„In der Art und Weise, wie wir essen und trinken, sagen wir sehr viel darüber, wie wir uns selber verstehen, und unsere Beziehung zum anderen sowie zu den Nahrungsmitteln“, erklärt Theologe Michael Rosenberger.
„In der Art und Weise, wie wir essen und trinken, sagen wir sehr viel darüber, wie wir uns selber verstehen, und unsere Beziehung zum anderen sowie zu den Nahrungsmitteln“, erklärt Theologe Michael Rosenberger.
Mit der Ethik und der Spiritualität der Ernährung setzt sich Moraltheologe Michael Rosenberger auseinander.
Es ist ein Kennzeichen unserer modernen Welt: Wir haben tausendmal mehr Möglichkeiten als die Generationen vor uns – auch beim Essen und Trinken.
Wir können so viele und so unterschiedliche Produkte erwerben und genießen, wie vor uns keiner. Früher musste man nehmen, was da war.
Die neue Freiheit kann auch zu einer Last werden, weil wir gezwungen sind, ständig Entscheidungen zu treffen. Und dann zu überlegen, ob wir es nicht doch anders haben wollen.
„In der Art und Weise, wie wir essen und trinken, sagen wir sehr viel darüber, wie wir uns selber verstehen, und unsere Beziehung zum anderen sowie zu den Nahrungsmitteln“, erklärt Theologe Michael Rosenberger. Ein Veganer (verzehrt keine Nahrungsmittel tierischen Ursprungs, Anm.) drücke aus, dass er einen hohen Respekt vor Tieren habe und nicht auf deren Kosten leben möchte, so Rosenberger.
„Ist Fleisch Bestandteil meiner Nahrung, heißt das nicht, dass ich Tiere verachte, auch nicht, dass ich für Tierquälerei bin. Es heißt aber, ich gehe davon aus, dass ich das Tier in dieser Weise nutzen und auch töten darf.“
In der Art und Weise, wie man sich ernährt, werde viel von der Beziehung zwischen Mensch und Tier ausgedrückt, meint Michael Rosenberger, der sich intensiv mit Schöpfungsethik und Schöpfungsspiritualität auseinandersetzt.
„Die Ernährung ist ein Vorgang, der uns sehr demütig und bescheiden machen sollte“, sagt der katholische Priester, „wenn ich mir dessen bewusst bin, dass man Leben zerstören muss, um selber leben zu können, macht mich das sehr klein. Ich kann nur leben, weil andere ihr Leben hergeben. Da hat Überheblichkeit keinen Platz.“
Demut bedeutet für den Moraltheologen weder Unterwürfigkeit noch die Geringschätzung seiner selbst. Er bezieht sich auf das Verständnis der Kirchenväter der frühen Kirche:
Das lateinische Wort für „Demut“ – „humilitas“ – enthalte den Begriff „humus“ – „Erde“. „Ich weiß, dass ich von der Erde komme und irgendwann dahin zurückkehre, und mich in der Zeit zwischen Geburt und Tod von den Früchten der Erde ernähren muss“, erläutert Michael Rosenberger, „das verbindet mich mit allem Lebendigen in sehr tiefer Weise.
Es ist ein Geschenk der Schöpfung an mich, dass ich leben und mich ernähren darf.“ Betrachte und erlebe man den Ernährungsvorgang auf diese Weise, liege darin etwas Positives, Befreiendes und Frohmachendes.
Michael Rosenberger ist römisch-katholischer Priester, Moraltheologe und Professor der
Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz.
Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Schöpfungsethik und Schöpfungsspiritualität. 2004 wurde er in die Gentechnik-Kommission des Gesundheitsministeriums berufen und zum Umweltsprecher der Diözese Linz ernannt.
Michael Rosenberger Im Brot der Erde den Himmel schmecken
Ethik und Spiritualität der Ernährung |
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