Es schmerze, festzustellen, dass einige Länder sich aus der Diskussion um einen Migrationspakt der UNO zurückziehen, sagt Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Es schmerze, festzustellen, dass einige Länder sich aus der Diskussion um einen Migrationspakt der UNO zurückziehen, sagt Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Kardinalstaatssekretär Parolin: Rückzüge "schmerzhaft". Vatikan weiter für offene Flüchtlings- und Migrationspolitik und erinnert Politik an Vermittlerrolle.
Der Vatikan hat seine Unterstützung für die Flüchtlings-und Migrationspakte der Vereinten Nationen bekräftigt. Daher schmerze es, "festzustellen, dass einige Länder sich aus dieser Diskussion zurückziehen", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Vortrag am Donnerstagabend in Rom. Zuletzt hatten neben den USA auch Österreich und die Tschechische Republik erklärt, sie wollten sich dem für Dezember geplanten UN-Abkommen nicht anschließen. Polen erwägt dies ebenfalls.
In seinem Beitrag über Menschenrechte und die katholische Kirche verteidigte Parolin den Einsatz des Vatikans für eine offene Flüchtlings- und Migrationspolitik. Diese müsse aber begleitet werden von einer klugen Integrationspolitik, die den Fähigkeiten der jeweiligen Aufnahmeländer entspreche. Leider habe vielerorts die Politik ihre Rolle als Vermittlerin aufgegeben. Stattdessen "gibt sie der unklugen Versuchung eines einfachen Konsenses nach und setzt auf angestammte Ängste der Bevölkerung", so Parolin. Er äußerte sich zur Eröffnung eines internationalen Symposiums der vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., die am Freitag, 16. November 2018, zu Ende ging.
In seinem Vortrag erläuterte der Chefdiplomat des Papstes die Menschenrechtspolitik des Heiligen Stuhls. Zu deren Grundsätzen gehöre zum einen die Universalität der Menschenrechte, die für jeden, überall und immer gelten - ohne Ausnahme. Durch die Entwicklung zahlreicher weiterer Individualrechte drohe hingegen ein "Kurzschluss" von Rechten, der "aus universalen und objektiven Rechten individuell-subjektive" mache.
Menschenrechte verlangten ein ganzheitliches Menschenbild. Sonst führe die Individualisierung von Rechten dazu, dass jeder zum Maßstab nur seines eigenen Handelns werde und so einer "Globalisierung der Gleichgültigkeit" den Weg mit bereite.
Weiterhin unterstrich Parolin das Grundrecht auf Leben von Beginn an bis zu seinem natürlichen Ende und verteidigte den Einsatz des Papstes zur Abschaffung der Todesstrafe. Ein weiterer Schwerpunkt vatikanischer Menschenrechtspolitik sei das Bestehen auf Gewissens-und Religionsfreiheit für alle Bürger eines Gemeinwesens im privaten wie öffentlichen Raum.
Zu Beginn hatte Parolin eingeräumt, dass die katholische Kirche sich zunächst von einer Gegnerin der Menschen- und Bürgerrechte der Französischen Revolution (1789) über die erste päpstliche Sozialenzyklika von 1891 und das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zu einer Verteidigerin von Menschenrechten entwickelt habe.