Jede Schwangerschaft ist ein Wunder, ein staunenswertes, geheimnisvolles Geschehen.
Jede Schwangerschaft ist ein Wunder, ein staunenswertes, geheimnisvolles Geschehen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 4. Adventsonntag,
20. Dezember 2009 (Lk 1,39-45)
In wenigen Tagen ist Weihnachten. Der Advent sollte darauf vorbereiten. Vor lauter Adventmärkten und Adventkonzerten kommt der eigentliche Sinn des Advents kaum mehr zum Vorschein. Dazu bräuchte es Stille, und die ist zurzeit Mangelware. Denn die großen Dinge geschehen meist abseits vom Rampenlicht.
Das heutige Evangelium vom Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth berichtet etwas ganz Großes, das ganz im Verborgenen geschah. Zwei schwangere Frauen begegnen einander. Die eine ist schon sechs Monate schwanger, die andere hat eben erst empfangen. Die Künstler haben dieses Motiv gerne festgehalten, wie die beiden Frauen einander begrüßen und umarmen.
Jede Schwangerschaft ist ein Wunder, ein staunenswertes, geheimnisvolles Geschehen. Es tut uns allen gut, gerade im Blick auf Weihnachten, daran zu denken, dass auch wir so begonnen haben, im Schoß der Mutter, und da gewachsen sind bis zum Tag der Geburt. Weihnachten ist so ein einzigartiges Fest, weil Gott selber diesen Weg gegangen ist. Jesus, der Sohn Gottes, wollte Mensch werden wie wir. Seine Geburt ist Gottes Kommen in unsere Welt. Unscheinbar. Ohne Lärm und ohne Spektakel.
So ist auch die Begegnung zwischen Elisabeth und Maria. Da ist die Freude des Wiedersehens, das herzliche Begrüßen. Da ist vor allem das, was beide unter ihrem Herzen tragen: ihre Kinder. Da ist aber noch mehr. Der Evangelist Lukas nennt es den Heiligen Geist. Er erfüllt beide in dieser Begegnung, und das macht sie so besonders.
Bei Elisabeth regt sich das Kind heftig in ihrem Schoß. Sie versteht dieses Zeichen. Ihr Kind, das später der große Wegbereiter Jesu werden wird, Johannes der Täufer, begrüßt das Kind in Marias Schoß. Es ist die erste Begegnung, schon im Mutterschoß. Und Elisabeth spricht ein Lob Marias aus, das seither unzählige Male wiederholt wurde: „Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.“ In jedem Ave Maria werden diese Worte Elisabeths aufgegriffen, wird Maria für ihren Glauben und ihr Kind gedankt.
Viele rennen in diesen Tagen, um noch letzte Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Szene des heutigen Evangeliums spricht eigentlich vom schönsten und wichtigsten Weihnachtsgeschenk: Maria bringt ihr Kind zu Elisabeth, noch bevor es geboren wurde. Und das löst große Freude aus. Jesus als Weihnachtsgeschenk mitbringen! Er ist ja dasGeschenk Gottes an die Menschen. Wegen ihm gibt es das Weihnachtsfest. Gott begegnet uns so nahe, so klein, so persönlich in diesem Kind, in Jesus.
Jesus „mitbringen“: Wenn wir ihn durch den Glauben im Herzen tragen, dann wird es zu echten, schönen Begegnungen kommen. Und das ist kostbarer als all die vielen Weihnachtsgeschenke.
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.