Im Kommunionstreit der deutschen Bischöfe gibt es aus Sicht des Passauer Bischofs Stefan Oster "keine Gewinner oder Verlierer".
Im Kommunionstreit der deutschen Bischöfe gibt es aus Sicht des Passauer Bischofs Stefan Oster "keine Gewinner oder Verlierer".
Dank sowohl an Papst "für Klarheit" als auch an Kardinal Marx für Ökumene-Anstoß.
Im Kommunionstreit der deutschen Bischöfe gibt es aus Sicht des Passauer Bischofs Stefan Oster "keine Gewinner oder Verlierer". Das unterscheide diesen Prozess von manchen politischen Verfahren, betonte Oster am Freitag, 8. Juni 2018 in einer Stellungnahme, die der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Und wörtlich: "In Glaubensfragen ringen wir alle gemeinsam darum, der Wahrheit näher zu kommen."
Die Stellungnahme ist nach Angaben eines Sprechers Osters mit den weiteren sechs Bischöfen abgestimmt, die sich unter Federführung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mit der Bitte um Klärung an den Vatikan gewandt hatten. Die deutschen Bischöfe hätten ein gemeinsames Ziel, heißt es in Osters Text weiter: "Im mitbrüderlichen Miteinander zu einem tieferen Verständnis zu gelangen - auch mit unseren Geschwistern aus den anderen Konfessionen."
Der Passauer Bischof äußert sich Papst Franziskus gegenüber "sehr dankbar für Klarheit" in den erbetenen Punkten. Dabei gehe es um ein Thema der ganzen Weltkirche und einen zentralen Inhalt des katholischen Glaubens. Gleichzeitig, so Oster, sei er auch Kardinal Reinhard Marx dankbar. Er hoffe sehr, dass aus dessen Initiative auch ein neuer Anstoß für das ökumenische Gespräch erwachse.
Die vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz angestoßene Debatte habe "ein neues, intensives Nachdenken darüber bewirkt, was uns die Eucharistie eigentlich bedeutet, warum sie uns heilig ist, warum sie Mitte unseres gläubigen Lebens ist - und wie Kirchengemeinschaft und Eucharistiegemeinschaft zusammengehören". Klar sei, "dass wir um diese Fragen weiter ringen müssen und dass wir vor allem Gottes Geist erbeten müssen auf dem Weg zur Einheit". Die entsprechenden Fragen ließen sich jedoch "nicht einfach durch schon bestehende Praxisformen beantworten". Betroffen seien alle Christen, auch die Orthodoxie.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf eine bisher nicht veröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können. Sieben Bischöfe baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung überhaupt von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.
Nach Gesprächen Anfang Mai in Rom verwies der Vatikan den Konflikt zunächst an die deutschen Bischöfe zurück. Marx äußerte sich danach zuversichtlich, dass sie eine einvernehmliche Lösung finden könnten. Über einen am Montag bekanntgewordenen Brief des Leiters der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, zeigte sich Marx "überrascht". Zu der Handreichung heißt es darin, das Dokument werfe eine Reihe ungelöster Probleme auf. Laut Ladaria ist Papst Franziskus zu dem Schluss gekommen, "dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist".
Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller, den ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan, ist das Ringen um den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner "mal wieder so ein richtiges deutsches Eigentor". Aus aller Welt hätten sich Stimmen gemeldet, "die besorgt waren über diesen Anspruch der Deutschen Bischofskonferenz, Schrittmacher und Lehrmeister zu sein für die ganze Weltkirche", sagte Müller der "Passauer Neuen Presse" (Samstag): "Dort fühlte man sich gegängelt und bevormundet." Deutschland dürfe keinen Sonderweg beanspruchen.
Müller kritisierte das Vorgehen der Mehrheit der Bischöfe um den Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx: "Es kann ja nicht sein, dass das Sekretariat der Bischofskonferenz in Deutschland publizistisch nur für den Vorsitzenden arbeitet und die anderen Bischöfe dann als Opposition hingestellt werden."
Es könne auch nicht Ziel der Ökumene sein, dass Teile evangelischer und katholischer Christen sich verbrüdern und dass dann auf katholischer oder evangelischer Seite neue Spaltungen entstehen, so der Kardinal weiter: "Sie müssen nur mal den Ton beachten, in dem einige Bischöfe sich jetzt übereinander geäußert haben und wie andere, denen die jüngste Klarstellung aus Rom nicht passt, jetzt wieder ihren antirömischen Affekt hochgewürgt haben."
Der Brief aus Rom ist aus Müllers Sicht "kein Machtwort, sondern eine Klarstellung, dass es hier um eine Glaubensfrage geht". Die Einheit könne nur in der Wahrheit des Glaubens bestehen, und der einzelne Bischof könne "nicht verpflichtet werden, sich hier einem Mehrheitsdiktat zu unterwerfen oder andernfalls sich als Störenfried diskriminieren zu lassen".
Der frühere Vatikan-Präfekt macht "Hofklatsch" im Vatikan dafür verantwortlich, dass Papst Franziskus seine Amtszeit im Juli 2017 nicht verlängerte. Im Interview sagte Müller, er kenne die genauen Ursachen immer noch nicht: "Es ist eine Tatsache, dass der Papst mir für seine Entscheidung keine Gründe genannt hat und wahrscheinlich auch keine besitzt, dass also ideologische und kirchenpolitische Motive ausschlaggebend waren."
Müller erklärte, er habe damals in Frankreich auf Französisch gesagt, die Glaubenskongregation habe laut ihren Statuten die Aufgabe, den katholischen Glauben durch Symposien, Vorträge und ähnliches in der ganzen Welt zu fördern. Das habe dann jemand dem Papst so vorgetragen, "als hätte ich gesagt, wir müssten das, was er in seinen pastoralen Impulsen macht, theologisch strukturieren, ihm also sozusagen Nachhilfeunterricht erteilen". Müllers Schlussfolgerung: "Das ist der Beleg für das intellektuelle Niveau der Zuträger, die mit ihrem Hofklatsch dem Papst und der Kirche nur schaden."
Der deutsche Kardinal kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Personalauswahl von Franziskus. Dieser müsse es "mit seinem Gewissen ausmachen, auf welche Mitarbeiter er sich stützt. Bei manchen Bischofsernennungen stellt sich die Frage, warum theologische Kompetenz kaum noch berücksichtigt wird." Es sei "immer schädlich in der Kirche, wenn theologische und pastorale Kompetenz gegeneinandergestellt werden", so der Kardinal weiter: ""Bei der Suche nach geeigneten Kandidaten darf man nicht nur fragen: Wer passt zu uns und unserem Netzwerk? Die richtige Frage lautet: Wer könnte ein guter Hirte sein gerade für diese Diözese?"