"Mut meint diese Kraft zum Trotzdem. Ich tue etwas trotz und mit meiner Angst, weil ich etwas vor Augen habe, was ich als richtig erkenne, weil ich etwas anstrebe möchte, was mir wichtig ist.“
"Mut meint diese Kraft zum Trotzdem. Ich tue etwas trotz und mit meiner Angst, weil ich etwas vor Augen habe, was ich als richtig erkenne, weil ich etwas anstrebe möchte, was mir wichtig ist.“
Die Ordensfrau und Autorin Melanie Wolfers erklärt uns, warum wir ständig im Leben Mut aufbringen müssen, auch wenn wir uns schwer damit tun. Sie gibt uns einen Vorgeschmack auf die Serie in der Fastenzeit, die sie für den SONNTAG schreiben wird.
Melanie Wolfers wird uns in einer eigenen Serie im SONNTAG durch die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern hin begleiten.
Die Autorin mehrerer Bestsellerbücher aus den Bereichen Theologie, Spiritualität und Lebenshilfe hat Theologie und Philosophie studiert und trat 2004 der Ordensgemeinschaft der Salvatorianerinnen bei.
Sie sieht ein besonderes Ziel in ihrer Arbeit: „Ich möchte durch meine Bücher, Vorträge und Kurse Menschen helfen, dass sie einen genaueren Blick für ihr Leben gewinnen, auf wichtige Fragen aufmerksam werden und zu ihrer Antwort finden.“
Ihr aktuelles Buch heißt „Trau dich, es ist dein Leben. Die Kunst, mutig zu sein“. Um Mut wird es auch in ihrer Fastenzeitserie in unserer Zeitung gehen.
Aber was bedeutet es eigentlich, mutig zu sein in der heutigen Welt? „Häufig denken wir, Mut ist, wenn wir in außergewöhnlichen Situationen uns heldenhaft verhalten“, sagt Melanie Wolfers. „Das kann auch mutig sein. Gott sei Dank sind wir nicht so häufig in diese Situation hineingeworfen.“
Mut ist für die Ordensfrau eine Alltagstugend. Also wenn wir jemanden unsere Liebe eingestehen, wenn wir eine weitreichende Entscheidung treffen, wenn wir in der Arbeit eine Idee ins Team einbringen, ohne zu wissen, ob diese Idee aufgegriffen wird.
„In all diesen Situationen verhalte ich mich mutig, denn ob meine Liebe ein Echo findet oder im Leeren verhallt, ob die Entscheidung aufgeht, wie erhofft, oder ich nur eine Bruchlandung hinlege, ob die Idee vom Team aufgegriffen oder belächelt wird, das habe ich nicht in der Hand.“
Melanie Wolfers hat eine klare Vorstellung vom Mutigsein: „Sich auf Ungewisses einlassen und die Gefahr eingehen, ich könnte möglicherweise auf die Nase fallen. Mut meint diese Kraft zum Trotzdem. Ich tue etwas trotz und mit meiner Angst, weil ich etwas vor Augen habe, was ich als richtig erkenne, weil ich etwas anstrebe möchte, was mir wichtig ist.“
Wofür muss Melanie Wolfers Mut aufbringen? „Ein Bereich, der mich immer wieder etwas kostet, ist das Schreiben“, gesteht die Bestsellerautorin. „In allem Kreativen gebe ich etwas von mir selber preis und ich schreibe durchaus auch mit persönlichen Bezügen, zeige mich selber als Person und erkenne dann sehr lautstarke selbstkritische Stimmen, wenn ich dann anfange, ein neues Kapitel zu schreiben.“
Dann fängt in ihr die innere Selbstkritikerin an und sagt: „Viel zu banal, interessiert überhaupt keinen. Also so kann man das nicht ausdrücken.“ Stimmen, die sie irgendwie hemmen oder auch ein Stückchen Angst einjagen, unsicher machen, man will sich auch nicht blamieren.
Melanie Wolfers: „In einer solchen Situation sage ich, Moment einmal, was ist denn daran realistisch oder nicht, und schreibe dann trotzdem so, wie ich es eigentlich von innen her möchte und nicht, wie ich glaube, dass ich gut ankomme. Denn dann wird schreiben austauschbar. Dafür braucht es Mut. Das gelingt mir unterschiedlich gut.“
Melanie Wolfers ist fest der Überzeugung, dass Mut eine universale Anziehungskraft ausübt. Mutig sein will jeder. „Es ist ganz interessant, wenn man sich die klassischen Laster anschaut: Geiz ist heute geil geworden, Feigheit nicht. Das ist das einzige Laster, was nicht in unserer heutigen Gesellschaft zu einer Tugend geworden ist. Feige möchte keiner sein.“
Die Autorin hat ein Bild vor sich: Jeder möchte am Abend eines Tages, am Abend des Lebens noch in den Spiegel schauen und sagen können: „Ja, ich bin im Großen und Ganzen dankbar für das, was ich in und aus meinem Leben gemacht habe.“
Und was gibt Melanie Wolfers persönlich einen Halt im Leben? Für die Ordensfrau sind Freundschaften sehr wichtig. „Bildlich gesprochen: Ich kann mich nur soweit aus dem Fenster lehnen, als ich von jemanden an den Füßen gehalten werde.
Mit Menschen, die mir nahestehen, bespreche ich Dinge, wo ich selbst davor zurückscheue. Gemeinsam schauen wir, ob es passt oder nicht. Ich weiß, sie werden zu mir stehen, wenn es nicht gut gehen sollte, aber es ist wichtig, dass ich es tue“, sagt Melanie Wolfers.
Der Glaube spielt klarerweise eine ganz zentrale Rolle in ihrem Leben, der ihr Schutz gibt, nicht auf die Angst zu hören, wenn sie zu vorlaut wird. „Angst ist immer mit an Bord unseres Lebens. Das ist gesund. Angst schützt uns, Angst ist total wichtig, aber die Angst hat manchmal die Gefahr, wie alles in unserem Leben, wenn sie sich zu überdimensioniert ausbreitet. Dann hindert Angst einem im Leben und lähmt einen sklavisch. Für mich ist schon gerade aufgrund meines Glaubens die persönlichen Lebensmaxime: ‚Melanie, schenk deinem Vertrauen in dich, in andere, ins Leben, in Gott mehr Glauben als deiner Angst, wenn sie dich vom Leben hindern will.‘“
mit Sr. Melanie Wolfers SDS durch die Fastenzeit: