinen damit nicht die Hofburg oder Schönbrunn, sondern die Familie, die Generationen des alten „Herrscher – Hauses“.
So die Verheißung an David: „Dein Thron soll auf ewig Bestand haben“. Gott verspricht dem König, dass seine Dynastie für immer herrschen wird. Hat Gott sich geirrt? Das Königtum der Nachkommen Davids ist in Israel untergegangen. Das „ Haus David“ hat zwar weiterexistiert, aber verarmt und politisch unbedeutend. In Nazareth lebten solche Nachkommen Davids. Joseph war einer von ihnen. Vielleicht auch Maria. Jesus ist also wirklich „Sohn Davids“. Aber wie anders als erwartet! Er hat nicht das Königreich seines Vaters David wieder hergestellt. Sein Thron war ein Futtertrog bei der Geburt und ein Holzbalken beim Sterben. Und doch hat er die Prophetie Natans erfüllt: Seine Herrschaft wird kein Ende haben. Sein Reich wird nie untergehen. Es ist Gottes Reich. Das Reich des Lebens, der Liebe, der Gerechtigkeit. Es wird stärker sein als alle Reiche dieser Welt. Keines hat ewig bestanden. Alle Reiche gehen einmal unter. Nur nicht das Reich Jesu. Was feiern wir noch zu Weihnachten? Die Geburt Jesu, des Sohnes Davids! Trotz aller Weihnachtsmänner, Elche und „Season´s Greetings“.
In jenen Tagen als König David in seinem Haus wohnte und der Herr ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte, sagte er zu dem Propheten Natan: Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt.
Natan antwortete dem König: Geh nur und tu alles, was du im Sinn hast; denn der Herr ist mit dir.
Aber in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan: Geh zu meinem Knecht David, und sag zu ihm: So spricht der Herr: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne? Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist.
Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet, und ich will dir einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist. Ich will meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort sicher wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.
Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen wird. Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen.
Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein. Dein Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben; dein Thron soll auf ewig Bestand haben.