Jesus ist barmherzig! Er weiß, aus welchem Stoff wir sind. Statt Vorwürfen Frieden! Statt uns unser Versagen vorzuhalten, spricht er uns Mut und Zuversicht zu.
Jesus ist barmherzig! Er weiß, aus welchem Stoff wir sind. Statt Vorwürfen Frieden! Statt uns unser Versagen vorzuhalten, spricht er uns Mut und Zuversicht zu.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Sonntag der Barmherzigkeit,
2. Sonntag der Osterzeit,
Weißer Sonntag,
19. April 2009 (Joh 20,19-31)
Barmherzigkeitssonntag - so heißt er seit dem Jahr 2000. Damals hat Papst Johannes Paul II. einem seiner großen Anliegen Ausdruck verliehen: Gott ist unfassbar barmherzig! Aber warum soll das gerade am Sonntag nach Ostern besonders gefeiert werden? Was sagt uns das heutige Evangelium dazu?
Mich berührt eines immer mehr am Bericht vom Kommen des Auferstandenen zu seinen Jüngern. Aus Angst, selber gefangen genommen zu werden wie Jesus, haben sie sich verbarrikadiert, in dem Raum, in dem sie mit Jesus das letzte Mahl gefeiert hatten. Dort blieben sie die ganze Zeit, ließen Jesus allein auf seinem Leidensweg, allein am Kreuz (außer Johannes), kümmerten sich nicht einmal um seine Leiche, um eine ordentliche Bestattung. Wirklich nicht heldenhaft, aber menschlich verständlich.
Und da kommt Jesus. Trotz der verschlossenen Türen ist er da, lebendig, der tot und begraben war, mitten unter ihnen. Und nun das Erstaunliche: kein Wort des Vorwurfs! „Wo wart ihr denn? Warum habt ihr mich alle verlassen?“ Ganz im Gegenteil: „Friede sei mit euch!“ Jesus ist barmherzig! Er weiß, aus welchem Stoff wir sind. Statt Vorwürfen Frieden! Statt uns unser Versagen vorzuhalten, spricht er uns Mut und Zuversicht zu.
Papst Johannes Paul II. wollte, dass allen Menschen die Botschaft vom barmherzigen Gott ins Herz geschrieben werde. Mich erschreckt es immer wieder, festzustellen, wie tief gerade in Österreich das Bild vom strafenden Gott sitzt. Wie kam es dazu? Es hat sicher eine lange Geschichte, an der wir Priester mit schuld sind. Manche fürchten: Wenn man zu viel vom „lieben“ Gott redet, dann „tun die Leute, was sie wollen“. Deshalb meinen sie, man müsse auch mit der Strafe Gottes drohen, um vor der Sünde zu warnen.
Es stimmt schon: Jesus hat auch gewarnt. Er hat die ernsten Folgen der Sünde aufgezeigt. Aber mit dem Sünder war er barmherzig, vor allem, wenn Menschen nicht hartherzig waren. So einer war der Apostel Thomas. Er wollte nur glauben, wenn er auch sehen kann. Er wollte nur an die Auferstehung Jesu glauben, wenn er ihn auch berühren kann. Jesus hat ihm das gewährt. Er durfte ihn sehen und berühren. Und sprach dann dieses wunderbare, starke Bekenntnis zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“
Sonntag der Barmherzigkeit! Jesus ist barmherzig mit allen, die sich wie Thomas mit dem Glauben schwer tun. Er schimpft nicht, tadelt nicht. Er kommt uns entgegen. Er lässt sich berühren. Ich finde es tröstlich, dass auch ein Zweifler wie der Apostel Thomas zu Jesus findet. Und es ist ermutigend zu sehen, dass aus dem „ungläubigen Thomas“ ein tiefgläubiger Mann wurde.
Heute ist in vielen Pfarren die Feier der Erstkommunion. Die Barmherzigkeit Jesu gilt besonders den Kindern. Sie hat er so geliebt, dass er sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran.“ Wie schön wäre es, wenn die vielen Kinder, die heute Jesus zum ersten Mal im eucharistischen Brot empfangen, auch weiterhin zu Jesus kämen - im Sonntagsgottesdienst (mit ihren Eltern)!
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan.
Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.