Der Präsident der Caritas Österreich, Michael Landau, begrüßte zwar die "guten Ansätze im Regierungsprogramm", etwa das "Bekenntnis zur Zweckbindung der Wohnbauförderung der Rückflüsse". Das allein sei jedoch zu wenig.
Der Präsident der Caritas Österreich, Michael Landau, begrüßte zwar die "guten Ansätze im Regierungsprogramm", etwa das "Bekenntnis zur Zweckbindung der Wohnbauförderung der Rückflüsse". Das allein sei jedoch zu wenig.
Caritaspräsident zur aktuellen EU-SILC-Erhebung mit 1,2 Millionen armutsgefährdeten Österreicher: Zunehmende Ungleichverteilung bei Einkommen ist "gesellschaftlich ungesunde Entwicklung".
Die aktuell erhobene Zahl von 1,2 Millionen armutsgefährdeten Menschen bzw. 14,4 Prozent der österreichischen Bevölkerung "muss für die Regierung ein Alarmzeichen sein": Das betonte Caritaspräsident Michael Landau mit Blick auf die EU-SILC-Erhebung, die Europäische Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen, die erstmals auf Verwaltungsdaten zurückgegriffen hat und sich nicht wie bislang auf eine Einkommensbefragung der Bürger beschränkte. Die Politik müsse die "großen Herausforderungen ernsthaft und mutig angehen", so Landau. Alleinerziehende, Mehr-Kind-Familien und Langzeitarbeitslose seien besonders gefährdet.
Die Einkommenserhebung zeige "mehr Ungleichverteilung bei den Einkommen als bisher dargestellt. Das ist eine gesellschaftlich ungesunde und wirtschaftlich problematische Entwicklung, die hier offen gelegt wird", so der Caritaspräsident. Vielfach betroffen seien auch Menschen mit Migrationshintergrund und vor allem Frauen. Die EU-SILC-Daten würden sich in den Caritas-Sozialberatungsstellen wiederspiegeln: "Es sind genau diese Zielgruppen, die als letzten Ausweg die Caritas aufsuchen".
Als eine zunehmende Armutsfalle konstatierte der Caritaspräsident die steigenden Wohnungskosten. Der Erhebung zufolge geben 20 Prozent der Bevölkerung mehr als ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen aus, im Jahr 2011 waren es noch 18,2 Prozent. "Rund 263.000 Menschen leben in Wohnungen, die sie nicht angemessen warm halten können", so Landau.
Der Präsident der Caritas Österreich begrüßte zwar die "guten Ansätze im Regierungsprogramm", etwa das "Bekenntnis zur Zweckbindung der Wohnbauförderung der Rückflüsse". Das allein sei jedoch zu wenig. "Wir brauchen ein neues Mietrecht, das mehr Fairness, mehr Transparenz bringt. Und es braucht tatsächlich eigenmittelfreie Wohnungen", forderte Landau.
Kritik äußerte die Caritas zudem an einer "zu hohen Belastung der Löhne" durch Steuern und Sozialabgaben. Dies wirke sich besonders bei Menschen mit niedrigen Einkommen "fatal" aus. Die im Regierungsübereinkommen geäußerte Absichtserklärung, den Eingangssteuersatz in Richtung 25 Prozent zu senken, sei zu wenig, mahnte Landau: "Es müssen konkrete Schritte gesetzt werden".
Die Politik sei außerdem gefordert, Schritte gegen Bildungsmängel und der damit zusammenhängenden Armutsgefährdung bzw. -beschleunigung zu setzen. Bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss sei die Armutsgefährdung mit 20 Prozent überdurchschnittlich hoch. Landau forderte daher eine Reform des Bildungssystems, das "alle Menschen, egal welcher sozialen oder geografischen Herkunft, auf die Bildungsreise mitnimmt". Das Bildungssystem dürfe kein Kind zurücklassen, hier seien "engagierte Reformen" notwendig, um "Armutskreisläufe zu durchbrechen".
Auch wenn die Gruppe armutsgefährdeter Personen mit keiner oder sehr geringer Erwerbsintensität gemäß den aktuellen EU-SILC-Zahlen rückgängig sei und Österreich in Relation zu den meisten anderen EU-Mitgliedsländern, die sich insgesamt auf eine Reduktion des Anteils ausgrenzungsgefährdeter Personen um 20 Millionen verpflichtet haben, gut durch die Krise gekommen sei, sei dies "kein Grund zufrieden zu sein", mahnte Landau, der die neue Bundesregierung zu konkreten Schritten für die Armutsbekämpfung und -prävention aufforderte.
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