Minenarbeiter in der Demokratischen Republik Kongo.
Minenarbeiter in der Demokratischen Republik Kongo.
"Jugend Eine Welt" weist auf besondere Verantwortung der Konsumenten hin.
Mit einem Appell, die Ausbeutung durch Kinderarbeit beenden zu helfen, hat sich die Dreikönigsaktion (DKA) an österreichische Unternehmen und staatliche Stellen gewandt. Im Vorfeld des am 12. Juni 2018 begangenen Internationalen Tag gegen Kinderarbeit machte das Hilfswerk der Katholischen Jungschar darauf aufmerksam, dass laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) immer noch weltweit 168 Millionen Kinder arbeiten und mehr als die Hälfte unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen z.B. in Bergwerken, auf Kakaoplantagen oder Baumwollfeldern, in Fabriken leiden. Um diese Missstände zu beenden, könne auch Österreich einen Beitrag leisten. Darauf macht auch "Jugend Eine Welt" anlässlich des Welttags aufmerksam.
"Es ist kaum vorstellbar, was die betroffenen Kinder erleiden müssen", heißt es in einer DKA-Aussendung: täglich 10 Stunden arbeiten, schwere Lasten tragen, giftige Dämpfe einatmen, in enge Bergwerksstollen kriechen, bedroht und geschlagen werden. Jedes Jahr würden etwa 22.000 Kinder bei Arbeitsunfällen sterben. Viele Kinder würden verschleppt, wie Sklaven verkauft, sexualisierter Gewalt ausgesetzt oder als Kindersoldaten missbraucht. Zu den gesundheitlichen Schäden und seelischen Verletzungen kommt laut der Dreikönigsaktion der fehlende Schulbesuch. Ohne Ausbildung sei es den arbeitenden Kindern unmöglich, der bitteren Armut zu entkommen.
Eine nachhaltige Lösung für Kinderarbeit hieße Armut zu reduzieren und Einkommen gerechter zu verteilen, betonte die Dreikönigsaktion. Unternehmen müssten bei ihren Zuliefer-Firmen darauf bestehen, dass die Löhne der Erwachsenen steigen. Nur so sei gewährleistet, dass das Familieneinkommen steigt und Kinderarbeit überflüssig wird. Das Gleiche gelte für staatliche Stellen bei ihrer Beschaffungspolitik. Zudem müsse die Bundesregierung bei internationalen und bilateralen Treffen ihre Stimme für die Kinderrechte erheben, forderte die DKA.
Wichtig sei aber auch, arbeitende Kindern direkt zu unterstützen, zum Beispiel die Initiative "Schule statt Kinderarbeit" im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Das Partnerprojekt der Dreikönigsaktion befreit Kinder aus schwerer Kinderarbeit und ermöglicht regelmäßigen Schulbesuch. Nur wenn die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen, hätten sie eine positive Perspektive für die Zukunft. Zusätzlich werden die indischen Eltern durch Mikrokredite unterstützt, um ein höheres Familieneinkommen zu erreichen. (Spenden für "Schule statt Kinderarbeit" auf das Konto der Dreikönigsaktion: IBAN AT23 6000 0000 9300 0330, Verwendungszweck: "Schule statt Kinderarbeit"
"Mindestens 139 Produkte aus 75 Ländern enthalten Kinderarbeit": Anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit wies die katholische Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" auf die besondere Verantwortung der Konsumenten hin. Die Wahrscheinlichkeit, beim Einkauf auf Produkte zu stoßen, in denen Kinderarbeit steckt, sei besonders bei Warengruppen wie Schokolade, Kaffee, Zucker, Tee, Nüssen, Palmöl, Gold, Handys, Tabak oder Kleidung relativ hoch. "Leider ist das Bewusstsein für die Problematik missbräuchlicher Kinderarbeit noch wenig ausgeprägt, es bräuchte mehr Aufklärung und eine bessere Kennzeichnung der Produkte", stellte "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer fest. "Statt über die Allmacht großer Konzerne oder die untätige Politik zu jammern, können wir aber auch selbst aktiv werden."
Konsumenten sollten sich besser informieren, lokal hergestellten Produkten bzw. solchen aus Fairem Handel den Vorzug geben und mehr Druck auf Unternehmen ausüben, damit diese missbräuchliche Kinderarbeit in ihrer Produktions- und Lieferkette ausschließen, regte die Hilfsorganisation an. Immerhin habe sich Österreich dazu verpflichtet, die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen, die eine Beendigung von Kinderarbeit bis zum Jahr 2025 vorsieht. "Bis dahin ist noch viel zu tun", so Heiserer.
Die Anzahl der Kinderarbeiter sei zwar von geschätzten 246 Millionen im Jahr 2000 auf rund 152 Millionen zurückgegangen. Doch leider gebe es auch einen umgekehrten Trend, informierte "Jugend Eine Welt": So sei der Missbrauch von Kindern im Zusammenhang mit Online-Pornografie und "Mikro"-Drogenhandel, bei dem Kinder Kleinstmengen transportieren, in den vergangenen Jahren angestiegen. Zudem hätten Konflikte wie der Syrienkrieg zu einem Anstieg der Kinderarbeit geführt: In Jordanien, der Türkei oder dem Libanon seien zahlreiche geflüchtete syrische Familien vom Zuverdienst ihrer Kinder abhängig.
Besonders problematisch sei der Abbau von Rohstoffen für Elektronikgeräte in Afrika. Vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, dem weltweit wichtigsten Herkunftsland der für Mobiltelefone nötigen Rohstoffe Coltan und Kobalt, verrichteten oft schon Achtjährige Schwerstarbeit, beklagte "Jugend Eine Welt". Abhilfe schafft ein Don-Bosco-Hilfsprojekt in Goma: Bis 2021 sollen 19 neue Schulklassen und Werkstätten entstehen, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch hochwertige Bildung einen Ausweg aus dem Teufelskreis von Armut und Kinderarbeit ermöglichen.
Weitere "Jugend Eine Welt"-Hilfsprojekte sind im indischen Bundesstaat Haryana und im indischen Vijayawada angesiedelt. (Spenden an "Jugend Eine Welt", IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000; online spenden unter www.jugendeinewelt.at)